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 Sandman, Band 4: Sandman: Die Zeit des Nebels

Band 4

Serie: Sandman, Band 4
Autoren: Neil Gaiman
Illustratoren: Mike Dringenberg, Kelley Jones, Matt Wagner
Übersetzer: Gerlinde Althoff
Verlag: Panini Comics

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


"Die Zeit des Nebels" ist der vierte Sammelband der "Sandman"-Serie von Neil Gaiman. Im Gegensatz zu den ersten drei Bänden ist dieser Band eine in sich abgeschlossene Geschichte rund um die Ereignisse in der Hölle. Fußend auf einer Kurzgeschichte im Band "Präludien & Notturni" behandelt der vierte Band die Folgen einer lange zurückliegenden Affäre des Sandman.

Episode 0 - Zeichner Mike Dringenberg, Tuscher Malcolm Jones III, Kolorist Steve Oliff
Destiny von den Ewigen beruft ein Familientreffen ein. Desire, Despair, Delirium, Dream und Death sind erstaunt, liegt doch ihr letzter Besuch in den Hallen Destinys viele Jahrtausende zurück. Die Familie ahnt nicht, dass einzig die Gespräche zwischen den Ewigen und das Erwähnen von Nada, der vom Sandman in die Hölle verbannten ehemaligen Geliebten, von Bedeutung sind.

Episode 1 - Zeichner Kelley Jones, Tuscher Malcolm Jones III, Kolorist Steve Oliff
Luzifer, gefallener Engel und Herrscher über die Hölle, empfängt Kain. Der kündigt ihm den Besuch des Sandman an. Luzifer ist hocherfreut, hat er doch beim letzten Aufeinandertreffen geschworen, den Sandman zu töten, wenn der noch einmal seinen Fuß in die Hölle setzt.

Episode 2 - Zeichner Kelley Jones, Tuscher Malcolm Jones III, Kolorist Daniel Vozzo
Sandman betritt die Hölle. Er will Nada aus ihr befreien. Er befürchtet, dass Luzifer versuchen wird, ihn zu vernichten. Er ahnt nicht, wie perfide der Plan ist, den der Fürst gefasst hat.

Episode 3 - Zeichner Kelley Jones, Tuscher P. Craig Russell, Kolorist Daniel Vozzo
Der Sandman erhält Besuch von Odin Allvater und seinen Begleitern, von Anubis, Bast und Bes, von Susano-O-No-Mikoto, dem Dämon Azazel, der mit Merkin, der Herrin der Spinnen, und Chorozon kommt, von Lord Kilderin, der Prinzessin des Chaos und den beiden Engeln Remiel und Duma. Der Sandman empfängt die illustre Schar und verspricht ihnen, nach einer Nacht der Besinnung über die Zukunft der Hölle zu verhandeln.

Episode 4 - Zeichner Matt Wagner, Kolorist Daniel Vozzo
Charles Rowland kann die Ferien nicht bei seinem Vater in Kuwait verbringen. Er bleibt als einziger Schüler in seinem Internat. Doch schon nach wenigen Stunden bevölkern alle Menschen die Säle und Gänge, Schlafräume und Toiletten, die seit 1802 in der Schule gestorben sind. Charles weiß nicht mehr ein noch aus.

Episode 5 - Zeichner Kelley Jones, Tuscher George Pratt, Kolorist Daniel Vozzo
In der Nacht versucht jeder einzelne Gast des Sandman, den Ewigen von seinen eigenen Plänen für die Hölle zu überzeugen. Doch der Sandman verspricht niemandem etwas, hört sich die Wünsche, Drohungen und Vorschläge nur an und vertröstet alle auf den nächsten Morgen.

Episode 6 - Zeichner Kelley Jones, Tuscher Dick Giordano, Kolorist Daniel Vozzo
Der Morgen bricht an und alle Gäste des Sandman erwarten sehnlichst die Entscheidung des Sandman.

Episode ∞ - Zeichner Mike Dringenberg, Tuscher George Pratt, Kolorist Daniel Vozzo
Der Sandman tritt vor die versammelten Gäste. Erst Minuten vorher hat sich ihm eröffnet, was er tun muss. Niemand hat diese Entscheidung erwartet. Ob alle anwesenden Halbgötter, Engel und Dämonen, aber auch der Sandman selbst und Luzifer damit zufrieden sind?


Autor Neil Gaiman fährt im vierten Sammelband drei Zeichner, vier Tuscher, zwei Koloristen und mit David McKean einen hervorragenden Zeichner für das Cover und das Design auf, und auch Harlan Ellison, der das lange Vorwort verfasst hat, ist beileibe kein Unbekannter.
Das alles für einen Comic. Eine Bildergeschichte, die meist von Kindern und Jugendlichen in der Schulhofpause verschlungen wird?

Mitnichten. "Sandman" ist Kunst. Höhere Comic-Kunst. Das glauben nicht nur Harlan Ellison, viele Kritiker und diverse Rezensenten, auch der Leser bemerkt schnell, dass er sich hier in einen wahren Dschungel von Geschichten, Mythen, Sagen und Epen begibt.
Da tauchen Götter auf, Gott, Satan und Engel, die gesamte Mythologie wird bemüht und mit der Moderne - hier beispielsweise dem Irak-Krieg - verknüpft. Das alles wird von Neil Gaiman mit leichter Hand und sicherem Gefühl für Stil und stilistische Details strukturiert und angeordnet.
Sein "Die Zeit des Nebels" ist ein vor Fantasie überbordender Quell an Inhalten, den man kaum schnell nebenher durchlesen kann. Immer wieder zögert man, blättert zurück, versichert sich durch ein schnelles Durchblättern der ersten drei Bände, dass man hier wieder einen Anknüpfungspunkt gefunden hat und dort eine Anspielung auf vergangene Geschichten. Immer wieder werden Namen, Orte und Personen aufgegriffen, die man aus Literatur und Wirklichkeit zu kennen glaubt. Immer öfter verwirrt der Autor selbst den Kenner aller Bände mit neuen Einfällen und Wendungen, die auch dem Geschehen der Vorgänger-Bände ein neues Gesicht geben.

Bestes Beispiel ist das Schicksal Nadas. Die Geliebte des Sandman, verstoßen und zu zehntausend Jahren Höllenqualen verdammt, weil sie sich dem Ewigen verweigerte, wird urplötzlich zum Mittelpunkt einer ganzen Reihe von Geschichten. Dabei wird ihre Bedeutung für den Sandman, ja für das gesamte Traumreich, mit einem Mal völlig verändert, umgedeutet und auf eine andere Ebene transportiert.
Genau das ist es, was diese Serie auszeichnet. Autor Gaiman vermag es nicht nur, eine Fülle von Geschichten lose zu einem Universum zu verbinden, er verankert es auch immer wieder in der Wirklichkeit. Wer hat nicht in Träumen Dinge erlebt, die er für wirklich hält oder für wahr, für Zukunft oder Vergangenheit, für erlebt oder erhofft?

Gewagt ist die Zusammenarbeit mit mehreren Zeichnern dennoch. Vor allem die Episode um den Internatsschüler ist von gänzlich anderem Ausdruck als alle anderen Geschichten in diesem Sammelband. Nicht nur, dass die Seiten schwarz abgesetzt werden, auch der hastige, skizzenhafte Aufbau der Bilder, ihre Detaillosigkeit und Buntheit fallen aus dem Rahmen. Auch die Botschaft und der Sinn wirken merkwürdig fehl am Platz. So kann man diese Episode als den einzigen Totalausfall bezeichnen. Hier werden Versatzstücke nur notdürftig verbunden und in den Rahmen des Gesamtzusammenhangs gestellt, ohne wirklich dazuzugehören. Die Geschichte wirkt ob ihrer grafischen Qualität unpassend und auch Autor Gaiman schafft es nicht, die Story sinnvoll in "Die Zeit des Nebels" einzupassen. Dieser Fremdkörper ist aber auch der einzige Mangel des Bandes.

Denn sowohl die Druckqualität als auch der Inhalt sind bestechend. Wenn man dann noch über die Lobhudeleien im Vorwort gnädig hinwegsieht - sie sind eher peinlich als erhellend im Hinblick auf die folgende Geschichte -, kann man den vierten Band der Sandman-Serie nur empfehlen. Wenn auch gesagt werden muss, dass dem Leser ohne die Kenntnis der ersten drei Bände ein wenig an Anspielungen, Hinweisen und Anknüpfungen verloren geht.

Besonders nett ist die im Anhang zu findende Auflistung der an diesem Werk beteiligten Künstler. Auch hier werden fiktive Lebensläufe für Autor Gaiman, die Zeichner, Tuscher und Koloristen sowie für den Coverdesigner zu einer eigenen Geschichte, zu einem kleinen Kunstwerk. Dieser Eindruck wird nicht zuletzt durch die hunderte Jahre alt wirkenden Fotografien dieser Männer verdichtet.

Kaufen Sie sich "Die Zeit des Nebels", wenn Sie Geschichten aus den Bereichen Fantasy, Mythologie, Märchen und Traumdeutung mögen und der Kunstform des Comics in dieser Hinsicht eine Chance geben wollen.

Stefan Erlemann



Softcover | Erschienen: 01. März 2008 | ISBN: 9783866075993 | Originaltitel: Seasons of Mists | Preis: 19,95 Euro | 228 Seiten | Sprache: Deutsch

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