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Mit "Neonazis in Nadelstreifen" erschien beim Berliner Links-Verlag im Frühjahr 2008 ein Buch, dessen Autoren sich mit der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) und ihrer Verankerung in der bundesdeutschen Gesellschaft befassen.
Nach einer kurzen Einführung, in der der Leser auf den neuesten Stand hinsichtlich der Veränderung innerhalb der NPD, sowohl personell als auch imagetechnisch, gebracht wird, macht Andreas Speit mit "Höchststrafe für das deutsche Parteiensystem" den Anfang. In diesem knapp dreißig Seiten umfassenden Kapitel beschäftigt er sich eingehend mit der Verankerung der NPD in den Kommunen und den Beziehungen zu anderen rechten Parteien oder auch zu braunen Kameradschaften. Im Anschluss macht Speit die "Intellektuelle Aufrüstung" zum Thema. Im folgenden Kapitel wird die Situation im Freistaat Bayern betrachtet. Abermals werden Kameradschaften thematisiert, aber auch das Verhalten gegenüber dem politischen Gegner wird einer genauen Betrachtung unterzogen. Im Kapitel "Braune Kanäle" legt Autorin Andrea Röpke die Finanzströme der NPD offen. Finanzierung, Sponsoring und Wirtschaftsnetzwerke sind die Schlagworte in diesem ausführlichen und gut lesbaren Kapitel. Weitere Kapitel widmen sich der Rolle der Frau im Denken der Partei und der damit einhergehenden Instrumentalisierung. "Soldatische Kindererziehung" und "Protestnoten für Deutschland" beschäftigen sich mit einer anderen Erscheinung innerhalb der rechten Szene: Jugendcamps und gewaltverherrlichende, radikale Musik sowie Werbung und Merchandising. Den Schluss bildet "Der gelenkte Mob". Rechte Gewalt in der Gegenwart und "national befreite Zonen" werden thematisiert.
Auf über zweihundert Seiten wird die NPD und ihr gesamtes Umfeld akribisch beleuchtet und die Veränderungen der vergangenen Jahre dokumentiert. Das liest sich bisweilen etwas trocken und ist naturgemäß auch nicht sehr unterhaltsam. "Nazis in Nadelstreifen" lässt es schon erahnen: In diesem Buch geht es weniger um das Anprangern von rechter Gewalt als solcher, sondern statt dessen um die Versuche der NPD sich volksnah, gutbürgerlich und selbstredend auch demokratisch zu präsentieren. Der Leser erhält vielfach Gelegenheit, diverse Einnahmequellen und Gönner der Partei sowie die Folgen des Strategiewechsels der Rechten nachzuvollziehen. Im letzten Drittel des Buches werden die finanziellen Aspekte ein wenig zurückgestellt. Sehr anschaulich schildern die Autoren die in der öffentlichen Wahrnehmung nur wenig beachtete rechte Musikszene. Auch der Betrachtung der damit verbundenen Merchandisingartikel und dem Zusammenspiel zwischen Partei und rechtem Versandhandel wird Platz eingeräumt.
Die Herausgeber haben viele interessante Aspekte rund um die NPD, ihr Umfeld und die verschiedenen Entwicklungen in diesem Bereich zusammengetragen und in acht zum Teil sehr interessanten und lesenswerten Kapiteln zusammengefasst. Das sehr ausführliche Quellenverzeichnis lädt zur persönlichen Recherche ein und rundet das gelungene Gesamtbild ab.