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Diebe stehen seit jeher in der Unterhaltungsmaschinerie äußerst hoch im Kurs. Man denke nur an Maurice Leblancs Meisterdieb Arsène Lupin oder an Kaito Kid von "Detektiv Conan"-Vater Gosho Aoyama, der sein Talent als Zauberkünstler nutzt, um die Welt um ihre prächtigsten Kunstwerke zu erleichtern. Kultstatus nicht nur im Land der aufgehenden Sonne haben auch die Kisugi-Schwestern alias "Cat?s Eye" inne - und das zu Recht!
Die drei Schwestern Nami, Hitomi und Love Kisugi betreiben tagsüber das Tokyoter Café
Katzenauge, doch wenn die Sonne untergeht, dann zeigt sich die wahre Natur seiner Besitzerinnen: Das gut aussehende Trio geht des Nachts als Japans berüchtigtste Diebesbande
Katzenauge auf Beutezug. Ziel ihrer bestens ausgetüftelten Handstreiche sind allesamt die Gemälde ihres Vaters Michael Heinz: Vor Jahren ist der deutsche Maler und Bildhauer spurlos verschwunden und seine Töchter tragen nun nach und nach die weit verstreute Sammlung an Kunstwerken zusammen, um Hinweise auf den Verbleib des Künstlers zu finden. Am meisten unter den Erfolgen der Katzen leidet Detective Toshio Utsumi des dem Café gegenüberliegenden Raubdezernats, denn allen Anstrengungen und den Vorankündigungen der Katzen zum Trotz kann er keinen einzigen Erfolg verbuchen. Hitomi nutzt ihre Beziehung mit Toshio aus, um Insiderinformationen aus ihm herauszulocken, während sie gleichzeitig darunter leidet, ihr Doppelleben verbergen zu müssen. Während der naive und tollpatschige Toshio stets das Nachsehen hat, bekommt es das Diebestrio mit korrupten Sammlern, konkurrierenden Banden und Toshios scharfsinniger Kollegin Mitsuko Assayah zu tun.
Wer erinnert sich beim Namen "Cat?s Eye" beziehungsweise dem deutschen Titel "Ein Supertrio" nicht mit einem wohltuenden Gefühl an dieses funkelnde Kleinod zurück, das nachmittags über den Fernseher flimmerte? Gerade der Gruppe der Zwanzigjährigen, die zur Zeit der Erstausstrahlung selbst noch in den Kinderschuhen steckten, wird diese Erinnerung ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Auf der Vorlage des gleichnamigen Mangas von Tsukasa Hojo wurde in den achtziger Jahren dieses Juwel unter den Animeserien produziert, das mittlerweile auch außerhalb von Japan Kultstatus erlangt hat. Mit Witz, Romantik, Spannung und einer gehörigen Portion Action haben Hojos Katzen die Herzen zahlreicher Anime-Begeisterter erobert und für viele unterhaltsame Stunden gesorgt. Nach mehreren Ausstrahlungen der 73 Episoden umfassenden Serie, unter anderem auf RTL 2 und Tele 5, gibt es nun für die Anhänger des bekanntesten Anime-Diebestrios einen Grund, ihr Sparschwein zu schlachten: Anime Virtual bringt die Kultreihe auf DVD heraus! Insgesamt darf man sich auf sechs Schuber à zwei DVDs freuen.
Auf die Frage, warum "Cat?s Eye" seelenruhig der Status von Anime-Kult zugesprochen werden darf, kann man eigentlich nur antworten: Die Mischung macht?s! Die Macher bedienen sich großzügig am Buffet der Unterhaltungsindustrie und packen Action und Spannung in die Serie, würzen das Ganze mit etwas Witz und vergessen auch nicht einen - wenngleich auch für jüngere Zielgruppen angemessenen - Schuss Lovestory. Dass hierbei auf Klischees zurückgegriffen wird, tut dem Ganzen nicht wirklich einen Abbruch - im Gegenteil! Heraus kommt ein unterhaltsamer und keineswegs unspannender Mix, der sich vorwiegend - aber nicht nur - an Kinder und Jugendliche richtet.
Die beiden DVD-Hüllen der vorliegenden Kombi - schmale Thinboxen - sind schick gestaltet und machen sich gut im Regal: Schöne Artworks zieren das Cover, die Rückseite hält einen Überblick über die auf der jeweiligen DVD enthaltenen Episoden bereit; in den Boxen selbst sind die Credits zu finden. Alles in allem gestalten sich die DVD-Hüllen durchaus gelungen, doch der Schuber ist - knapp und provokant ausgedrückt - ein Witz: Die transparente Plastikummantelung mit einigen wenigen schwarzen Silhouetten wirkt wie bewusste Kostenunterdrückung dank Kunststoffrecyclings und wird dem Ruf der Serie in keiner Weise gerecht. Was umso mehr schmerzt, als die Thinboxen selbst schön gestaltet sind und andere DVDs aus dem Hause Anime Virtual nicht selten in schmucken und aufwändig gestalteten Boxen daherkommen.
Ebenfalls positiv, wenn auch mit einem zwiespältigen Beigeschmack durchsetzt, präsentiert sich die technische Seite der vorliegenden DVDs. Dem Alter der Serie entsprechend hinkt die Bildqualität jener moderner Animes gewiss nach, doch in Relation dazu gibt sie sich ebenso kaum eine Blöße wie der Ton, der im Gewand von Dolby Digital 2.0 daherkommt. Hinsichtlich der deutschen Synchronisation muss man durchaus Lob zusprechen: Die Stimmen von Nami und Hitomi sowie Toshios cholerischem Vorgesetzten sind äußerst gut gewählt, jene von Love und Toshio bewegen sich auf einer brenzligen Gratwanderung zwischen gelungen und zu viel des Guten. Zusammen mit dem ausgezeichneten deutschen Intro bildet "Cat?s Eye" ein Relikt aus einer Zeit, als RTL 2 noch nicht wie die Inquisition unter den Animeserien gewütet hat; eine Verunstaltung zu bloßen Kleinkinderserien durch schlechte Synchro, einen übermäßigen Hang zu Zensur und Schneiden, bis die Schere glüht, mag heutzutage viele Anime-Begeisterte abschrecken, doch zu Zeiten von "Cat?s Eye" hat man sich noch mehr zurückgehalten.
Einen gewichtigen Minuspunkt bekommt die vorliegende DVD-Kombi für das Fehlen der japanischen Originaltonspur sowie von Untertiteln. Auch hinsichtlich der Extras hatte Anime Virtual nicht gerade die Spendierhosen an: Mit Trailern zu diversen Anime-Fernsehserien, Screensaver und Wallpaper für den PC sowie einem Booklet über das DVD-Angebot des Anime-Vertriebs geht den Boxen schnell die Luft aus. Einen weiteren Kritikpunkt kassiert die vorliegende Kombi aufgrund falscher Angaben: Anime Virtual setzt die Laufzeit auf 180 Minuten pro DVD, doch da jede Folge gerade mal 23 Minuten hat, wird die angegebene Laufzeit bei weitem nicht erreicht.
Anime Virtual gebührt der Dank aller Fans von Japans bekanntestem Diebestrio, denn endlich ist "Ein Supertrio - Cat?s Eye" auf dem deutschen DVD-Markt erhältlich. Dennoch hätte sich der Vertrieb mehr Mühe bei der Gestaltung und Produktion der vorliegenden DVD-Kombi, welche die Folgen eins bis zwölf enthält, machen können, denn diese wird dem Kultprädikat der Serie nicht gerecht. Dennoch: Alle Anhänger des Katzentrios, die bisher Abend für Abend für einen deutschen DVD-Release gebetet haben, wissen, was sie zu tun haben. Und wer glaubt, den Bereich der Animes in- und auswendig zu kennen, und mit "Cat?s Eye" nur einen Roman aus der Feder Stephen Kings verbindet, der hat eindeutig Nachholbedarf ?