Aggressives Verhalten im Kinder- und Jugendalter kann vielfältige Folgen haben: Spannungen in der Familie, Probleme im Freundeskreis, Schwierigkeiten in der Schule. Oftmals sind Eltern und Lehrer überfordert, weil sie die Ausbrüche der Kinder schwer einordnen und noch schwerer mit ihnen umgehen können. Die Kinder selbst erkennen das Problem meist nicht, sondern sehen sich in der Opferrolle, was die Probleme noch verschärfen kann. Einen Einstieg für Betroffene und einen Überblick zum Thema verspricht der "Ratgeber Aggressives Verhalten" aus dem Hause Hogrefe.

Das schmale Büchlein hangelt sich weitgehend an Leitfragen entlang, die in logischer Folge aufeinander aufbauen, wobei bekannte Alltagssituationen den Einstieg bilden. Im Folgenden werden viele Aspekte der Thematik kurz angesprochen: Erkennungszeichen aggressiven Verhaltens, mögliche Entwicklungsszenarien, Ursachen der Aggression, zusätzliche Probleme im Bekanntenkreis, erste Hilfestellungen und Ratschläge zu Anlaufstellen und Ansprechpartnern. Außerdem gibt es in dem Ratgeber Vorschläge zum richtigen Umgang mit aggressivem Verhalten für Eltern, Lehrer, Therapeuten und die Jugendlichen selbst. Eine Checkliste zur Diagnose von aggressivem Verhalten bildet den Anhang des insgesamt 40-seitigen Werks.

Gleich vorweg: Eine vollständige und in die Tiefe gehende Abhandlung können Leser dieses Ratgebers nicht erwarten - dafür sind vierzig Seiten viel zu wenig, und so ist der "Ratgeber Aggressives Verhalten" auch gar nicht konzipiert. Er gibt einen kurzen, aber präzisen und sinnvoll strukturierten Überblick zu den vielen relevanten Teilaspekten des Themas. Interessant sind für Eltern vielleicht die diagnostischen Bereiche, anhand derer man nachvollziehen kann, ob das Verhalten des eigenen Kindes als "aggressiv" oder zumindest "oppositionell" einzustufen ist. Lehrer und Eltern werden gleichermaßen zudem die Hinweise zum Umgang mit aggressiven Kindern schätzen, zumal ein falsches Verhalten hier einen sehr negativen Effekt auf die weitere Entwicklung der Kinder haben kann. Kurz und gut: Dieser Ratgeber von Hogrefe hält, was er verspricht, und ist als erste, kostengünstige Informationsmöglichkeit bedenkenlos zu empfehlen. Einzig der Abschnitt mit den pseudo-lockeren Tipps für Kinder und Jugendliche wirkt unnütz. Diese mögen zwar gut gemeint sein, aber man muss sich nur einmal vorstellen, was man selbst als Jugendliche/r von Ratschlägen à la "Zähle bis fünf, bevor du ausrastest" gehalten hätte - vermutlich gar nichts, die meisten hätten sich kaputtgelacht. Abgesehen davon ist der "Ratgeber Aggressives Verhalten" ein echter Kauftipp, der auch Informationen dazu gibt, wer in gravierenden Fällen Hilfe leisten kann.

Fazit: Verständlich geschriebener und logisch aufgebauter Kurzratgeber zu einem brisanten Thema, das vielen auf den Nägeln brennt.