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Die fünfzehnjährige Janna führt gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder Uli, ihrer Familie und ihren Freunden ein normales, glückliches Leben. Damit ist es vorbei, als eines Tages in der Schule ein Alarm ertönt. Janna ist verwirrt, bis jemand ruft, der Alarm sei in Markt Ebersbach ausgebrochen - dort, wo ein Kernkraftwerk in Betrieb ist. Die Eltern von Janna und Uli sind während dieser Katastrophe in Schweinfurt, sie rufen ihre Kinder an, damit diese sich auf den Weg nach Hamburg machen, wo sich bei einer Verwandten treffen sollen.
Doch die Reise wird beschwerlicher als gedacht. Panik und Chaos regieren die Straßen, die Kinder kommen auf ihren Fahrrädern kaum voran, denn alle fliehen vor der "Wolke", die den Tod bringt. Uli ist schon völlig geschwächt, als er mit seinem Fahrrad stürzt - und von einem Auto überfahren wird. Janna muss mit ansehen, wie ihr Bruder stirbt. Etwas später wacht sie im Nothospital Herleshausen auf. Man sagt ihr, sie sei direkt in den giftigen Regen gekommen, außerdem hat sie einen Schock. Janna findet eine Freundin im Hospital und einen jungen, netten Pfleger, der sich um sie kümmert. Doch sie weiß nicht, ob ihre Eltern noch leben und welche Folgen die Katastrophe haben wird. Werden ihr auch die Haare ausfallen? Wird sie krank werden wie zehntausend andere und sterben? Wird das Leben jemals wieder, wie es vorher war?
"Die Wolke" von Gudrun Pausewang wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Das Buch ist eines der bewegendsten und anschaulichsten, die es zur Tschernobyl-Thematik gibt, es regt zum Nachdenken an und fasziniert durch beklemmende Atmosphäre. Anike Hage, eine bekannte deutsche Manga-Zeichnerin, hat gemeinsam mit Gudrun Pausewand an der Adaption des Romans zur Graphic Novel gearbeitet. Eine solche Adaption eines Buches in ein anderes Medium gelingt nicht immer, in diesem Fall jedoch hat Hage zumindest die Atmosphäre der Vorlage gut eingefangen. Ihre Schwarz-Weiß-Zeichnungen sind schlicht, die Panels ohne überflüssige Details gehalten. Mimik und Gestik der Figuren sind nie übertrieben oder verzerrt dargestellt, doch in ihnen liegt eine berührende Tragik. Man kann sich gut in die Protagonistin Janna hineinversetzen, die mit der Situation völlig überfordert ist und die verschiedene Emotionsstadien durchlebt: Apathie, Trauer, Wut, Hoffnung.
Schade ist jedoch, dass die Geschichte allzu sehr komprimiert wurde. Das Erzähltempo ist hoch und wirkt fast ein wenig gehetzt, oft fehlt Raum, damit sich Plot und Charaktere entwickeln können oder um bestimmte Hintergründe zu erörtern. Hier steht der Comic deutlich hinter dem Buch zurück, wirkt im direkten Vergleich mit diesem viel oberflächlicher und inhaltslos, ohne nötigen Tiefgang.
Trotzdem kann man "Die Wolke" auch als Graphic Novel jenen jungen und altern Lesern empfehlen, die sich für die Tschernobyl-Thematik interessieren. Dynamische, atmosphärische Zeichnungen fangen den Tenor der Geschichte von Gudrun Pausewang sehr gut ein und machen durchaus Lust darauf diese zu lesen, falls man es noch nicht getan hat.