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Julien hat keine Erinnerung mehr. Er taumelt mit seiner Mutter durch zerstörte Straßenzüge, Schutt und Chaos. Alle Dämonen der Hölle scheinen auf Erden zu wandeln und die Menschen vernichten zu wollen. Der blutige Kampf scheint bereits verloren und die Menschen fliehen panisch vor den grausigen Gestalten, die aus der Tiefe hervorquellen. Julien versucht sich krampfhaft zu erinnern, er ahnt, dass er eine wichtige Aufgabe in diesem Kampf hat. Da begegnet ihm der dreigestaltige Gott und fordert ihn auf, seine Kräfte zu nutzen.
Gabriel, gefallener Engel und verdammter ehemaliger Wächter, hat sich bis zu den drei ersten Türmen nach oben gekämpft und versucht, die Truppen Gottes um sich zu scharen. Sie müssen den ersten, heiligsten Turm vor den Heerscharen der Hölle schützen, selbst wenn es ihr eigener Untergang sein sollte. Doch auch im Himmel stehen die Zeichen schlecht und der letzte Kampf scheint bereits verloren. Doch Gabriel will nicht aufgeben.
Anya, ehemalige Geliebte Gabriels und in die Hölle verdammt, wird damit beauftragt, Gabriel zu stoppen. Ausgerechnet ihre einzige Liebe droht in dem Kampf zwischen Hölle und Himmel zum alles entscheidenden Faktor zu werden.
Der vierte und letzte Band der Serie "Das letzte Paradies" des Autorenduos Ange und des Illustrators Philippe Xavier beginnt blutig. Egal auf welcher Ebene die Fantasy-Geschichte spielt, es wird gekämpft. Seitenweise beherrschen Bilder wüster, grausamer Schlachten das Geschehen. Fast ohne Text, allein auf die Wirkung der Bilder vertrauend, wird die Geschichte noch dramatischer, spannender und wirrer als in den ersten drei Alben. Der Leser wird hin und her gerissen zwischen den drei Protagonisten. Doch weder auf der Ebene der Hölle, noch auf Erden und schon gar nicht im Himmel wird deutlich oder verständlich, wohin sich die Dinge entwickeln.
Erst auf den letzten Seiten offenbaren die Autoren (im wahrsten Sinne dieses Wortes) die Lösung. Ein wenig pathetisch und übertrieben werden die Dialoge plötzlich, vor lauter schicksalsschwangeren Sätzen bekommt man fast Schwindelanfälle. Man muss schon ein Freund von wahrhaft großen Antworten sein, um hier nicht mit dem Kopf zu schütteln. Es wird von Gott bis Satan, vom neuen Christus bis hin zu Engeln, die zu Teufeln, und Dämonen, die zu Weltenrettern werden, alles aufgefahren, was an mystischen Wesen und Varianten möglich wäre an einem wirklich Jüngsten Tag.
Am Ende sind zwar alle Handlungsstränge zusammengeführt und alle Fragen beantwortet, doch zufrieden macht die Botschaft von Ange und Xavier nicht. "Das war alles?" ist die erste Frage, die dem Leser unwillkürlich einfällt, wenn nach vier Alben und mehreren hundert Seiten blutigem Kampf, Tausenden von toten Engeln und Dämonen auf zwei oder drei Seiten und mit einigen hehren Sätzen die Geschichte abgeschlossen wird. Am größten aber ist die Enttäuschung darüber, dass dieses großartige Szenario, die wirklich spannende Liebesgeschichte zwischen Anya und Gabriel so kurz und plötzlich zu Ende sein soll. Fast möchte man ausrufen, dass ein fünfter Band nicht schlecht wäre, wenn das denn nach diesem Ende noch möglich wäre.
"Das verlorene Paradies - Erde" ist ein Muss für Leser der ersten drei Teile und für Fans von Ange und Xavier. Zwar endet das Abenteuer sehr abrupt und übertrieben pathetisch, doch können vor allem die wunderbaren Zeichnungen von Xavier mehr als begeistern. Seine Visualisierung der Hölle ist allein schon den Kauf dieses Albums wert.