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"Die Kaste der Meta-Barone 01: Othon & Honorata" umfasst die ersten beiden Bände der Serie von Autor Alexandro Jodorowsky und Illustrator Juan Gimenez rund um die Ursprünge der Meta-Barone, der sagenhaften Kämpfer, die in den Abenteuern des John Difool so berühmt wie berüchtigt immer wieder in Erscheinung treten.
OthonLothar kann die Menschen nicht verstehen. Der Roboter ist süchtig nach den Geschichten, die ihm Onko erzählt. Denn der kennt nicht nur den amtierenden Meta-Baron, er weiß auch wie diese fast mythische Kaste entstanden ist.
Seine Geschichte beginnt vor langer Zeit auf dem Planeten Marmola. Hier herrscht der Baron von Castaka. Er und seine Tochter Edna sind die Nachfahren einer mächtigen Dynastie, die für das gesamte Universum seit Jahrhunderten gewaltige Marmorblöcke aus ihrem Planeten schneiden, um die Paläste der Herrscher der von Menschen bewohnten Welten errichten zu können. Nur Castaka und seine Getreuen wissen um das Geheimnis ihres Planeten, der es ihnen ermöglicht, ohne jedes technische Hilfsmittel Blöcke von mehr als zehn Metern Kantenlänge zu Tausenden in die wartenden Raumschiffe zu bringen. Auch der Auftrag des Techno-Papstes, der in wenigen Tagen tausend Blöcke abtransportieren will, stellt die Truppe des Barons vor keine unlösbare Aufgabe. Doch der heißblütige Othon von Salza ist um einige Sekunden vom Zeitplan, der nötig ist, um den Block aus dem Gestein herauszulösen, abgewichen. Er wird unter dem gewaltigen Stück Marmor begraben und hat nur noch wenige Minuten zu leben. Der Baron verweigert die einzig mögliche Lösung. Sie würde das Geheimnis des Planeten, die Quelle des gewaltigen Reichtums der Castaka verraten, ja, die Existenz des Planeten gefährden, wenn sie vor dem anwesenden Beauftragten des Techno-Papstes offenbaren, dass sie in der Lage sind, jeden beliebigen Gegenstand, sei es auch ein tausend Tonnen schwerer Steinblock, mit einigen Tropfen Epyphit zu einem schwerelosen Objekt machen können. Doch Edna und all ihre Getreuen wollen Othon retten. Den eigenen Untergang vor Augen stimmt der Baron zu.
HonorataEin tragischer Unfall hat Othon entmannt. Er ist also Anfang und Ende der Dynastie der Meta-Barone. Doch ein vom Imperator versprochenes Geschenk entpuppt sich als eine Shabda-Oud-Hurenpriesterin. Der wütende Othon will die Dirne schon töten, als diese ihm eröffnet, dass sie mit einem Tropfen seines Blutes in der Lage ist, einen Nachkommen zu erzeugen. Othon stimmt dem Ritual zu. Doch die glühende Liebe zwischen den beiden und die Schwangerschaft Honoratas stehen unter keinem guten Stern. Bei einem Überfall auf die kurz vor der Niederkunft stehende Shabda-Oud-Hurenpriesterin kann Othon sie zwar in letzter Sekunde retten, doch setzt er dafür Epyphit ein, das Blut des Marmorplaneten. Und zum Entsetzen Othons und Honoratas hat das einschneidende Folgen auf den Sohn der beiden. Othon verbannt seine geliebte Frau und seinen Sohn Aghnar für sieben Jahre. Wenn der Junge dann den Aufnahmeritus eines Meta-Barons übersteht, akzeptiert Othon ihn als seinen Nachfolger, wenn nicht tötet er das Kind und sich und beendet die Blutlinie der Meta-Barone.
Mitte der 80er Jahre begann Alexandro Jodorowsky mit einem Geschichten-Zyklus, der Comic-Geschichte schrieb. Sein "John Difool" gilt heute als eine der bahnbrechendsten Schöpfungen des Genres. Doch nicht nur die Story, auch die Artworks von Moebius gelten als prägend für eine ganze Generation von Zeichnern. Ab 1992 fügte Jodorowsky seinem Universum einen weiteren Zyklus hinzu, der eine der schillerndsten Figuren aus "John Difool" aufnahm, den Meta-Baron. In acht Bänden ließ der Autor Revue passieren, wie diese Kaste ihren Anfang nahm und worin die besondere Bedeutung dieser mächtigen Krieger für sein Universum besteht. Wieder bewies er mit der Wahl seines Partners und Illustrators, welch genialer Kopf er ist. Juan Gimenez schuf Bilder, die bis heute zu den schönsten und vor allem innovativsten der Comic-Zunft gelten. Sein oft düsterer Aquarellstil passte perfekt zu der tragischen und oft schwermütigen Erzählung.
Nach der kompletten Ehapa-Ausgabe, die heute weitgehend vergriffen ist, macht sich seit Anfang 2008 der Splitter-Verlag daran, dieser Serie ein ansprechenderes Gesicht zu geben.
In vier großformatigen Doppelbänden, einer erstklassigen Druckqualität, mit einer brillanten, schimmernden Einbanddekoration, einem beigefügten Faksimile einer Gimenez-Zeichnung und einem fast sagenhaften Umfang von einhundertdreiundvierzig Seiten ist das Ergebnis bereits vor dem ersten Blick auf die Zeichnungen alle Ehren wert.
Doch auch der Inhalt ist mehr als beeindruckend. Ob man Fan oder bekennender Jünger von Gimenez und Jodorowsky ist oder nur ein Amateur, der Science-Fiction-Comics mag, hier wird alles geboten, was das Herz begehrt. Nur wer mit der äußerst grausamen Ethik der Meta-Barone, die die Verstümmlung des eigenen Nachwuchses beinhaltet und auch vor Selbstentleibung zum Erhalt der eigenen Ehre nicht zurückschreckt, nichts anfangen kann, sollte erst einen vorsichtigen Blick auf die Artworks werfen. Denn auch die sind gewöhnungsbedürftig. Hier wird in sehr sanften Tönen, zwischen fast nebelhaften Bilderfolgen und bluttriefenden Actionszenen pendelnd, eine ganz eigentümliche Atmosphäre erzeugt, die sich von den üblichen Abenteuern, die man im Splitter-Verlag erwerben kann, meilenweit unterscheidet.
"Die Kaste der Meta-Barone, Band1: Othon & Honorata" ist ein absoluter Prachtband. Story, Artwork und Extras sind von ausgesucht hoher Qualität. Besonders die angefügten Texte von Jodorowsky und Gimenez und der Auszug einer anderen Geschichte auf den letzten Seiten dieser Ausgabe erhellen auch für den Nicht-Kenner des "John Difool-Universums" die wichtigsten Begebenheiten. Wer die Geschichte der Meta-Barone noch nicht kennt oder sie in erstklassiger Qualität besitzen möchte, kommt nicht umhin, beim Splitter-Verlag herein zuschauen. Und auch wenn der Preis von fast siebenundzwanzig Euro zunächst abschreckt, man bekommt dafür herausragende Comic-Kunst in außergewöhnlichem Gewand.