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In den Geschichten von Leuten, die nach New York gingen, um dort Karriere zu machen, geht es vor allem um Menschen, die es geschafft haben. Wenn in der Vita der Hauptperson einer solchen Geschichte allerdings stolz aufgeführt ist, wo man es überall nicht geschafft hat, dann ist wohl klar, dass diese Erzählung in etwas anderen Bahnen laufen wird.
Toby Young ist Sohn berühmter und gebildeter Eltern und sollte mal eine wissenschaftliche Karriere anstreben. Aber Harvard mit seiner Political Correctness schreckte den querdenkenden Briten eher ab, in der Heimat war es dann ein hübsches Mädchen, das ihn vom Schreiben seiner Doktorarbeit abhielt. So beschloss Toby, lieber Journalist zu werden, eine Tätigkeit, die ihn schon länger anzog. Er schafft es nicht nur, für einige der großen britischen Tageszeitungen zu schreiben, sondern auch noch sein eigenes Magazin herauszubringen. Allerdings nicht allzu erfolgreich. Als er sein Magazin nach einem internen Streit einstellt, bekommt er die einmalige Chance: arbeiten für die Vanity Fair in New York. Zunächst nur für einen Monat befristet, aber mit der Option auf eine Festanstellung. So packt Toby die Koffer, um New York unsicher zu machen - und macht irgendwie alles falsch.
Vom ersten Arbeitstag an wird schnell klar, dass Toby nicht in die Hochglanzwelt des Verlages passt. Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Vita von Toby Young um eine weitere Kündigung ergänzen wird. Bis dahin kann man aber noch in so einige Fettnäpfchen treten und die amerikanische High Society mal kritisch unter die Lupe nehmen, während es einem einfach nicht gelingt, ein Teil von ihr zu werden.
Ein Job bei der Vanity Fair mit relativ guten Aufstiegschancen und die Verbindungen, die der Verlag bietet - das klingt wie die ultimative Eintrittskarte in die Gesellschaft. Aber in diesem Buch kann man verfolgen, wie der Autor dort partout nicht ankommen will. Zum einen liegt das sicher an seinem Auftreten: Toby Young ist einfach nicht der Typ Mensch, der in die erste Klasse hochgestuft wird, um eine Anekdote aus dem Buch zu zitieren. Auch scheint ihm ein Draht zu seinen Mitmenschen zu fehlen, so dass er mit seinem etwas derben Humor Leute oft genug vor den Kopf stößt. Dass er den ganzen Modezirkus nicht verstehen kann und den Promikult und die PR-Maschinerie eher skeptisch beäugt, hilft da auch nicht gerade.
So verscherzt es sich Toby Young mit Freunden und Gönnern, kann Chancen nicht nutzen und letztlich nicht wirklich Erfolge erzielen.
Dass es sich bei diesem Buch aber nur um die Pannenserie eines einfältigen Briten in New York handelt, wäre ein großes Missverständnis. Toby Young analysiert oftmals scharfzüngig und mit brutaler Offenheit die Schwachstellen und die Verlogenheit der Industrie, die sich um Unterhaltung, Kultur und Mode gebildet hat. Dabei greift er nicht nur andere Leute an, sondern gibt auch offen seine eigenen Fehler zu. In diesen Stellen wirkt das Buch wie eine Mischung aus gesellschaftskritischem Essay und "Sex and the City" - dem Buch, nicht der Serie.
Die Erlebnisse beim Verlag Condé Nast erinnern dagegen an Stellen aus "Der Teufel trägt Prada" - kein Wunder, diente doch das Magazin Vogue aus eben diesem Verlag als Vorbild für den Bestseller.
Natürlich gibt es auch Stellen, in denen sich Toby einfach nur zum Deppen machen darf und das ganz einfach, weil er sich entweder nicht auf seine Umwelt einstellen kann oder ihm jegliches Feingefühl fehlt. Es sind besonders diese Stellen, die den Humor des Romans ausmachen.
Aber auch wenn Toby Young oft als ungehobelter, oberflächlicher Kerl daherkommt, der vor allem nur daran denkt, wie er die tollsten Frauen ins Bett kriegen kann, ist sein Buch vor allem intelligent. Seine Analysen und Betrachtungen offenbaren einen wachen Geist, der die Welt um ihn herum selbstkritisch betrachtet und interessante Schlüsse zieht. Dabei ist ein gewisser Zynismus nicht zu leugnen.
Das Buch bietet einen Einblick in New Yorks Medien- und Promizirkus der neunziger Jahre und hält dabei der Gesellschaft den Spiegel vor. Gleichzeitig zeigt Toby Young, dass man es eben in New York auch nicht schaffen kann. Freunde des Autors seien allerdings gewarnt: Es handelt sich nicht um ein neues Buch, sondern lediglich um eine Neuausgabe von Youngs "High Snobility" anlässlich dessen Verfilmung.