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 Dreamland Grusel, Folge 3: Lebendig begraben


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Gerhard Bermann wird beinahe bei lebendigem Leib begraben. Im letzten Augenblick wird er vor einem grausigen Schicksal bewahrt. Scheinbar wollte jemand den Mann vergiften, doch bedauerlicherweise hat Bermann sein Gedächtnis verloren. Viel erschreckender ist allerdings, dass er nach dem Vorfall gut zwanzig Jahre jünger erscheint. Langsam kristallisiert sich heraus, dass er einen heftigen Streit mit einem gewissen Albert Geisler hatte.

Als Bermann den Mann zur Rede stellen will, trifft er nur dessen Tochter Franziska. Diese erklärt ihm, dass ihr Vater in ihm ein Geschöpf des Teufels sieht, das vor langer Zeit einen Pakt mit dem Satan geschlossen hat, um ewiges Leben zu erlangen. Dafür würde ihm nun der Zwang zum Bösen anhaften, der dafür sorgen würde, dass Bermann Böses tun muss, um die Menschen in seiner Umgebung ins Verderben zu stürzen. Bermann beschließt seinen Heimatort zu verlassen, doch Geisler beabsichtigt nicht, ihn so leicht gehen zu lassen. Er hetzt seinem Kontrahenten zwei Schläger auf den Hals, die den vermeintlichen Hexer beseitigen sollen. Doch wieder kommt Bermann knapp mit dem Leben davon - dieses Mal erneut um gut zehn Jahre jünger. In einem anderen Dorf hofft Bermann ein neues Leben beginnen zu können, doch dann beginnt der Zwang zum Bösen erneut zu wirken und die Vergangenheit holt den Mann mit zerstörerischer Wucht ein...

Ein Hörspiel nach einem Roman des großartigen Schriftstellers Hugh Walker ist wohl der Traum eines jeden Heftroman-Liebhabers. Die Titel, die Walker alias Hubert Straßl Zeit seines Lebens für den Horror-Heftroman verfasste, kann man locker an zwei Händen abzählen. Umso eindringlicher und dichter sind seine Erzählungen, die sich durch ihre Subtilität von herkömmlicher Genrekost innerhalb des Heftromans abheben. Im Mittelpunkt stehen häufig normale Männer, die unvermittelt in einen Strudel des Schreckens gerissen werden. Auch "Lebendig begraben" bedient sich dieses Musters. Der Protagonist Gerhard Bermann fungiert zugleich als Erzähler, was bedeutet, dass der Hörer nie mehr weiß als die Hauptfigur der Geschichte. Ein Umstand, der die Spannung zeitweise unerträglich macht.

In der Hauptrolle ist Christian Rode zu hören, der zwar nicht mehr als Zwanzigjähriger durchgeht, aber dank seiner stimmlichen Präsenz und Leidenschaft eine derart überzeugende Arbeit abliefert, dass man diese Diskrepanz leicht verschmerzen kann. Im Gegensatz zu den anderen Folgen dieser Reihe fällt dieses Hörspiel durch seinen hohen Anteil an reinen Erzählertexten auf, was stellenweise den Eindruck erweckt, ein Hörbuch im CD-Player zu haben. Verstärkt wird dieser Eindruck natürlich dadurch, dass es kaum Gelegenheit gibt mit bombastischen Effekten zu glänzen, was bei einer derartigen Story sowieso unangebracht wäre. Kleines Manko hier ist die Szene, in der Bermann von den Schlägern misshandelt wird. Die Prügelei hört sich an, als ob jemand mit einem Fensterladen geklappert hätte.
Sehr viel Spaß scheinen die Schauspieler dagegen in den Sterbeszenen gehabt zu haben, die sehr geräuschvoll ausgefallen sind. Obwohl der Großteil des Hörspiels von Christian Rode bestritten wird, ist das restliche Ensemble wieder ein Who-is-Who der deutschen Hörspielszene. Allen voran der grandiose, leider bereits verstorbene Peter Joseph Schmitz, der mit der Rolle als Albert Geisler sein letztes Hörspiel eingesprochen hat. Den Hörspiel-Fans ist er wohl am ehesten als "Der Spuk" aus den alten John Sinclair-Hörspielen von Tonstudio Braun bekannt. Gerade in den letzten Szenen, in denen er sich mit Bermann auseinandersetzt, stiehlt er Rode glatt die Show. Ein wahrhaft begnadeter Sprachkünstler. Nicht zu unterschätzen sind auch die weiblichen Stars Kerstin Draeger als Franziska Geisler und Gisela Trowe als Andrea Bermann. Letztere hat leider nur eine sehr kleine Rolle. Ebenfalls dabei sind Konrad Halver, Fabian Harloff, H.G. Francis, Horst Kurth und Carsten Bohn. Für die sparsam, aber dafür umso effektvoller eingesetzte Musik zeichnet sich natürlich Tom Steinbrecher verantwortlich, der eine wirklich sehr breite Palette an Stücken zu bieten hat, in der für jeden Anlass das Passende dabei zu sein scheint.
Als Bonus gibt es dieses Mal einen gefühlvollen Nachruf auf Peter Joseph Schmitz, der maßgeblich zum Erfolg dieses Hörspiels beiträgt.

Die Coverillustration ist sehr atmosphärisch und wirkt äußerst bizarr und surreal. Einfach, aber sehr wirkungsvoll. Im Booklet selbst finden sich zwei Fotografien des großartigen Sprechers Peter Joseph Schmitz. Der restliche Platz wurde für Eigenwerbung genutzt. Eine Auflistung der kommerziellen Hörspiele, in denen Schmitz mitwirkte, wäre wünschenswert gewesen.

Fazit:
Bis dato die beste und atmosphärischste Folge der Reihe. Ein kleines Meisterwerk, das vor allem durch die grandiosen Sprecher Christian Rode und Peter Joseph Schmitz lebt, deren Leistung über die eine oder andere Schwäche hinwegsehen lässt.

Florian Hilleberg



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Juni 2006 | FSK: 16 | ISBN: 9783939066524 | Laufzeit: 75 Minuten | Preis: 8,95 Euro

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