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Eragon löst sein Versprechen gegenüber Roran ein und fliegt mit ihm zum Hellgrind. Dort haben die Razac die Verlobte von Roran eingekerkert. Auch wenn Nasuada, die Anführerin der Varden, ihren Trumpf im Kampf gegen Galbatorix ungern ziehen lässt, gibt sie doch seinem Drängen nach und stimmt schweren Herzens zu, dass sich nur Roran, Eragon und Saphira auf den Weg machen. Es kommt zum gnadenlosen Kampf zwischen den Razac, ihren Eltern, den monströsen Flugrössern und dem Drachenreiter und Saphira.
Kompliziert wird die Lage durch Sloan. Denn in den Kerkern der gefährlichsten Diener des Imperiums schmachtet auch der Vater von Katrina. Der Verräter und Eidbrecher, Mörder und Vasall Galbatorix bringt Eragon in eine Zwickmühle. Er möchte nicht Richter über den ehemaligen Metzger seines Heimatdorfes spielen, ungestraft freilassen will er ihn jedoch auch nicht. Eragon entscheidet sich schweren Herzens für eine Trennung von Saphira. Er möchte Sloans Schicksal selbst in die Hand nehmen, kann aber dabei weder Roran noch Katrina als Zeugen gebrauchen. Er schickt die wutentbrannte Drachendame mit den beiden nach Hause und macht sich, nachdem er Sloan mit verschiedenen Zaubern belegt hat, die ihn ins Elfenreich streben lassen, auf den Weg. Mitten im Imperium seines ärgsten Feindes und ohne die Unterstützung seines Drachens hat Eragon endlich Zeit, über vieles, was in den letzten Monaten passiert ist, nachzudenken.
Endlich. Jahre des Wartens sind vorbei und die finale Schlacht gegen Galbatorix liegt in den Regalen und erklingt von CD oder MP3.
Finale Schlacht? Weit gefehlt. Aus der Trilogie wird kurzerhand eine Serie, deren Ende nicht mit Sicherheit im vierten Band eingeläutet werden wird. Und die Gründe für diese Erweiterung?
Nun, nach den ersten hundert Seiten oder den ersten zwanzig Tracks der ersten MP3-CD ist man zufrieden über diese Verschiebung. Es geht spannend zu, der Hellgrind wird zu einem echten Showdown genutzt, der einem den Atem raubt und den Blutdruck in ungeahnte Höhen treibt. Dann aber beginnt das große Gähnen. Sämtliche Protagonisten - und derer gibt es viele - gefallen sich in endlosen Selbstgesprächen. In seinem ausufernden, gelegentlich schwülstigen und von schiefen Metaphern nur so strotzenden Text lässt Christopher Paolini Eragon, Saphira, Roran, Nasuada, Saphira und Aria so lange über Nichtigkeiten nachdenken, dass es dem Hörer zu den Ohren wieder herauskommt. So genau wollte man eigentlich nicht wissen, wie sich eine hehre Moral, ein sehr sensibles Gewissen und die Fähigkeit zu machtvollem Töten miteinander vertragen. So sehr wollte man nicht en detail vorgeführt bekommen, dass auch Helden über die Toten, die hinter ihnen im Sand liegen, nachgrübeln. Vor allem, wenn sie gleichzeitig auf einem haushohen Berg Leichen stehen, die sie selbst getötet haben und auch töten wollten.
Immer wieder ist es die Diskrepanz zwischen moralinsaurem Selbstbespiegeln und gnadenlosem Töten, die missfällt und irritiert. Auch die seltsame, nicht hinterfragte Grundidee, dass die Führer einer Armee immer bereit sind, in einem persönlichen, lebensbedrohenden Zweikampf alles aufs Spiel zu setzen, nur um zu beweisen, dass man der brutalere, grausamere und Schmerz länger ertragende Held ist, geht zunehmend auf die Nerven.
Auch wenn viele Gespräche den Hörer glücklich machen, wenn viele Charaktere stundenlang an sich arbeiten dürfen - sie entwickeln sich nicht fort. Weder Aria noch Eragon und schon gar nicht Saphira verändern sich wirklich. Die Ereignisse des dritten Bandes haben bis auf sehr wenige Ausnahmen keine Konsequenzen, lassen nur immer wieder auf Nebenschauplätzen ein wenig Heldenmut aufkeimen und nähern sich doch nicht entscheidend der Frage, ob und wie Eragon und Saphira dem Tyrannen Galbatorix gewachsen sind oder ihn gar besiegen können.
Man hat den Eindruck, dass der Autor immer wieder neue Ideen einfügt, um eben dieser Frage auszuweichen. Und leider niemanden an sich heran lässt, der ihm sagt, dass er auf die Hälfte des dritten Bandes gut hätte verzichten können.
Es ist ein Trauerspiel. Da hört man sich Dutzende von Stunden diesen Text an, hofft, bittet, leidet und sehnt sich nach den Helden der Geschichte und bekommt doch immer nur unwichtige Litaneien zu hören, die seltsam diffus keine der Personen wirklich lebendig und facettenreich erscheinen lassen. Selbst Eragon bleibt ein Abziehbild, das zwischen nicht ernst zu nehmenden Skrupeln und grausamen Taten schwankt und doch nicht vorwärts kommt.
Bleibt das eigentliche Highlight dieses Hörbuchs. Und das ist ohne Zweifel Andreas Fröhlich. Er allein rettet unzählige Textpassagen vor dem Absturz in eine tiefe Schlucht. Er allein sorgt für Spannung, Abwechslung und Kurzweil. Ihm gelingt es, Eragon wie Saphira, die Zwerge, Urgals, Menschen und Elfen zum Leben zu erwecken. Vor allem seine Urgals sind ein solches Ereignis, dass es immer wieder Spaß macht, weiter zu hören. Auch wenn die Geschichte immer wieder unendliche Längen aufweist, Andreas Fröhlich umschifft sie gekonnt, indem er den Geschehnissen eine innere Spannung gibt, eine seelenvolle Pein, eine stimmige Atmosphäre. Diese dreißig Stunden Hörbuch sind durch den Sprecher zu einem zwar immer noch sehr mäßigen, aber immerhin ertragbaren Ereignis geworden.
"Brisingr", so der Originaltitel, ist zu lang, zu abschweifend, zu konsequenzlos. Doch immer wieder ertappt man sich dennoch bei dem Gedanken, dass diese Geschichte nie enden möge. Zu sehr liebt man diesen "dummen Jungen" Eragon, die stolze und doch kumpelhafte Drachendame Saphira, die knurrigen Zwerge und Urgals, die innerlich längst nicht so überhebliche Aria. Auch wenn man auf Nasuada und den meist völlig überflüssigen Roran (und seine Metzeleien) gerne verzichten könnte - sie füllen nur wieder zweihundert gnadenlos unwichtige Seiten - ist doch das Panoptikum an Figuren zu interessant, um sich für immer von ihnen verabschieden zu müssen.