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Die junge Studentin Lea ist von ihrem Auslandsstudium bitter enttäuscht. Es ist ständig kalt und dunkel, trotz eines Intensivkurses beherrscht sie die Landessprache immer noch kaum und die Menschen sind auch seltsam. Doch hätte sie nicht den Weg in ein fremdes Land gewagt, wäre sie nie ihrem Schicksal begegnet: Adam.
Adam ist ein junger Mann, dem Lea in der Villa ihres Professors begegnet. Dieser hat seine Studenten dazu eingeladen, über die Epoche der Romantik zu diskutieren - eines der Lieblingsthemen Leas, die nur zu gern Schauerromane liest und sich vom Übersinnlichen faszinieren lässt. Zu diesem Zeitpunkt ahnt sie noch nicht, dass auch ihr eigenes Leben bald zu einer Schauergeschichte avancieren wird. Denn in der Villa begegnet sie dem jungen und unglaublich attraktiven Adam, der ein dunkles Geheimnis birgt. Der schweigsame Schönling ist von einem Dämon besessen und dieser Dämon will ebenfalls von Lea Besitz ergreifen. Dies erfährt die junge Frau von Adam, nachdem sie ihn dabei erwischt hat, wie er mitten in der Nacht - blutverschmiert und mit Wunden übersät - in ihrem Zimmer sitzt und sie beobachtet. Adam zieht es zu Lea hin, doch er darf ihr niemals zu nahe kommen, sie niemals küssen - sonst fällt auch ihre Seele für immer an den Dämon.
"Kann man einen Vampir lieben?" - Diese Frage findet sich auf der Buchrückseite, die Antwort jedoch sucht man in "Morgenrot" vergeblich, denn dies ist keine klassische Vampirgeschichte. Es ist immer nur vom "Dämon" die Rede, der den Menschen, von dem er Besitz ergreift, unsterblich macht, dafür aber einen hohen Preis verlangt. Einerseits ist es natürlich löblich, dass Autorin Tanja Heitmann nicht das derzeit so beliebte wie einfallslose Vampirgenre ausnutzt, andererseits jedoch vermag sie es nicht, den "Dämon" und alles, was damit zu tun hat, vollkommen glaubhaft und verständlich zu schildern.
Nicht ganz glaubwürdig sind auch ihre Charaktere und deren Handlungen und Emotionen. Besonders Lea und Adam wirken leb- und lieblos geschildert, sodass man sich bisweilen wenig dafür interessiert, was nun aus beiden wird - zumal ohnehin nicht allzu viel zwischen beiden passiert, meist beschreibt die Autorin langweilige Banalitäten.
Zwar hat die Geschichte auch immer wieder spannende, emotionsgeladene Momente, in denen man gar nicht schnell genug lesen kann, aber besonders in der ersten Hälfte des Buches wirkt die Handlung zu episodenhaft, zu sprunghaft. Man hat das Gefühl, ein Puzzle läge vor einem, in dem einige wichtige Teile fehlen - so kommt keine Atmosphäre auf, der Lesefluss wird ständig unterbrochen.
Sprachlich solide präsentiert sich das Debüt der Autorin, allerdings kann man "Morgenrot" auch in dieser Hinsicht nicht als herausragend betrachten.
"Morgenrot" bietet gute Ansätze, ist insgesamt aber ein eher schwaches Debüt. Die Emotionen, die Spannung, die Atmosphäre fehlen einfach noch, sodass man sich zu oft zum Weiterlesen zwingen muss, anstatt das Buch mit Vergnügen zu verschlingen. Großes Manko ist auch die distanzierte Beschreibung und einseitige Charakterisierung der Figuren, die sich besonders auf eine so charakterorientierte Geschichte negativ auswirkt.