1980: Gerade war Frank noch beim Bund, schon ist er auf dem Weg nach Berlin zu seinem großen Bruder Manni.
Doch kaum ist er in Berlin, muss er feststellen, dass Manni - den hier alle nur Freddie nennen - gar nicht da ist und keiner zu wissen scheint, wo er hin ist. Jetzt steht Frank vor dem Problem, dass die WG seines Bruders umziehen muss - er wird kurzerhand als Bevollmächtigter seines Bruders eingesetzt - und zudem noch seine Künstlerwerkstatt geräumt wird. Unterbrochen wird die Suche nach dem Bruder und nach sich selbst immer wieder durch Kneipenbesuche, Diskussionen mit Karl, Begegnungen mit Hippies, Punks und Möchtegern-Hausbesetzern …

"Der kleine Bruder" ist zwar der zuletzt erschienene Teil der Trilogie um Frank Lehmann, von der Handlung her befindet er sich aber zwischen "Neue Vahr Süd" und "Herr Lehmann". Dadurch, dass die meisten Leser wohl die anderen beiden Bücher schon kennen, sind Enttäuschungen vorprogrammiert. Die Gedankengänge Franks sind leider kaum noch beschrieben, es wird wohl darauf vertraut, dass der Leser den Protagonisten mittlerweile gut genug kennt. Leider macht die Gedankenkürzung aber Raum für mehr sinnlose Dialoge als man lesen will. Da wird seitenlang diskutiert, wie man etwas jetzt ausdrücken sollte, ob man dies und jenes einfach so machen kann, ob das denn seine Ordnung hat und ähnlich bewegende Themen. Die Gedanken des jungen Bremers, der frisch in Berlin landet, wären interessanter gewesen. So wirkt dieser dritte, eigentlich zweite, Band sehr uninspiriert und lässt viel von dem Wortwitz und der Situationskomik, die man von Sven Regener eigentlich gewöhnt ist, vermissen.

Fans von Sven Regener, die schon die anderen beiden Bände im Regal stehen haben, werden wohl auch bei "Der kleine Bruder" zugreifen "müssen". Allerdings wäre es geschickter auf eine Taschenbuchausgabe zu warten, da das Buch doch einen ziemlich stolzen Preis hat, bedenkt man, wie wenig Handlung man darin findet.
Dennoch sollte man sich unbedingt darauf einstellen, dass "Der kleine Bruder" nicht an die anderen Bände heranreichen kann und auch sonst nur sehr wenig Neues offenbart.