Zu jeder größeren Fußballveranstaltung kommt auch ein entsprechendes Videospiel heraus. Für die Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz ist von EA Sports nun "UEFA Euro 2008" auf dem Markt. An dieser Stelle sollen zwei Fragen geklärt werden: Wie spielt es sich und kann es auch Neulinge auf dem Gebiet der Fußball-Videospiele begeistern?

Die Macher haben ganze Arbeit in Sachen Spielplan geleistet: Qualifikationsspiele und Endrunden sind im EM-Modus exakt nach den tatsächlichen Abläufen gestaltet. Alle Mannschaften der Qualifikation sind dabei (also auch England) und wenn man gut ist, kann man auch San Marino zum Sieg führen. Jenseits dieses Turniermodus gibt es noch die Möglichkeit, schnelle Spiele zu starten, in denen man entweder durchgehend (beziehungsweise bis zur nächsten roten Karte) einen bestimmten Spieler spielt oder aber das gesamte Team. Hier steuert man dann immer die Figur, die gerade den Ball bekommt. Ersteres ist leicht, allerdings ist man doch oft zum Zugucken verdammt, letzteres dagegen schwer und gerade in den ersten Spielen wird man vom Computergegner schlicht und ergreifend überrannt. Darüber hinaus kann man im Modus "Mannschaftskapitän" seinen eigenen Spieler kreieren und mit anderen um den besagten Kapitänstitel ringen, hierfür sollte man das Gameplay wirklich gut beherrschen. Online kann man unter anderem gegen 15 andere Zocker im K.O.-Cup antreten oder auch einfach ein schnelles Spiel starten, weiterhin kann man mit oder gegen einen zweiten Spieler daheim antreten, es gibt die Möglichkeit, nur Elfmeter zu schießen und und und. Sehr viele Möglichkeiten werden einem geboten, da kann man nicht klagen. Eine sehr wichtige Sache fehlt allerdings: ein Trainingsmodus, in dem man die zahllosen Schusstechniken und Balltricks erlernen kann, die das Spiel bietet. Learning by doing ist nicht leicht, wenn man gleichzeitig noch das Spielgeschehen im Auge behalten will.
Tricks gibt es zur Genüge von der Körpertäuschung bis zum Rainbow-Flick, in der Anleitung werden sie mit Bildchen gezeigt und dort sieht das auch nicht schwer aus. Aber es kommt auf exaktes Timing an und wer solche Spiele noch nicht gewohnt ist, übt ganz schön lange herum, um etwa die Ballschaufel hinzubekommen, nur um dann feststellen, dass das Schwierigste an dem Spiel das Treffen des Tores ist. Viele sicher geglaubte Torschüsse gehen übers Ziel hinaus, weil man zu kräftig geschossen hat, die Vogelperspektive erschwert eine Einschätzung der Schusshöhe. Über das Gameplay lässt sich insgesamt feststellen, dass es nichts für Gelegenheitsspieler ist, man muss sich schon lange und intensiv damit auseinandersetzen. Dafür hat man aber auch die Möglichkeit zu Spielereien wie etwa selbst wählbarer Torjubel, wenn der Ball denn endlich mal reingegangen ist.
Grafisch holt sich dieses Spiel keinen Meistertitel und gibt sich mit einer Auflösung von 720p zufrieden. Die Zuschauerränge sind lieblos gestaltet und die Spieler, die man nur in den Zwischensequenzen bei Torjubel, gelben Karten und dergleichen näher zu sehen bekommt, kann man meist nicht erkennen. Die Gesichtszüge sind nur grob dargestellt, da hätte noch ein bisschen mehr Feinarbeit geleistet werden können. Gelungen sind die Zeitlupenaufnahmen, die man aus verschiedenen Kameraperspektiven immer wieder betrachten kann, sowie die Zusammenfassung der besten Spielszenen nach jeder Halbzeit, außerdem läuft das Spiel weitgehend flüssig.
Während des Spiels sind auch immer wieder Kommentare von Originalsprechern zu hören, die allerdings nicht immer zur Situation passen und sich schon nach wenigen Spielzügen wiederholen. Immerhin teilen sie mit, wer gerade den Ball hat. Die Stadionatmosphäre ist gut getroffen, von Fangesängen bis Buh-Rufen ist alles vertreten.

Komplexes bis kompliziertes Gameplay, verbesserungswürdige Grafik und ein nicht vorhandener Trainingsmodus auf der einen, flüssiges Spiel und ein großes Angebot an Spielmodi auf der anderen Seite machen "UEFA Euro 2008" zu einem Spiel für Kenner des Genres und optisch anspruchslose Fußball-Freaks. Die werden ihren Spaß haben, vielleicht irgendwann die Kommentatoren ausschalten und viele Stunden damit zubringen, ihr Online-Ranking zu verbessern. Hierfür muss man sich natürlich erst mal bei EA-Homepage anmelden. Dieses Spiel ist aber leider nur sehr bedingt geeignet, um Anfänger in das Genre einzuführen, da das oftmalige Scheitern vorm Tor für manchen Frust sorgt - wie im wahren Leben.