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Yvonne Bergmann und ihr Freund Tim Böttcher wollen Urlaub auf einem alten Schloss in Frankreich machen. Unterwegs finden sie mitten in der Nacht eine junge Frau mit aufgerissener Kehle und ohne Blut in den Adern. Kurz darauf sehen sie den Mörder: einen Vampir! Dieser ergreift die Flucht, als Yvonne ihn fotografiert. Als das Pärchen mit der Polizei zurückkehrt, ist die Leiche verschwunden, bis auf einige wenige Blutspuren. Auf dem Film ist anstatt des Gesichts nur ein verschwommener Fleck erkennbar. Für Yvonne und Tim der unumstößliche Beweis, dass es ein echter Vampir war. Die Polizei glaubt ihnen nicht und so setzen die beiden jungen Leute ihren Weg fort und kommen am frühen Morgen am Schloss an. Dort erwartet die beiden eine illustre Gesellschaft. Yvonne erliegt sofort dem Charme des aparten Comte de Rochelles, was Tim äußerst misstrauisch und eifersüchtig beobachtet. Doch sein Misstrauen ist berechtigt, denn auf dem Schloss geht es nicht mit rechten Dingen zu und der Comte de Rochelles hütet ein furchtbares GeheimnisÂ…
"Kampf der Vampire" bildet den Auftakt zu einer viel versprechenden, ambitionierten Reihe, welche an sich selbst die hohen Ansprüche stellt, die "Gruselserie" von H.G. Francis fortzusetzen. Zugleich soll Dreamland Grusel aber auch eine Reihe darstellen, in der spannende Horror-Romane vertont werden sollen. Das Team um Thomas Birker hat keine Kosten und Mühen gescheut und konnte den großartigen Hörspielautor H.G. Francis für ihr Projekt gewinnen. So verwundert es nicht, dass die erste Folge auf einem der seltenen Heftromane des Schriftstellers basiert. Als Vorlage diente der Vampir-Horror-Roman 86 "Das Grab des Vampirs" aus dem Jahr 1974. Zur Zeit ist der Roman als Geisterschocker Band 43 bei der Romantruhe erhältlich. Die Handlung entwickelt sich wie eine typische Hörspielfolge von H.G. Francis und die beiden streitlustigen Protagonisten erinnern sicherlich nicht zufällig an das Reporterpaar Tom Fawley und Eireen Fox aus der Gruselserie von Europa. Das Hörspielskript hält sich sehr dicht an die Romanvorlage und unterscheidet sich vor allem in der Namensänderung der Hauptfiguren. Aus Ira Bergmann wurde Yvonne Bergmann und aus Dietmar Runge wurde Tim Böttcher. Auch die klischeebehaftete Eingangszene, in der das Auto seinen Dienst versagt und Dietmar/Tim allein ins Dorf läuft, um die Polizei zu holen, während sich Ira/Yvonne allein den Attacken des Blutsaugers ausgesetzt sieht, wurde im Hörspiel erheblich gestrafft, was der Spannung aber keinen Abbruch tut und die eigentliche Story schneller in Fahrt bringt. Doch bedauerlicherweise garantiert Werktreue nicht gleich ein hervorragendes Spielbuch, was im vorliegenden Fall, wo Dialoge zum Teil eins zu eins übernommen wurden, deutlich zu Tage tritt. Wie bereits im Roman leidet auch das Hörspiel unter dem viel zu überhasteten Ende, das wenig Spannung bietet und eher durch Action zu überzeugen versucht. Der große Aha-Effekt bleibt ebenfalls auf der Strecke, da der erfahrene Gruselfan schnell weiß, wie der Hase läuft. Immerhin wurde der wenig zutreffende Titel "Das Grab des Vampirs" in das passendere "Kampf der Vampire" geändert.
Als Erzähler ist Christian Rode zu hören, der mit seiner markanten und dennoch besonnenen Stimme einen erstklassigen Job macht. Als Tim Böttcher brilliert Fabian "Leon Kramer" Harloff, der als junger Medizinstudent sogar noch besser herüberkommt. An seiner Seite spielt Kerstin Draeger, welche die Kratzbürste Yvonne Bergmann sehr realistisch darzustellen versteht. An der Seite dieser beiden Jungschauspieler agieren eine Reihe wahrer Hörspiellegenden. Vor allem Gisela Trowe als Lady Tessa ist ein echter Ohrwurm, während Comte de Rochelles von Rainer "Larry Brent" Schmitt verkörpert wird. Der sympathische Sprecher ist hier in einer seiner wenigen Sprechrollen zu hören, in denen er nicht den Helden, beziehungsweise den "Guten", spielt. Der Charakter, den er hier verkörpert, ist sehr ambivalent und lässt sich schwer in ein Schema pressen, was die Rolle sicherlich sehr interessant gemacht hat. Ein weiteres Highlight, vor allem für alle Fans der Hörspielserie "Geisterjäger John Sinclair" aus dem Tonstudio Braun, ist Peter Joseph Schmitz. Der Schauspieler ist den Kassettenkindern vor allem durch seine grandiose Darbietung des "Spuks" aus der oben genannten Serie ein Begriff. Seine volltönende, unverkennbare Stimme ist unübertroffen. Es ist großartig, dass Dreamland sich diesen Sprecher verpflichtet hat und ihm einige schöne Rollen gegeben hat, wie beispielsweise die des Schlossherrn im vorliegenden Hörspiel.
Gespart wurde leider bei den Nebenrollen, die teilweise sehr unmotiviert klingen. Vor allem bei Angie Bells Darstellung der Emilie Maurnier fehlt die Leidenschaft in der Stimme. Ähnlich verhält es sich mit Anne Kirschberg, welche die Vampirin spricht, die Yvonne an den Hals will. Für die Musik konnte Thomas Birker das kultverdächtige Intro der Gruselserie von Carsten Bohn gewinnen. Ob dies wirklich zu einer Gruselreihe passt, die deutlich härter ist als die Hörspiele von vor 20 Jahren und die sich an ein älteres Publikum richtet, sei mal dahingestellt. Als Hommage ist es auf jeden Fall gelungen. Für die weitere musikalische Untermalung zeichnet sich Tom Steinbrecher verantwortlich, der einige sehr atmosphärische Stücke gezaubert hat, die wunderbar zum Geschehen passen. Nur beim Finale stört der schnelle, viel zu heitere Sound die Stimmung. Als Bonustrack gibt es ein höchst interessantes und informatives Interview mit H.G. Francis selbst. Für die Hörspielfans ist dieser Bonus besonders bemerkenswert, da man den Mann hinter den Geschichten endlich einmal selbst zu hören bekommt.
Auch in der Aufmachung lehnt sich Dreamland Grusel an die Serie von H.G. Francis an, präsentiert sich aber in einem düsteren Blau. Das Covermotiv stammt von Daniel Theilen und wirkt in seiner groben Darstellung der Vampire sehr stimmig. Der Wiedererkennungswert der Hörspiele ist enorm.
Fazit:
Überzeugender Erstling mit einem klassischen Gruselplot. Zum Ende hin geht der Story aber deutlich die Luft aus. Die Sprecher sind bis auf einige Nebenrollen sehr gut aufgelegt und vor allem eingefleischte Hörspielfans kommen garantiert auf ihre Kosten.