Diese sechs CDs bilden den letzten Teil der Otherland-Tetralogie und läuten somit das Ende der bisher größten Hörspiel-Produktion mit über 250 eingesetzten Sprechern und über vierundzwanzig Stunden Gesamtlaufzeit ein.
Die drei stabilen Doppel-CD-Hüllen verfügen jeweils über ein Booklet und befinden sich insgesamt in einem hübschen Pappschuber.

Nach all den zahlreichen Welten und Ereignissen, die die Hauptfiguren Renie, !Xabbu, Orlando, Fredericks, Paul, Martine und weitere Begleiter, die die Geschichte nicht von Anfang an begleitet haben, überstanden haben, treffen sie nun nicht nur auf das Betriebssystem des Otherland-Netzwerkes, sondern auch auf die Gralsbruderschaft und ihren Drahtzieher Felix Jongleur persönlich. Doch noch immer finden sie keinen Weg aus dem Netzwerk und ihre Geschichten sind noch immer ungelöst, während zugleich auch in der realen Welt einiges passiert.
Herr Sellars’ Geschichte klärt sich auf und mit Hilfe der kleinen Christabel, ihren Eltern und dem Jungen Cho-Cho versucht er, die Geschichte zu einem guten Ende zu bringen, während Olga Pierowsky, die ebenfalls Kontakt zu Herrn Sellars hat, einen Teil ihrer Vergangenheit aufdecken kann, ohne die Zeit zu haben, sich diesem zu widmen - denn auch für ihre Aufgaben im Rahmen der großen, die Bruderschaft zu stürzen, drängt die Zeit.
Dulcinea erkennt das Geheimnis ihres Auftraggebers Dread, doch auch die Kommissarin Calliope Skouros findet endlich den von ihr gesuchten Frauenmörder.
Während all dies geschieht und Dread das Netzwerk zu übernehmen versucht, das Betriebssystem im Sterben liegt und alle Geheimnisse, auch die um Ava, der Vogelfrau, nach und nach aufgeklärt werden, treten wieder andere Gesichter auf - solche, die man schon einmal sah, neue Gesichter und alte Gesichter in neuer Gestalt.

Zugegeben, die Inhaltsangabe klingt verwirrend, doch tatsächlich entspricht dies auch dem Hörspiel.
Nachdem ich die Bücher verschlungen hatte, stürzte ich mich auf das Hörspiel und fieberte jeder Neuveröffentlichung entgegen, doch dem Tempo, das hier vorgegeben wird, konnte selbst ich stellenweise nicht mehr folgen.
Auch, wenn man die Charaktere schon eine ganze Weile begleitet und sich Gedanken um ihre Entwicklung, ihre Aufgaben und Geheimnisse macht, wird man hoffnungslos überfordert mit der Flut an Informationen. Wilde Kämpfe, hitzige Diskussionen, zahlreiche Tote, ständige Szenenwechsel, immer wieder durch die Netfeed-News unterbrochen, und das Ganze dann mit einer wahren Sintflut an Sprechern und Erzählern, die man im Verlauf immer weniger unterscheiden kann, ein bisschen zuviel des Guten, was Stimmverzerrungen und Soundeinsätze betrifft und dann, wenn man endlich einmal dazu kommt, Luft zu holen, werden sämtliche Geschichten nacheinander aufgelöst wie ein verworrenes Wollknäuel. Sicherlich erwartet man genau das, man möchte schließlich nicht am Ende der Geschichte noch im Dunkeln tappen, doch die gewählte Form, wirklich nacheinander die einzelnen Fäden zu lösen, wirkt sehr konstruiert.
Man hat sich soviel Zeit gelassen, diese wundervolle Geschichte zu erzählen, doch gerade beim letzten Teil kommt eine solche Unruhe und Hektik auf, dass man sich unweigerlich fragt, warum nicht noch eine oder zwei Stunden mehr verwandt wurden für dieses Hörspiel, um es für den Hörer angenehmer enden zu lassen. Bei dem Gesamtvolumen von Otherland wäre es darauf nun auch nicht mehr angekommen.

Ein wenig enttäuschend sind diesmal auch die Booklets. Zwar findet man eine Zusammenfassung der gesamten bisherigen Geschichte im ersten Booklet, doch danach folgen nur noch vereinzelte Informationen mit Bild und kurzem Hintergrund zum Übersetzer, zum Regisseur, zum Autor und zum Produzenten der Musik.
Eine Sprecherliste fehlt völlig und natürlich könnte man damit argumentieren, dass die anderen Teile über Sprecherlisten verfügen und es sich schließlich um einen letzten Teil handelt, mit dem wohl kaum jemand einsteigt, doch wäre dann auch eine Zusammenfassung aller bisherigen Ereignisse überflüssig gewesen.
Hinzu kommt, dass auch in diesem Teil nicht wenige neue Stimmen auftreten, darunter sogar eine kleine Rolle von Tad Williams persönlich. Zwar werden diese Sprecher im Abspann der letzten CD mit ihren Rollen benannt, den Komfort einer weiteren Liste, zumindest eine der neu hinzu gekommenen Sprecher, hätte man aber erwarten können.

Wer wissen möchte, wie die großartige Geschichte um die Charaktere, die einem mittlerweile sicherlich ans Herz gewachsen sind ausgeht, wird nicht umhin kommen, sich dieses Hörspiel zu kaufen. Es erfordert jedoch äußerste Konzentration, muss vermutlich von den meisten Leuten mehrfach gehört werden, hinterlässt eine gewisse Unruhe und nicht zuletzt steigt auch der Grad der Brutalität im Vergleich zu den Vorgängern noch einmal um ein Mehrfaches an.