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 Niemalsland

Autoren: Neil Gaiman
Übersetzer: Tina Hohl
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Das britische Fernsehen ist im Gegensatz zum deutschen mutig und offen für Neues. So wurde 1996 eine sechsteilige Serie mit jeweils halbstündigen Folgen ausgestrahlt. Der Name der Serie: "Neverwhere". Die Mischung aus Fantasy und Humor funktioniert in Großbritannien nicht erst seit Terry Pratchett, und die billig produzierte und teilweise richtig trashig aussehende Serie fand schnell seinen Fankreis. Bisher wurde sie in Deutschland allerdings noch nicht ausgestrahlt.

Basierend auf dieser Serie verfasste Neil Gaiman, der vor allem Comicfans durch seine Kultserie "Sandman" bekannt ist und der bereits am Script zu "Neverwhere" mitwirkte, den Roman zur Serie, der unter demselben Namen veröffentlicht wurde. In Deutschland erschien der Roman zum ersten Mal ein Jahr nach der Serie unter dem Namen "Niemalsland" bei Heyne und hat bereits mehrere Auflagen erlebt.

Richard Mayhew ist ein liebenswerter Zeitgenosse. Er hat eine hübsche Verlobte namens Jessica - die auf keinen Fall Jess genannt werden will -, einen sicheren Job in London und ein insgesamt ruhiges und angenehmes Leben. Bis zu dem Zeitpunkt, da Door in sein Leben tritt. Das Mädchen mit dem koboldhaften Gesicht liegt eines Abends, als er mit Jessica ausgeht, vor den beiden auf der Straße. Gegen den Willen seiner Verlobten nimmt Richard die augenscheinlich verletzte Door mit nach Hause und kümmert sich um sie. Er ahnt nicht, dass er dadurch in turbulente Ereignisse gerät. Zusammen mit Door und dem undurchsichtigen Marquis de Carabas taucht er in eine faszinierende Welt unterhalb von London ein, die aus düsteren Gängen, vergessenen U-Bahnhöfen und skurrilen Gestalten besteht.
Als Richard in sein altes Leben an der Oberfläche zurückkehren will, ist plötzlich alles anders. Sein Arbeitsplatz wurde wegrationalisiert, sein Vermieter ist auf der Suche nach Nachmietern für seine Wohnung, und weder seine Freunde noch Jessica scheinen ihn wiederzuerkennen. Es ist, als habe Richard Mayhew nie existiert.
Was bleibt dem armen Richard also übrig, als wieder nach Unter-London zu gehen und sich Door anzuschließen? Denn die hat eine schwierige und gefährliche Aufgabe vor sich: Sie muss die Mörder ihrer Familie, zwei böse Ganoven namens Mr. Croup und Mr. Vandemar, finden und Rache üben.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie selbstverständlich man auf der Insel mit trockenem Humor, schrulligen Charakteren und Fantasy umgeht. Nach der Serie um Richards wundersamen Abenteuer in Unter-London fand auch der Roman eine treue Fangemeinde, nicht zuletzt dank des angenehmen Schreibstils eines Neil Gaiman.
Vor allem die vielen skurrilen und originellen Charaktere machen das Lesen von "Niemalsland" zu einem Erlebnis. Ob ein Vogelmann, der Informationen verkauft, zwei Mörder, die in einem verlassenen Krankenhaus hausen, oder Door, die ein ganz besonderes Verhältnis zu Türen und Schlössern hat: Beinahe jede auftretende Figur fasziniert durch ihre besonderen Eigenheiten. Da bedauert man es, dass sich Gaiman vielen dieser Charaktere nicht ausgiebiger widmen kann, manche trotz ihres Potenzials etwas blass bleiben. Dasselbe gilt für die vielen Örtlichkeiten unterhalb Londons, für die oftmals historische Vorbilder aus der Geschichte Londons dienten. Bei nicht einmal vierhundert Seiten Umfang hätte es also gern noch etwas mehr Detailfreude und Tiefe sein dürfen.
Abgesehen von diesem Manko, das den gesamten Roman durchzieht und bei dieser Bandbreite an kreativen, aber nicht vollends ausgeschöpften Ideen sehr bedauernswert ist, lassen sich kaum Schwächen festmachen. Die Handlung ist flott erzählt und wartet mit einigen überraschenden Wendungen und Ereignissen auf, so dass es zu keiner Zeit langweilig wird, Richards und Doors Abenteuer zu verfolgen. Hinzu kommt eine gehörige Portion Humor, die der spannenden Geschichte ein Sahnehäubchen aufsetzt.

Mit "Niemalsland" legt Gaiman einen spannenden, originellen und humorvollen Roman vor, der die dazugehörige Fernsehserie noch mal ein Stückchen übertrumpfen kann. Dass das Buch mit 365 Seiten viel zu kurz für die Fülle an Ideen und kreativen Versatzstücken geraten ist, ist da sehr gut zu verschmerzen.

Tina Klinkner



Taschenbuch | Erschienen: 01. Juli 2008 | ISBN: 9783453137578 | Originaltitel: Neverwhere | Preis: 7,95 Euro | 365 Seiten | Sprache: Deutsch

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