Privatdetektiv Philip Marlowe wird von einem reichen alten, an den Rollstuhl gefesselten General namens Sternwood engagiert. Er soll Arthur Gwynn Geiger das Handwerk legen, einem Erpresser, in dessen Fänge Sternwoods junge Tochter Carmen geraten ist. Zugleich äußert Sternwood sein tiefes Bedauern darüber, dass sich einige Wochen zuvor der Ehemann seiner anderen Tochter Vivian, "Rusty" Regan, den er sehr mochte, aus dem Staub gemacht hat.
Marlowe beschließt, nicht nur Geigers Erpressungen zu beenden, sondern auch Regan zu finden. Von da an werden seine Ermittlungen von einer ganzen Mordserie begleitet, die mit dem Tod von Geiger beginnt, der erschossen wird, als er Nacktfotos von der mit Drogen vollgepumpten Carmen Sternwood macht. Geiger, der offiziell mit seltenen Büchern handelte, verlieh offensichtlich pornografische Bücher und erpresste anschließend seine Kunden.
Marlowes Weg führt in die Halbwelt von Los Angeles, in der außer Carmen auch Vivian keine Unbekannte ist; die geringfügig ältere Tochter des Generals verliert häufig hohe Summen beim Glücksspiel, die sie unmöglich durch das ihr vom Vater überlassene monatliche "Taschengeld" decken kann.
Nachdem sich eine Spur hin zu Geigers geschäftlichem "Nachfolger" als falsch erwiesen hat, nimmt Marlowe den Besitzer der von Vivian frequentierten Spielhölle genauer unter die Lupe, was diesen erheblich stört. Und je öfter die Töchter des Generals, insbesondere Carmen, seinen Weg kreuzen, desto mehr irritiert ihn deren Rolle in dem Spiel, insbesondere, was Regans Verschwinden angeht. Als er eines Tages in seine Wohnung zurückkehrt, erwartet ihn Carmen dort - splitternackt. Er wirft sie hinaus und macht sie sich dadurch zur unerbittlichen Feindin. Mehr als einmal droht Marlowe selbst der "Big Sleep", aus dem man nie mehr erwacht.

Der erste Roman um Philip Marlowe zeichnet sich durch eine Fülle an agierenden Personen, möglichen Motiven und Verwicklungen aus, die sogar Chandler selbst verwirrten, denn einer der Morde - jener an General Sternwoods Chauffeur - wird nicht aufgeklärt und hat auch kein echtes Motiv, was Chandler erst nach der Veröffentlichung auffiel.
Da das Tempo bei Chandler jedoch meist moderat verläuft und der Autor mehr auf subtile Psychologie, Sarkasmus und die kühle Ausstrahlung seines Macho-Privatermittlers setzt, kann der Leser der Handlung trotzdem insgesamt gut folgen, auch in der Hörbuchfassung, bei der ein zielgerichtetes Zurückblättern natürlich nicht ohne Weiteres möglich ist. Als hilfreich erweisen sich mehrere auf der CD enthaltene PDF-Dateien, die neben einer kurzen Inhaltsangabe, Verweise auf die entsprechenden Tracks eingeschlossen, auch ein Personenverzeichnis enthalten; ferner werden zwei Essays angeboten. Ein Inhaltsabriss nebst Kurzbiografie des Autors und des Sprechers sowie ein Personenverzeichnis sind zudem im Booklet enthalten.
"The Big Sleep" ist trotz der genannten Einschränkungen ein gelungener und sehr spannender Kriminalroman, in dem das Los Angeles der 1930er- und frühen 1940er-Jahre lebendig wird. Stimmungsvoll vermittelt der Autor ein Bild der Halbwelt jener Zeit und zeichnet auch die Dekadenz mancher Reichen geschickt nach; zugleich vermittelt er einen Eindruck der zeitgenössischen Moralvorstellungen in den USA. Auch aus diesem Grund lohnt es sich, Chandlers Roman zu lesen beziehungsweise zu hören.
Die in dieser Rezension vorgestellte englischsprachige Hörbuchfassung wurde mit Elliott Gould eingespielt, jenem Schauspieler, der auch Philip Marlowe im Film dargestellt hat; insofern erweist er sich als ideale Besetzung. "Cool" und abgebrüht präsentiert er Marlowe und weiß sich auch in andere Rollen gut einzufinden, ohne manieriert aufzutreten; sein leichtes Lispeln und der bewusst in Szene gesetzte amerikanische "Drawl" verstärken den Eindruck von Authentizität.
Insgesamt ein rundum gelungener Krimi der "alten Garde": spannend, lässig, auf "Sex & Crime" basierend, bis auf die genannte Ausnahme logisch korrekt ausgearbeitet - und in der Hörbuchfassung nicht minder packend dank einem idealen Sprecher.