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 Das Schwarzbuch zur Lage der Frauen

Eine Bestandsaufnahme


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Warum sind Frauen in Kriegen auch heute noch besonders gefährdet, warum werden sie verstümmelt, eingesperrt, verschleppt und verkauft, und wieso sind sie auch hierzulande immer noch Opfer häuslicher Gewalt und alles andere als gleichgestellt? Ausgehend von diesen Fragen möchte die französische Journalistin Christine Ockrent mit dem vorliegenden "Schwarzbuch zur Lage der Frauen" eine Bestandsaufnahme zur heutigen Situation von Frauen weltweit liefern.

Die Originalausgabe wurde 2006 in Paris veröffentlicht, unter dem Titel "Le livre noir de la condition des femmes", und erschien 2007 mit mehr als 620 Seiten als Hardcoverbuch beim Verlag Pendo.

Den Grundaufbau für die rund fünfzig Beiträge liefern die Grundrechte, wie sie in der Charta der Vereinten Nationen festgeschrieben sind. Diese sind: Sicherheit. Unversehrtheit. Freiheit. Würde. Gleichheit. - Wie sieht es nun damit bei Frauen aus? Antwort auf diese Fragen geben bekannte Journalistinnen, Wissenschaftlerinnen und Historikerinnen.

Frauen sind häufig nicht in Sicherheit und auch heute noch an Leib und Leben bedroht, nur weil sie Frauen sind. Dies ist der Einstieg in das Thema. Mit Angriffen auf die körperliche Unversehrtheit von Frauen beschäftigt sich der nächste Teil, da der Körper von Frauen traditionell als Eigentum von Männern oder der Gesellschaft betrachtet wird. Dem folgt ein Kapitel über die Hindernisse, die der Befreiung der Frauen entgegenstehen. Frauen besitzen vielerorts nicht die gleichen Rechte wie Männer. Im vierten Teil geht es um die Würde von Frauen, also um das Recht, geachtet und respektiert zu werden. Abschließend wird dargelegt, welcher Weg noch zurückzulegen ist, bis wirklich Gleichheit zwischen Männern und Frauen herrscht.

Im Anhang finden sich Proklamationen, Erklärungen der UNO und juristische Instrumente zur Verringerung von Frauendiskriminierung. Es folgt ein ausführlicher Teil mit Fußnoten und Literaturhinweisen; das Buch schließt ab mit einem ausführlichen Verzeichnis der AutorInnen und deren Hintergrund.

"Das Schwarzbuch zur Lage der Frauen" versammelt zu jedem der Grundrechte Essays, Reportagen, Berichte und Studien in unterschiedlicher Anzahl und Länge. Sie beginnen mit etwa einer halben Seite Einführung und diese einleitenden Sätze machen deutlich, worum es eigentlich geht, und inwieweit Handlungsbedarf besteht.

Die Beiträge sind reportageartig gestaltet mit einer prägnanten Überschrift und die wesentlichen Punkte des Artikels in einem Vortext zusammengefasst. Dem folgen die Texte, die viel Hintergrundwissen liefern und konkrete Fälle benennen. Die wichtigsten Argumente und Fakten sind meist durch Quellen belegt.
Leider nicht immer ganz einleuchtend. So ist beispielsweise von einem gravierenden Frauenmangel in Asien die Rede, tatsächlich handelt es sich aber nur um etwa zwei Prozent Differenz zum weltweiten Vergleich. Wenn man dies auf die absoluten Zahlen der Bevölkerung von China oder Indien umrechnet, kommt man natürlich schnell auf ein Defizit von etlichen Millionen, das der Gesamtbevölkerung von Frankreich entspricht. Tatsächlich sind es aber nur zwei Prozent Unterschied.
Dass dieser Männerüberschuss zu einem "Männlichkeitskult" und "kollektivem Selbstmord" führen wird, ist Spekulation. So leben einige Völker, wie die Eskimos, sehr gut mit einem Männerüberschuss und haben ihre eigenen Lösungen gefunden, damit umzugehen. Aber das Buch erhebt auch nicht den Anspruch, hieb- und stichfester Bericht zu sein, sondern jeder Beitrag spiegelt auch, bei aller Sachlichkeit, die subjektive Meinung der Autorin wider.

Die Beiträge befassen sich mit der Lage der Frauen weltweit und greifen die zentrale Problematik des jeweiligen Landes auf, beispielsweise Beschneidungen in afrikanischen Ländern, Steinigungen oder häusliche Gewalt und Menschenhandel in Europa. Beispiele veranschaulichen die Problematik und ein weites Spektrum an Themen wird abgedeckt. Die Autorinnen nennen dabei die Probleme beim Namen, ohne in überzogene emotionale Stimmungsmache zu verfallen, und die Darstellung des Themas gelingt vielfach intensiv und eindringlich.

Es sind Expertinnen in ihrem Fach, die ihre Stimme erheben, auch einige Männer nehmen sich der Frauenfrage an. Kompetent wird der jeweiligen Sachverhalt dargestellt und die Inhalte werden interessant und fesselnd vermittelt. Im Großen und Ganzen sachlich, informativ und nicht moralisierend oder anklagend ist der Grundtenor. Die Fakten sprechen für sich und hinterlassen natürlich Betroffenheit. Die Lage der Frauen - so sieht sie aus.

Das Buch ist sowohl dazu geeignet, sich einen umfassenden Überblick über Frauenrealitäten heute zu verschaffen, als auch sich über ein bestimmtes Thema gezielt zu informieren. Die umfangreichen Literaturnachweise und Internetadressen erleichtern die weiterführende Information.

Das Buch möchte, so sagt Christine Ockrent, kein "Katalog der Tragödien" sein, sondern ein "Manifest der Entschlossenheit". Gewürdigt wurde die Herausgeberin 2008 mit dem Bruno Kreisky Preis für das politische Buch. Es will eine Bestandsaufnahme liefern. Ein wenig zu kurz kommen die Problemlösungen und interessant wäre es, zu erfahren, was sich bereits geändert hat, und ob eine Entwicklung zum Positiven stattfindet, oder ob wir dabei sind, in weiten Teilen der Welt ins tiefste Mittelalter abzugleiten. Probleme bewusst machen, einen Überblick verschaffen und Ansatzpunkte zum Handeln liefern - das tut es allemal. Es ist für alle, die wissen wollen, was los ist in einer Welt, in der nur alle gemeinsam überleben können, die lieber hinschauen als wegschauen, und die eine lebenswerte Welt für alle wollen.

Sabine Seip



Hardcover | Erschienen: 01. September 2007 | ISBN: 9783866121348 | Originaltitel: Le livre noir de la condition des femmes | Preis: 22,90 Euro | 621 Seiten | Sprache: Deutsch

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