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Man kann sehr regelmäßig beobachten, dass in der Gesellschaft bestimmte Begriffe auftauchen, plötzlich von allen verwendet werden und dabei dermaßen verunstaltet und verhunzt werden, dass sie nichts mehr besagen. Manche Begriffe hatten einen sehr präzisen und scharfen Gebrauch, andere dagegen waren von Anfang an unklar. Zu dieser letzten Sorte von Begriffen gehören die Soft-Skills. Soft-Skills kann man in etwa mit "fluid abilities" vergleichen, also Fähigkeiten, die nicht stufenweise aufgebaut werden können und dann immer funktionieren, sondern die dynamisch bleiben, deren Erfolg von der Umgebung abhängt und deren Training nicht automatisch eine Verbesserung bewirkt, sondern erst durch viel Zeit und Übung.
Mit all diesen Unklarheiten muss sich jeder Autor und Trainer belasten, der Soft-Skills vermitteln will. So auch die Autoren dieses Buches. Sie teilen es in zwei Kapitel ein. Das erste behandelt Soft-Skills in Unternehmen. Hier wird die Bedeutung von Soft-Skills im Berufsalltag hervorgehoben.
Das zweite Kapitel nimmt fast das ganze Buch ein. Die Autoren stellen die wichtigsten Soft-Skills vor und gliedern diese auf. Zudem geben sie Hilfen zur Selbsteinschätzung und zum Einüben der einzelnen Fähigkeiten.
Interessant ist vor allem, dass die Autoren sich dabei auf das Verhaltensmodell von Riemann stützen. Riemann hat dieses Modell entwickelt, um vier Persönlichkeitstypen herauszustellen. Menschen neigen je nachdem eher zu Distanz oder Nähe, und zu Wechsel oder Dauer. Durch die Kombination dieser Gegensätze entstehen die vier Persönlichkeiten. Und das ist sicher auch bei Soft-Skills so. Ein Mensch, der Nähe und Wechsel bevorzugt, setzt sich anders durch als ein Mensch, der Distanz und Dauer vertritt. Ein Mensch, der Distanz und Wechsel bevorzugt, ist auf andere Art und Weise selbstbewusst als ein Mensch, der von seiner Persönlichkeit her Nähe und Dauer braucht.
Zudem stellen die Autoren noch kurz das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun vor. Dieser Klassiker unter den Kommunikationsmodellen teilt eine Nachricht in vier Botschaften ein: die Sachbotschaft, den Beziehungsaspekt, die Selbstkundgabe und den Appell.
Ausgerüstet mit diesen Modellen werden nun einzelne Soft-Skills betrachtet: kommunikative Kompetenz, Selbstbewusstsein, Einfühlungsvermögen, Teamfähigkeit, Kritikfähigkeit, analytische Kompetenz, und noch fünf weitere Skills.
Schafft dieses Buch, was viele Bücher über Soft-Skills nicht schaffen? Kann es Klarheit in diesen werbemäßigen Einheitsbrei bringen? Nicht einen Moment.
Schon das erste Kapitel bläst sich nur zu etwas Wichtigem auf, bleibt aber inhaltsleer und argumentativ so schwammig und undeutlich verheißungsvoll, dass es überflüssig ist. Das zweite Kapitel nun liefert zwar Modelle an die Hand, aber Modelle, die erstens sehr verknappt und zweitens auch sehr falsch und/oder unkritisch dargestellt werden. So ist das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun schon im Original eine metaphysische Sache, die sich mit etwas Konstruktivismus garniert. Und den Autoren dieses Buches ergeht es wie vielen anderen Autoren, die das Kommunikationsquadrat anwenden: Sie lassen den Konstruktivismus einfach weg, wodurch aber das ganze Modell in die Nähe des Gesinnungsterrors gerät.
Was auf so wackeligen Beinen steht, kann dann auch nicht hoch hinaus. Die Analyse einzelner Soft-Skills ist anregend. Es ist ein hübsches Brain-Storming dazu, wie unterschiedlich sich dynamische Fähigkeiten in einer komplexen Gesellschaft verwirklichen können. Dass ein Potential sich in sehr unterschiedlichen Phänomenen ausdrücken kann, hatte ja schon Husserl durch seine Unterscheidung in Noema und Noesis zur Grundlage der phänomenologischen Methode gemacht. Die Autoren erkennen diese Parallele aber nicht. Sie mahnen auch nicht zur Vorsicht. Stattdessen setzen sie recht platte Erkennungsmerkmale ein, mit denen man sich Schubladen zusammenzimmern kann.
Das Fazit dieser Unschärfe muss also scharf ausfallen. Jedes einzelne Skill hätte ein Buch verdient. Aber soll man die Autoren dafür entschuldigen, dass sie einige Soft-Skills so gebündelt haben, dass sie im Prinzip gar nichts mehr sagen können? Ich denke nicht. Das Buch ist metaphysisch, ideologisch, quasi-religiös. Plauschig geschrieben, ohne jeden Zweifel. Aber in der Reihe der Haufe Taschenguides recht überflüssig, zumal diese wesentlich bessere Werke beinhaltet, die wirklich kritisch und praktisch sind. Da kann man nur sagen: Finger weg!