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"Man sieht nur mit dem Herzen gut", ist ein Zitat aus dem berühmtesten Buch von Antoine de Saint-Exupéry, dem "kleinen Prinzen".
In diesem Herder-Buch finden sich fünf Texte des Autors, zusammengestellt von Oswalt von Nostitz, der auch die Einleitung dieses Buches geschrieben hat.
Texte:
1. Jugenderinnerungen:
2. Betrachtungen und Parabeln zu Sinn- und Lebensfragen
3. Die Suche nach dem Menschen
4. Legenden der Wüste
5. Die Suche nach Gott
In Jugenderinnerungen sind fünf Fragmente aus fünf verschiedenen Büchern Exupérys gesammelt. Ein Fragment, indem er eine Erinnerung aus frühester Kindheit schildert: Er versteckte sich in einem dunklen Flur um Gespräche Erwachsener zu belauschen, als plötzlich die Türe aufging und zwei Onkel in den Flur traten und dort laut diskutierend auf und ab schritten. Nach einigen Minuten betraten sie den Raum wieder und schlossen die Tür - den atemlos erstarrt an die Wand gepresst stehenden Antoine hatten sie nicht entdeckt. In einer weiteren Geschichte hält er im Geiste Zwiesprache mit seinem Kindermädchen, während er in Sturm und Feindfeuer auf Arras zufliegt. Letztes Fragment ist ein Ausschnitt aus Briefen an seine Mutter, in der er ihr seine tiefe Dankbarkeit ausdrückt.
Im zweiten Text sind "Gebete" von Exupéry zusammengefasst ("ich aber hasse die Sesshaften,...", "ich aber wusste,...", "ich aber werde ihnen antworten..."), die Einsichten in seine Philosophie zu geben versuchen.
Im dritten Text begibt er sich als Reporter im Bürgerkrieg in Spanien, eingesetzt auf einer Erkundung und gerät unversehens an einen Trupp Revolutionäre, die ihn mit vorgehaltener Waffe mit in ihren Unterschlupf nehmen. Dort blicken sie sich starr an, verziehen keine Miene und beraten scheinbar, ob und wann sie ihn füsilieren!
Ohne Hoffnung auf Rettung und Ausweg vergehen die Stunden. Nichts geschieht, keine Veränderung seiner Lage ist bemerkbar.
Ohne Vorwarnung begab sich plötzlich das Wunder ("ein verschwiegenes Wunder"): Ich machte einem der Männer eine Geste, mir doch, da er ohne Unterlass rauchte, eine Zigarette abzugeben! Zunächst geschah nichts, dann aber blickte der Mann Antoine plötzlich direkt in die Augen und lächelte - damit war das Drama aus der Welt. Obwohl sich an der Situation nichts geändert hatte, war die Gefahr für ihn vorbei, er war Mensch unter Menschen.
In "Legenden in der Wüste" sind verschiedene Motive vereint, die des einsamen und verkrüppelten Jungen, der missachtet und verhöhnt von den anderen Kindern im Dorf nur eine Hoffnung hat: Die Rückkehr seines großen Bruders, der in aus seiner Pein befreien soll - der aber hat sich ertränkt. Die der beiden Gärtner, getrennt durch das Schicksal und Welten voneinander entfernt, die einzig die Worte "Ich habe heute meine Rosenstöcke geschnitten" sich schreiben konnten - darin aber die Erfüllung ihrer Freundschaft sahen. Und die Szene aus dem kleinen Prinzen, in der ein Fuchs den Prinzen bat ihn zu zähmen, den nur darin läge wahre Freundschaft - im sich vertraut machen.
In "der Suche nach Gott" wieder sind philosophische Bruchstücke gesammelt, die den Gedanken an Gott zum Inhalt haben ("Gott säht aus der Höhe", "der Abglanz Gottes verleiht jedem Menschen eine unveräußerliche Würde", "Gott lässt sich nicht erreichen, doch er steht als Ziel vor dir" ...).
Antoine de Saint-Exupéry ist einer der bekanntesten Autoren Frankreichs. Er hat wunderschöne Bücher geschrieben, sehr philosophische, komplexe und sprachlich höchst anspruchsvolle. Sein Werk ist ein Füllhorn brillianter Prosa und voller tief empfundener Emotionen. Seine hymnische Liebe zur Fliegerei ist verewigt in einer Reihe von Büchern.
Vieles von ihm ist lesenswert und gehört zum Besten, was Literatur hervorgebracht hat. Doch was soll dieses Buch? Jeder Schnipsel, der hier aneinandergereiht mit weiteren Schnipsel sein Dasein fristet ist für sich genommen unverständlich und sinnleer. Der grandiose Entwurf, der jedem Buch von Saint-Exupéry zugrunde liegt wird in diesen, mir scheint wahllosen, Bruchstücken völlig außer acht gelassen. Nichts bleibt vor der Idee des Buches, nichts bleibt übrig vom gewaltigen Sprachgebäude seiner Bücher.
Es tut mir leid, aber bei aller Liebe zu Antoine de Saint-Exupery: Dieses Buch gehört in den Mülleimer. Es hat keinen Sinn. Es lässt mich schaudern, und, wenn ich nicht Bücher des Autors gelesen und lieben gelernt hätte, es würde mich hindern jemals auch nur ein einziges Buch dieses großen Franzosen zu kaufen!