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Das Weihnachtsfest im Jahre 1985 wird für Howard und seine Frau Kathryn das wohl traurigste werden: Ihr Sohn Robert, gerade einmal 16 Jahre alt, wird in einem kleinen See tot aufgefunden. Wie es zu diesem Todesfall kam, lässt die Autorin von Roberts Vater Howard und einer Schulfreundin namens Joanna erzählen.
Howards Erzählung beginnt im Sommer 1965, dem Jahr, in dem der begeisterte Gärtner seine damals noch zukünftige Frau Kathryn in der Bibliothek kennenlernt. Sie ist 26 Jahre alt, doch bereits verwitwet.
Ein Jahr später feiern sie eine kleine, stille Hochzeit, im Frühling 1970 kommt Robert zur Welt. Kathryn liebt ihren Sohn sehr, erfüllt ihm jeden Wunsch und ist im Gegensatz zu Howard nicht darüber besorgt, dass Robert kaum Freunde hat. In der Tat gibt es da nur einen, Paul, ein eher unangenehmer Junge, der immer in Roberts Nähe zu sein scheint.
Um ihrem Sohn ein neues Umfeld zu bieten, schicken sie ihn auf eine neue Schule. Hier lernt er Joanna kennen, die sich sofort in ihn verguckt, doch wenig Chancen hat, ihrem Schwarm näher zu kommen. Robert verbringt seine Zeit lieber mit Luke, einem Mitschüler.
Joannas Erzählung beginnt mit ihrer Familie. Die Ehe ihrer Eltern bricht auseinander, ihr Vater verlässt die Familie. Ihre Mutter holt sich bald einen ihrer Liebhaber ins Haus, Simon, der sich gerne um seine neue Familie kümmert. Joanna beschäftigt sich viel mit Shane, einem geistig zurückgebliebenem Jungen aus der Nachbarschaft, der sich offensichtlich in sie verliebt hat. Obwohl sie für ihn höchstens Zuneigung empfindet, macht sie mit ihm ihre ersten sexuellen Erfahrungen.
Joannas Schwärmerei für Robert erzürnt Shane und er nutzt schließlich jede Gelegenheit, um deutlich zu machen, dass Joanna seine Freundin ist.
Diese traurige Erzählung ist trotz des Themas angenehm zu lesen. Bethan Roberts Sprache ist eine nicht allzu emotionale, die einem dennoch zu Herzen geht. Die Trauer zieht sich durch den ganzen Roman, selbst die Blicke in die Vergangenheit kann man nicht wagen ohne zu wissen, welch grausames Ende diese Geschichte nimmt.
Die wirklich wichtigen Worte und Gespräche dieser Geschichte sind die nicht gesagten, die nicht geführten. Es ist zwar offensichtlich, dass Robert homosexuell ist, doch kommt es nie zu klärenden Gesprächen oder offenen Worten, stattdessen spitzen sich unnötige Feindschaften und Situationen immer weiter zu. Dies führt zu einer Verzweiflung beim Leser, man möchte eingreifen, möchte die Geschichte anhalten, die auf ein so eindeutiges Ende zurast. Es ist schwer, den Roman vorher aus der Hand zu legen, denn obwohl man das Ende kennt, hofft man bis zur letzten Seite, dass sich noch irgendwas zum Guten entwickelt, man dem Aufprall entkommen kann.
Doch dies geschieht nicht. Zurück bleiben trauernde Eltern, eine verwirrte Mitschülerin und ein Leser, der aus dieser Geschichte über das Schweigen vielleicht etwas gelernt hat: Auch in stillen Wassern kann man ertrinken.