Der Zoo als Bindeglied zwischen der Wildnis und der - mehr oder minder - zivilisierten Welt des Menschen ist faszinierend, fremd und vertraut zugleich. Exotische Tiere oder solche, die in der freien Wildbahn längst dem Untergang geweiht wären oder gar sind, finden sich hinter Glasscheiben und Gittern, um betrachtet und bestaunt zu werden. Ob die Angst vor dem Leopard oder die Freude an den turnenden Affen, die Gefühle zu den Tieren sind doch nur ein schwacher Abklatsch jenen gegenüber, die man ohne eine Absperrzone dazwischen empfinden würde.
Die aus Straßburg stammende Künstlerin Klara Beck möchte in ihrem Bildband "Zoo" die Faszination an der Institution Zoo wecken und den konservierten Hauch der Wildnis in Schwarzweißfotografien einfangen.

Viele Aufnahmen entstanden in der Wilhelma, dem zoologisch-botanischen Garten in Stuttgart, der einer der besucherstärksten Zoos in ganz Deutschland ist. Sowohl die Tiere, die in ihren Gehegen den Blicken der Besucher ausgesetzt sind, als auch die Besucher selbst sind Themen der sechzig Fotos, aber auch die Umgebung und Naturflächen gehören zum Repertoire der Künstlerin. Der Blick der Kamera wandert dabei wie ein Besucher durch die Örtlichkeiten: Andere Besucher sind zumeist von hinten zu sehen, während die Tiere beziehungsweise deren Käfige frontal zu begutachten sind.
Unterbrochen werden die Fotografien durch einen mehrseitigen Text, der sowohl auf Französisch als auch auf Deutsch abgedruckt wurde und die Intention der Künstlerin nochmals hervorhebt. Der Text drückt das, worauf Beck mit ihren Aufnahmen hinarbeitete, präzise und zugleich sehr poetisch aus und ist eine schöne Ergänzung zu den Schwarzweißfotografien.

Die Qualität der Fotos schwankt leider stark. Manche Aufnahmen laden zum Träumen ein und fungieren wie eine Brücke in eine fremde, animalische und doch zugleich vertraute Welt. Vor allem der Umstand, dass sämtliche Fotografien des Bildbandes in edlem Schwarzweiß gehalten wurden, ist ein großer Pluspunkt.
Auf der anderen Seite haben besonders die Bilder, auf denen Zoobesucher zu sehen sind, zu wenig Ausdruck. Sie wirken deplatziert, teilweise wie belanglose Urlaubsaufnahmen, deren Qualität zwar gut ist, die man aber aus Desinteresse schnell aussortiert. Dabei gehören die Fotos, auf denen Besucher und Tiere eine interessante Komposition bilden, mit zu den besten des Bandes - allein jedoch üben Menschen als Gegenstand des Interesses kaum bis gar keine Wirkung auf den Betrachter aus. Da die Aufnahmen von Naturflächen und Menschendarstellungen ohne spezielles Zooflair einen großen Anteil der Fotos ausmachen, sind also nur jene wirklich überzeugend, die das Hauptthema eines Tierparks bilden, nämlich die Tiere in ihren Gehegen und die Besucher, die sie betrachten.

"Zoo" ist eine interessante Sammlung von Fotografien, die sich um die besondere, zwiespältige Atmosphäre von Tierparks bemühen. Nicht alle Fotos erreichen jedoch dieses Ziel, und so hinterlässt der Bildband wie sein Thema einen eher zwiespältigen Eindruck bei seinem Betrachter.