Vor rund fünftausend Jahren regierte der erste namentlich bekannte Pharao. Ägyptens uralte Kultur ist legendär und hat auch für die heutigen Menschen nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Wer aber nicht gerade den Beruf des Ägyptologen oder zumindest des Historikers ausübt, kennt allenfalls die wichtigsten Pharaonen; zu einem echten Verständnis des alten Ägyptens tragen indes auch andere Persönlichkeiten ganz wesentlich bei, deren Leben durch ägyptische Quellen dokumentiert ist.
"Who is who im alten Ägypten" enthält chronologisch geordnet die Kurzbiografien von hundert interessanten Personen von Narmer, dem ersten nachweisbaren Pharao, bis Kleopatra VII. Den Biografien geht eine Einführung voraus. Eingeteilt sind die Lebensbilder in Blöcke nach in der Ägyptologie üblichen Epochen: Frühdynastische Zeit, das Zeitalter der Pyramiden (Altes Reich), Erste Zwischenzeit und Mittleres Reich, das "goldene Zeitalter" der frühen 18. Dynastie, die Amarna-Zeit, die Ramses-Zeit und schließlich als "Götterdämmerung" die Dritte Zwischenzeit, Spätzeit und Ptolemäerzeit. Vor den zu diesen Epochen gehörenden Biografien steht immer eine etwa vierseitige Übersicht, die grundlegende Informationen zur jeweiligen Zeit vermittelt, sodass sich die Kurzbiografien gut in den historischen Kontext einordnen lassen, in den sie unmittelbar eingebunden sind, oder den sie als Pharaonen oder Befehlshaber der Armee ein Stück weit mitgeprägt haben.
An Kleopatras Lebensbeschreibung schließt sich eine Chronologie mit integrierter Königsliste an, gefolgt von einer Karte des historischen Ägyptens sowie einem Quellen- und Literaturverzeichnis.

Die bedeutenden Pharaonen fehlen natürlich nicht in diesem umfangreichen Band, beginnend mit dem erwähnten Narmer über die Pyramidenbauer Djoser und Chufu (Cheops), Pepi II., den Pharao mit der längsten Regierungszeit, den Wiedervereiniger Mentuhotep II., Hatschepsut, den weiblichen Pharao, Echnaton und Tutenchamun, Ramses II. und III., Ptolemaios I. und viele andere - und abschließend mit Kleopatra VII.
So gelungen deren Kurzbiografien sind, wirklich ungewöhnlich und lebendig wird das Buch dank der weiteren Biografien. Djosers Chefzahnarzt Hesire und der Architekt Imhotep finden hier berechtigterweise ebenso Eingang wie zahlreiche hohe und niedrigere Beamte und Priester mit gut dokumentierten Vitae, nahe Verwandte des Königshauses, darunter auch Regentinnen, der Hofzwerg Pernianch, der durch seine Briefe "unsterbliche" Bauer Hekanacht, Echnatons Polizeichef Mahu, ein Musikant aus Memphis namens Raia, der erste Ägyptologe, Chaemwaset, und viele andere, darunter auch Arbeiter, ein Serienverbrecher und Menschen, die die gut funktionierende ägyptische Justiz in Anspruch nahmen, um Erbstreitigkeiten zu entscheiden. Erfreulich wirkt übrigens der vergleichsweise hohe Anteil an Frauenbiografien, die verraten, wie es um die Frau in der altägyptischen Gesellschaft bestellt war, quer durch alle Schichten.
In der Summe entsteht anhand dieser hundert im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtigen Lebensbilder ein vielseitiges und ausgewogenes Ägyptenbild durch sämtliche Dynastien, eine ganz außergewöhnliche Geschichte jener tief beeindruckenden Hochkultur am Nil. Den "Kitt" zwischen den Kurzbiografien bilden die knappen, auf das Wesentliche beschränkten Einführungen, die den Vitae der einzelnen Epochen vorausgehen. Vorkenntnisse sind somit nicht vonnöten. Das Buch wendet sich vornehmlich an den interessierten Laien; es ist freilich dank der lebendig verfassten Texte und seines Abwechslungsreichtums durchaus auch in der Lage, Interesse zu wecken, und eignet sich somit gut als Geschenk.
Der Band ist üppig bebildert: Praktisch zu jedem der hundert Protagonisten findet man eine oder mehrere zum Teil farbige, kommentierte Abbildungen, meist Statuen, die die jeweilige Person abbilden. Sowohl der Inhalt als auch die Aufmachung des Buches, dank dem dicken, robusten Einband ein regelrechtes "Schwergewicht", rechtfertigen den Preis von knapp vierzig Euro.
"Who is who im alten Ägypten" ermöglicht dem an der Materie Interessierten, sich ein umfassendes Bild vom Leben in dieser faszinierenden Kultur anzueignen, und zwar einschließlich der verschiedenen Epochen und Gesellschaftsschichten. Spannende, informative Texte und zahlreiche Abbildungen bieten sowohl fundiertes Wissen als auch Unterhaltung.