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Warum sollte man in ein Kriegsgebiet fahren, wenn doch alle anderen daraus flüchten? Warum sich freiwillig in eine Diktatur begeben, die ihre Bevölkerung gängelt und nicht für die eigene Sicherheit garantieren kann? Warum sollte man für solche Geschichten sein Leben riskieren? Das sind Fragen, die sich ein Journalist stellen muss, der vor Ort berichten soll. Denn auch wenn in den kurzen Beiträgen im Fernsehen davon nichts zu sehen ist, diese Reporter verlieren bei der Arbeit ihr Leben - oder müssen unerträgliches Leid mit ansehen. Von diesen Höllentrips und Himmelfahrtskommandos erzählt Friedrich Orter, Reporter des ORF, in seinem Buch.
In acht Kapiteln kann man den Reporter an die unterschiedlichen Stationen seines Reporterlebens begleiten. Dabei ist das erste Kapitel "Unter Feuer an der Quotenfront" eine Art Einleitung in das Thema. Die ständigen Sprünge von Ort zu Ort und zu verschiedenen Kriegen und Krisen gestaltet das Lesen dabei zunächst alles andere als einfach. Wer sich davon aber nicht verschrecken lässt, der wird einen sehr persönlichen Eindruck von Stress und Druck im Beruf und den persönlichen Verlusten, die dieser mit sich bringt, bekommen, der im Vorwort des Buches nur angeschnitten werden kann.
Der Stil des Autors ändert sich auch in den anderen Kapiteln nur unwesentlich, jedoch folgen längere Passagen zum Ort des Geschehens und der Situation der Leute, die es dem Leser besser ermöglichen, sich auf die beschriebene Situation einzustellen.
Immer wiederkehrende Orte sind dabei der Irak und die Palästinensergebiete im Nahostkonflikt. Aber auch Pakistan oder Rumänien werden in eindringlichen Bildern erwähnt.
Überraschen kann auch die Aktualität der Ereignisse. Der Tod von Benazir Bhutto wird hier ebenso behandelt wie die vermeintliche Befriedung Bagdads. Gleichzeitig kommen aber auch ältere Konflikte, wie die Kriege auf dem Balkan oder der schon oben erwähnte und anscheinend nicht enden wollende Nahostkonflikt vor.
Der Stil schwankt dabei zwischen Reportage und einem Vortrag. So persönlich wie ein Reisetagebuch wird das Buch nie. Eher wirkt es, als hätte sich Orter den Stress seines Jobs in einem wahren Rausch von der Seele geschrieben.
So kann das Buch vielleicht nicht wirklich betroffen machen, aber es fesselt mit interessanten Einblicken, die etwas mehr von den Krisenherden dieser Welt vermitteln, als es die kurzen Beiträge im Fernsehen vermögen.
Fotos, die es in jedem Kapitel gibt, ermöglichen es dem Leser, sich ein Bild von den beschriebenen Orten und auch Personen zu machen. Karten erlauben es, die Erzählungen geographisch Einzuordnen und vielleicht auch die Beziehungen und Grenzen zwischen Staaten, die erwähnt werden, besser zu verstehen.
Es braucht sicher einen besonderen Menschen, um jahrelang aus Kriegs- und Krisengebieten zu berichten. "Himmelfahrten. Höllentrips." Von Friedrich Orter ist vielleicht kein sehr persönlicher Einblick in das Seelenleben eines Reporters, während ihm die Kugeln um die Ohren fliegen, aber es zeigt auf, wie die Arbeit vor Ort funktioniert, welche Gefahren Menschen für kurze Nachrichtenbeiträge auf sich nehmen und wie sich die Welt um sie verändert - nicht immer zum besseren. Wer einen sachlichen, vielleicht etwas melancholischen Blick auf die Krisenherde unserer Erde werfen möchte, sollte einen Blick riskieren.