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Stadtführer von München gibt es viele. Mal kulturhistorisch ausleuchtend, mal aktuelle Tipps gebend, mal einfach nur als Orientierungshilfe. Doch einen Comic, der gleichzeitig das moderne München darstellt und die Geschichte in den Blick nimmt, gab es noch nicht.
Bis sich Illustrator Martin Cordemann und Autor Ralf Paul, bekannt geworden durch ihren wundervollen Comic "Domspitzen", der ebenfalls in Comicform die Stadt Köln hochleben ließ, dieser Aufgabe annahmen.
Das Ergebnis ist ein witziger, lehrreicher und bestens ausgestatteter Führer.
Die Seele des allzu früh verstorbenen Dominikanermönchs Thadeus begibt sich mit drei Kindern auf einen Stadtrundgang. Dabei erläutert der Geist, wie München gegründet wurde, welche Bedeutung das richtig gebraute Bier in dieser Stadt hat, welche Kriege und Katastrophen sie heimsuchten, welche berühmten Persönlichkeiten in München waren und welche Spuren sie hinterlassen haben.
In witzigem Ton lernt der Leser alle wichtigen Gebäude der Innenstadt kennen, erfährt, wie das Reinheitsgebot zu Stande kam, wer daran beteiligt war und welchen Werdegang die Stadt über die Jahrhunderte genommen hat. Dabei werden weder der Dreißigjährige Krieg (und hier leistet sich der Führer den einzigen krassen Fehler, indem er den "Schwedischen Krieg" leider um einige Jahre vorverlegt) noch die unrühmliche Rolle eines in München zeitweise ansässigen Despoten - Adolf Hitler - ausspart.
Hinzu kommen mehrere Karten, die Teile Münchens zeigen und eine Gesamtübersicht, die auf der letzten Seite beigefügt ist. Der lustige, schräge, die Dimensionen ein wenig verschiebende Zeichenstil von Martin Cordemann sorgt dabei sowohl in den Stadtplänen als auch beim Stadtrundgang der drei Kinder mit Thadeus, noch mehr aber in den kurzen historischen Einblendungen, für viel Erheiterung, Spaß und Interesse. Cordemann lässt diese Stadt lebendig werden, Paul gibt dem Ganzen den nötigen Informationsgehalt.
So fühlt man sich auf jeder Seite bestens unterhalten und geleitet. Und auch wenn dies sich eher nach einer Arbeit aus der Ecke Klamauk und Spaß anhört, dieser Führer ist durchaus nutzbar und vielen ernsten Stadtführern weit überlegen. Denn erstens nimmt er sich selbst nicht allzu ernst und zweitens vermittelt er ein liebevolles, warmherziges Bild der Stadt und seiner Einwohner. Wer München nicht kennt, dem Oktoberfest einen Besuch abstatten will oder einfach nur einen Comic über die Sehenswürdigkeiten und die Historie Münchens genießen möchte, dem sei "Bruder Thadeus - Das Münchner Kindl" wärmstens empfohlen.
Einzig die Leser der "Domspitzen" könnten ein kleines bisschen enttäuscht sein. Gar so originell, witzig und abgefahren wie der Köln-Führer ist der Münchener Stadtführer nicht geworden.