Finn Hasselblatt hat nur noch einen einzigen Freund und das ist der Falke Six. Mit ihm wohnt er über den Dächern der Stadt und schlägt sich mehr schlecht als recht durch. Eigentlich war er früher als Silver bekannt, doch das ist lange Zeit her. Silver war stadtbekannt. Kein Gebäude und keine Statue waren vor ihm sicher. Mit akrobatischer Kunstfertigkeit und künstlerischem Können sprühte er an allen unmöglichen Orten seine wunderschönen Bilder an die Wand. Doch seit Coco gestorben ist und sich Finn sogar von seinem Vater, dem er die Schuld an dessen Tod gibt, entfernt hat, ist auch Silver gestorben. Seither lebt Finn nur noch für sich alleine und lebt von dem das andere für ihn übrig lassen.

Dann jedoch bemerkt er, dass in der Nähe seines Unterschlupfes ein Mädchen unterwegs ist. Sie hält scheinbar etwas in den Armen und dreht sich immer wieder um, als würde sie verfolgt werden. Und tatsächlich folgt ihr auch ein Mann ganz in Weiß gekleidet. Ohne lange zu überlegen, hilft Finn dem Mädchen, das sich ihm als Delphine vorstellt, zu entkommen. Was sie so mutig beschützt hat war eine Flasche, die mit einem seltsamen Zeichen, einem Stab, um den sich zwei Schlangen winden und das von Ferne aussieht wie ein Ypsilon, versiegelt ist. In ihr befindet sich ein kunstvolles kleines Boot auf dem zwei Menschen stehen, ein junger Mann und eine junge Frau, die beide wirken als würden sie irgendetwas schwören.

Delphine beschwört ihn die Flasche zu zerstören und meint, sie müsse sofort wieder verschwinden. Sie lebt nämlich in der Kummerschule, einem Internat in dem verbrecherische Jugendliche, die gesellschaftlich versagt haben aufgenommen werden. Die seltsame Flasche gehört dem Direktor und scheinbar hat er Angst vor ihr. Deshalb will sie, dass das, was da drinnen ist freigesetzt wird. Noch ehe Zeit zum nachdenken ist verschwindet sie wieder und lässt Finn alleine zurück. Der versucht sogleich die Flasche zu zerstören, was schwerer ist, als es aussieht. So dünn das Glas auch wirkt, so unzerbrechlich ist es doch. Also beschließt er, die Flasche am höchsten Punkt der Stadt zu verstecken, so dass sie niemand mehr findet. Doch leider gleitet sie ihm aus der Hand, als er auf den Kirchturm geklettert ist und fällt zu Boden. Als er hinunterklettert ist die Flasche verschwunden, doch er entdeckt im Schnee Abdrücke von Füßen, die einem Jungen gehören.

Das jedoch ist erst der Anfang einer Geschichte, deren Botschaft letzten Endes ist, dass eigene Entscheidungen wichtig sind und es nie zu spät ist, sich wieder für den richtigen Weg zu entscheiden. Das geheimnisvolle Zeichen des Ypsilons führt Finn und seine Gefährten in ein Land der nicht wahrgenommenen Möglichkeiten. Hierher kommen die Möglichkeiten, die nach einer Entscheidung verworfen wurden und nicht zur Tatsache wurden. Auch Finn merkt bald, dass er genauso wie der Direktor der Kummerschule eine Entscheidung zu treffen hat, die größte Wichtigkeit besitzt. Genauso wie die Möglichkeit für eine freie Entscheidung wird ein weiteres heikles Thema angesprochen. Delphine forscht in der Kummerschule nämlich an einem Medikament gegen Malaria. Dies ist eine Krankheit an der viele Babys schon bald nach der Geburt sterben, weil es keine Medikamente gibt. Denn es lohnt sich nicht Arzneien zu entwickeln, die von den Patienten nicht bezahlt werden können. Auf dieses Thema, das so oft unter den Tisch gekehrt wird, wird sehr penetrant das Augenmerk gelenkt.

Sowohl fantastische wie moralische Elemente werden hier zu einer abenteuerlichen Geschichte für Jugendliche verwoben. Leider werden die moralischen Grundsätze, die hier vermittelt werden sollen, zu offensichtlich angesprochen, so dass es zu penetrant wirkt. Auch kommt die Geschichte irgendwie nicht richtig in Fahrt, obwohl sie durchaus spannende Elemente enthält. Ein nettes Jugendbuch zu einem kritischen Thema, das jedoch sein Potential nicht voll entfalten kann.