Jeder Mensch ist einzigartig - dass dem so ist, wird wohl kaum jemand bestreiten wollen. Um aber Menschen zu helfen, richtig einmalig zu werden, hat Petra Wüst das Buch "Gezielt einmalig" mit 22 Tipps zur besseren Selbstvermarktung geschrieben.

Die Tipps sind sehr vielfältig und reichen von "Sei das Original" (Nummer eins), über "Wecke Lebensgefühle" (Nummer sechs), "Charisma ist lernbar" (Nummer acht) und "Mach dir einen Namen" (Nummer fünfzehn) hin zur Nummer zweiundzwanzig, "Pflege und genieße dein Privatleben". Die Kapitel sind meist ziemlich kurz, umfassen oft nur einige Seiten. Am Ende jedes Kapitels gibt es einen grauen Kasten, in dem die wichtigsten Anleitungen zum Tipp zusammen gefasst sind. Zu manchen der Kapitel gibt es ein Interview mit einer Person des öffentlichen Lebens, das die Tipps untermauern soll. Diese Personen sind äußerst vielfältig gewählt, vom Astronauten Claude Nicolliner über die Chefin des Hotel Sacher, Elisabeth Gürtler, bis hin zu Gabriele Pauli sind Menschen aus allen möglichen Bereichen vertreten.

Das Buch lässt sich flüssig und leicht lesen, was auch an der sehr lesefreundlichen Kürze der Kapitel liegt. Allerdings muss man sich als deutscher Leser zunächst ein wenig daran gewöhnen, dass es kein "ß" gibt. Auch manche Ausdrücke wirken zunächst ungewohnt. Die Interviews sind interessant, auch wenn man sich als Leser fragt, warum anfänglich auf Nebensächlichkeiten wie die Zimmerdekoration des Astronauten Claude Nicollier eingegangen wird. Nicht alle der Persönlichkeiten werden jedem aus dem deutschsprachigen Raum bekannt sein, da manche fast ausschließlich in der Schweiz bekannt sind - es sei denn, man interessiert sich für das spezielle Gebiet.
Das Buch richtet sich, wie es scheint, stärker an Frauen, Männer werden mit Kapiteln wie "Frauen sind exklusiv" (Tipp vier), "Die Zukunft ist weiblich" (Tipp dreizehn) und "Was Frauen lernen müssen" (Tipp vierzehn) weniger anfangen können.

Das Buch ist sehr persönlich geschrieben, dies mindert leider auch den professionellen Eindruck. Mit Äußerungen, dass der Schweizer Astronaut Claude Nicolliner nicht so draufgängerisch wie Bruce Willis in "Armageddon" wirkt, erntet man einige Kopfschüttler - schließlich verkörpert Bruce Willis in diesem Film keinen professionellen Astronauten, zudem hat Claude Nicolliner seine Ausflüge ins All überlebt …

Die Tipps sind alle ganz gut, allerdings nichts, was man vorher nicht schon irgendwo gelesen hat. So einzigartig sind die Ansätze von Petra Wüst nicht, auch wenn sie, laut Klappentext, "eine der wenigen ausgewiesenen Expertinnen auf dem Gebiet des Self Branding im deutschsprachigen Raum" ist. Leider ist dieser Bereich in der Wissenschaft in letzter Zeit stark umstritten; inwieweit Spiegelneuronen wirklich funktionieren, ist noch nicht wirklich geklärt. Auch darum sollte der Leser nicht alles, was in diesem Buch steht, unbesehen glauben und für gut befinden, sondern sich selbst überlegen, welche der Tipps in welchem Umfang wirklich für ihn persönlich hilfreich sein können.
Gerade in Anbetracht des hohen Preises sollte man überdenken, ob der Nutzen dieses Buches wirklich so hoch ist.