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Dodji erwartet eine heftige Abreibung - morgen. Heute hat die Heimleitung gerade noch verhindert, dass sich drei Halbstarke an dem Zehnjährigen vergreifen können. Doch die Drohung ist überdeutlich und Dodji schläft ob dieser Aussichten unruhig. Auch Leila, zwölf Jahre alt, ärgert sich. Wieder hat ihr Vater eine ihrer Erfindungen der Lächerlichkeit preisgegeben. Warum kann er sie auch nicht in Ruhe lassen. Sie ist halt nicht so süß wie ihre kleine Schwester. Camilla hingegen kann kaum einschlafen, weil sie morgen eine wichtige Arbeit schreibt. Und obwohl sie unermüdlich übt und sehr fleißig ist, hat sie die Befürchtung, dass nicht alles so klappen wird, wie sie sich das denkt. Yvan hingegen hat ganz andere Sorgen. Seine Eltern sind reich, sein Papa hat ein Büro im höchsten Haus der Stadt und drei teure Autos stehen in ihrer Garage. Doch wieder ist nur die Putzfrau zu Hause, als der Neunjährige von der Schule kommt, sein Vater muss mal wieder arbeiten. Der fünfjährige Terry hingegen lebt mit seiner Mutter allein in einer kleinen Wohnung. Und seine Mutter hat ihn einfach ins Bett gezerrt, als sie nach Hause gekommen ist. Nicht mal den Film hat er zu Ende sehen dürfen.
Am nächsten Morgen sind die fünf Kinder allein. Ganz und gar allein. Die Stadt ist menschenleer. Nur die fünf Kinder scheinen noch zu leben. Sie tun sich zusammen und beginnen die Straßen abzusuchen. Es muss doch wenigstens eine Spur der Verschwundenen geben oder einen Hinweis, was um alles in der Welt passiert ist. Die Kinder leihen sich einen der Wagen aus der Garage von Yvans Eltern aus. Doch plötzlich steht eine Herde ausgewachsener Rhinozerosse vor ihnen auf der Straße und greift sie an.
2005 erschien in Frankreich der neueste Streich von Illustrator Bruno Gazzotti und Autor Fabien Vehlmann. "Seuls, Tome 1 : La disparition" wurde hymnisch gefeiert und fand schnell zahllose Fans. Endlich, im Oktober 2008, ist es auch in Deutschland so weit. Der kleine Piredda-Verlag hat sich der Abenteuer angenommen. In exzellenter Druckqualität, festem, sehr hochwertigem Einband und in sehr bunter Kolorierung erwartet den Fan von mystischen Science-Fiction und Fantasy-Geschichten eine spannende Geschichte.
Zwar wirkt das Szenario nicht neu - eine Welt, die von einem zum anderen Tag menschenleer scheint gab es zuletzt in "I am Legend" in Buch- und Filmform - doch was Vehlmann und Gazzotti daraus machen, ist innovativ und eigenständig.
Denn seine "Helden" sind keine Übermenschen oder tragische Gestalten, sondern Kinder. Ganz normale Kinder, die einen ganzen Sack von Problemen mit sich herumschleppen. So ist es erstaunlich, wie sehr einige wenige Bilder und der spärliche Text fünf völlig unterschiedliche Charaktere herausarbeitet, die ebenso interessant wie vielschichtig sind.
Zwar wirken der kleine farbige Junge mit der schweren Kindheit, die zopftragende Streberin oder die technikbegeisterte Zwölfjährige, das Muttersöhnchen und der Sohn von viel beschäftigten Eltern, der ständig allein ist, wie eine Ansammlung von sattsam bekannten Klischees, doch machen Texter und Zeichner aus ihnen kleine Persönlichkeiten.
Doch am stärksten fesselt der Verlauf der Geschichte selbst. Mit jeder umgeblätterten Seite fragt man sich heftiger, was passiert ist und wohin die Reise geht. Ohne jede Andeutung einer Antwort geht der erste Teil zu Ende und macht so großen Appetit auf die Fortsetzung. Zwar hätte man sich als Leser eine Andeutung gewünscht, doch im Sinne eines Spannungsbogens - und dessen verkaufsförderndem Verlangen nach der Lösung - können Vehlmann und Gazzotti es kaum besser machen.
Grafisch wie intellektuell ist "allein 1" ein sehr spannender, gelungener Comic, der am Rande auch noch eine Prise Humor bereithält. Der Leser wird seufzend die hoffentlich baldige Fortsetzung herbeisehnen.