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 Die Literatur, eine Heimat

Reden über und von Marcel Reich-Ranicki


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Marcel Reich-Ranicki ist in Deutschland bekannt als "Literaturpapst", als "Popstar" unter den Literaturkritikern. Seine Urteile werden geschätzt und gefürchtet, seine Polemik wird geliebt und gehasst. Für sein Lebenswerk wurde Reich-Ranicki mehrfach ausgezeichnet, beispielsweise mit dem Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main im Jahr 2002, mit dem Hessischen Kulturpreis 1999, mit der Ehrendoktorwürde an verschiedenen Universitäten und erst kürzlich mit dem Henri-Nannen-Preis. Zu solchen Anlässen hat Reich-Ranicki oft feierliche, manchmal ermahnende, nachdenkliche Reden gehalten. Und nicht nur er selbst, natürlich gab es auch andere Festredner, die ihre Kommentare zu dem berühmten Kritiker abgegeben haben. In dem Buch "Die Literatur, eine Heimat" sind das unter anderem Siegfried Unseld, Michael Naumann, Joschka Fischer, Thomas Gottschalk und Peter von Matt. Ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, die allesamt unterschiedliche Themen ansprechen. Von der Bedeutung der Literatur in Deutschland, davon, wie Reich-Ranicki diese verändert hat, von der dunklen Vergangenheit Deutschlands und Reich-Ranickis Leben während des Hitler-Regimes und von vielen anderen Themen handeln die Reden und zeichnen damit ein interessantes Bild von Reich-Ranicki - nicht nur als "Literaturpapst", sondern auch als Mensch.

Erst vor kurzem machte Reich-Ranicki auf sich aufmerksam, indem er das deutsche Fernsehprogramm vehement kritisierte. Nun ist der inzwischen schon fast neunzig Jahre alte Kritiker wieder in aller Munde. Um einen Abriss seines Lebenswerkes zu erhalten - und mehr kann ein so dünnes Büchlein nicht bieten - lohnt es sich, die Reden von und über Reich-Ranicki zu lesen. Man erhält ein differenziertes Bild von dem Feuilletonisten, da die Laudationes so verschieden sind. Während die Germanisten, Verleger und Autoren oft Bezug auf die Literatur nehmen, Autoren zitieren und Anspielungen machen, drücken sich Politiker wie Angela Merkel viel schlichter und klarer aus und erfassen doch genau das, was Reich-Ranicki ausmacht. Dessen Reden sind wohl die eindrucksvollsten, man hört förmlich seine Stimme, wenn man sie liest, und die Liebe zur Literatur, die Reich-Ranicki als "portatives Heimatland" betrachtet, klingt in jedem Satz an. Auch versäumt es Reich-Ranicki nie, auf Themen aufmerksam zu machen, die ihm wichtig erscheinen. Auf den Nationalsozialismus und die Neonazis geht er oft ein, ungeachtet ob er vom Thema der Veranstaltung abschweift.

In vielen Reden wird aus "Mein Leben", der Autobiographie von Reich-Ranicki, zitiert, weshalb man viel mehr Freude an "Die Literatur, eine Heimat" hat, wenn man diese vorher gelesen hat. Doch auch ohne dieses Vorwissen macht die Lektüre Spaß, sie zeichnet ein gelungenes, facettenreiches Bild von Marcel Reich-Ranickis Werk und Leben.

Linda Dannenberg



Hardcover | Erschienen: 01. September 2008 | ISBN: 9783421043801 | Preis: 18,95 Euro | 250 Seiten | Sprache: Deutsch

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