In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte die Luftfahrt etliche revolutionäre Neuerungen, zum Beispiel den Übergang von Segel- zu Motorflugzeugen und die Entwicklung immer neuer, an bestimmte Aufgaben und Herausforderungen angepasste Flugzeugtypen. Eng mit diesen manchmal revolutionären Änderungen sind etliche Namen verknüpft, gerade auch in Deutschland, das eine ganze Reihe engagierter Flugpioniere hervorbrachte, von denen auch heute viele unvergessen sind.
Das vorliegende Buch besteht aus mehr als fünfzig alphabetisch geordneten Kurzbiografien von Menschen, die sich im genannten Zeitraum in der Luftfahrt einen Namen gemacht haben, teils als Pilotinnen und Piloten, oft aber auch als Konstrukteure, Unternehmer und Koordinatoren hinter den Kulissen.
Von Gerd Achgelis bis zu Eduard Zimmer spannt sich der Bogen. Allseits bekannt sind beispielsweise Ernst Udet, Ferdinand Graf von Zeppelin, Elly Beinhorn und Claude Dornier.
Kühne Piloten waren nebst Udet und Beinhorn auch Heini Dittmar, Oswald Boelcke, Melli Beese, Liesel Bach, Vera von Bissing, Lola Schröter, Friedrich Karl Freiherr Koenig von und zu Warthausen und etliche andere Porträtierte. Carl Clemens Bücker produzierte erfolgreich Kunstflugmaschinen, Ilse Essers, eine begnadete Konstrukteurin, brachte theoretische Erkenntnisse ein, die heute noch verwertet werden. Eine schillernde Figur ist Antonie Strassmann, eine Schauspielerin und Fliegerin aus Berlin. Menschen aus der Crew der berühmten Do-X fehlen ebenso wenig wie Ludwig Prandtl, der die Luftfahrt um Erkenntnisse in der Strömungslehre und Aerodynamik bereicherte, oder Ernst Baeumker, der die deutsche Luftfahrtforschung koordinierte.

Manche der Luftfahrtpioniere, die in diesem Buch vorgestellt werden, sind im Lauf der Jahrzehnte vergessen worden, andere bringt man vielleicht gar nicht mit der Fliegerei in Verbindung, etwa Beate Uhse, die zunächst als Sportfliegerin brillierte und dann als Überführerin von Flugzeugen, bevor sie im Anschluss an den Krieg eine Marktlücke erkannte.
Über andere Protagonisten dieses Bandes wurden ganze Bücher geschrieben. Zu den tragischen Figuren gehören nicht nur die zahlreichen bei Abstürzen verstorbenen Piloten und anderen Crew-Mitglieder, sondern auch Menschen wie Ernst Udet, "des Teufels General", der schließlich angesichts der Unerträglichkeit seiner Situation Selbstmord beging.
Die kurzen Biografien - der Umfang beträgt meistens drei Seiten - geben relativ knapp und dicht, dabei jedoch lebendig und unterhaltsam einen Eindruck vom Leben des jeweiligen Menschen. Frauenbiografien kommt in diesem Buch eine besondere Bedeutung bei, gerade, weil die Frauen es so schwer hatten, in die Männerdomäne Fliegerei einzudringen und sich den ihnen zustehenden Platz darin zu erobern.
Ob Männer oder Frauen, die Autoren verstehen es, die Motivation und Ambitionen der vorgestellten Persönlichkeiten verständlich zu machen, ihr Umfeld zu schildern und ihre Begeisterung für die Fliegerei begreiflich zu machen. Ein Stück weit kann der Leser den Pioniergeist rund um das Fliegen verstehen, der die Jahrzehnte vor dem Zweiten Weltkrieg prägte und auch die Öffentlichkeit ansteckte. Triumphe und Tragödien lagen zu dieser Zeit oft nah zusammen, dies wird ebenfalls sehr deutlich.
Jede Kurzbiografie enthält mindestens eines, meistens zwei oder drei Fotos der porträtierten Persönlichkeit - im Allgemeinen ein Passfoto und ein oder zwei weitere, die den Protagonisten oder die Protagonistin im Einsatz zeigen, sei es im oder am Flugzeug oder mit Kollegen im Büro, bei Besprechungen, bisweilen auch die Beerdigung eines tödlich Verunglückten. Unter dem Passfoto findet man die Eckdaten des jeweiligen Lebens.
Dieses Buch vermittelt sehr schön die Faszination der Fliegerei anhand ausgewählter Biografien von Männern und Frauen, die dem Flugsport, der Flugmaschinentechnik und dem Flugverkehr ihren Stempel aufgedrückt haben. Informativ und unterhaltsam verfasst, lässt es die Geschichte der Luftfahrt lebendig werden.