Erich Lohmann ist Reporter und gerät unversehens in einen grauenhaften Alptraum. Kardinal Reichenvater wird auf offener Straße grausam ermordet aufgefunden. In der Hand hält er die Visitenkarte von Lohmann, der kurz darauf zum Hauptverdächtigen der Polizei wird. Ein unscheinbarer, kleiner Mann macht den Reporter auf die Offenbarung des Johannes aufmerksam, und seitdem ist nichts mehr wie es scheint. Dürre, menschenähnliche Schatten kreuzen Lohmanns Weg und weitere Menschen sterben. Die Apokalypse steht kurz bevor und nur der fünfte Erzengel kann sie verhindern…

Andreas Gruber ist nicht nur ein Geheimtipp innerhalb der Spannungsliteratur, sondern auch fester Bestandteil der Hörspielreihe "Die schwarze Stunde". Bereits in Folge 3 wurde eine Geschichte des Wiener Autors zu einem atmosphärischen Hörspiel umgewandelt. "Der fünfte Erzengel" erscheint sinnigerweise als Folge 5 und wurde komplett als Hörbuch konzipiert. Gelesen wird die Story von der nahenden Apokalypse von Hans Jörg Karrenbrock, der in der Serie Macabros den Part des Erzählers inne hat. Die tiefe und markante Stimme des Schauspielers ist wie geschaffen dafür, die düstere Erzählung um den fünften Erzengel angemessen zu vertonen. Für die Musik zeichnet sich Patrik Bishay verantwortlich, mit dem Olaf Seider von Hörspiele-Welt einen sehr guten Griff getan hat. Der Soundtrack ist äußerst klangvoll und vor allem stimmig, ohne störend zu wirken. An besonders eindringlichen Szenen wurden auch Geräusche eingespielt, die stets sehr realistisch und bisweilen auch recht schauerlich klingen.

Die Kurzgeschichte von Andreas Gruber ist eine atmosphärisch überaus dicht erzählte Horror-Story im Stil von "Das Omen" oder "Der achtzehnte Engel". Es ist den Machern hoch anzurechnen, dass sie nicht noch weitere Inszenierungen von Edgar Allan Poe oder anderen Klassikern der Schauerliteratur bringen, sondern sich auch in der Gegenwart nach geeigneten Vorlagen umsehen. Andreas Gruber ist mit Sicherheit immer eine gute Wahl, das beweist die vorliegende Lesung wieder einmal sehr eindrucksvoll. Dabei wurde das Medium CD bis an seine Grenzen ausgeschöpft. Knapp neunzig Minuten dauert das Hörvergnügen und erreicht damit Spielfilmlänge. Die Trackeinteilung hätte dagegen ruhig großzügiger ausfallen dürfen. Wer eine stimmungsvolle Horror-Geschichte mit einem originellen Plot sucht, ist hier goldrichtig, auch wenn das Ende nicht wirklich überraschend ist.

Äußerlich präsentiert sich "Der fünfte Erzengel" in einem düsteren Rot und bildet damit einen schönen Kontrast zu den ersten vier Episoden. Die Coverillustration von Rike Langston ist kunstvoll und passt in seiner Farbgebung ideal zu Titel und Layout.

Fazit:
Stimmungsvolle Lesung einer atmosphärisch dichten Gruselgeschichte. Hans Jörg Karrenbrock ist ein hervorragender Sprecher mit einer markanten Stimme, die frisch und unverbraucht klingt. Die Inszenierung mit Musik und Geräuschen vollendet das Hörvergnügen.