Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Für Avery Allan Ludlow bricht eine Welt zusammen, als drei Jugendliche aus Bosheit und Gewaltbereitschaft seinen alten Hund Red erschießen. Ludlow möchte nichts anderes als Gerechtigkeit und muss feststellen, dass er gegen starre Gesetze, bürokratische Behäbigkeit und den Einfluss eines mächtigen Geschäftsmannes machtlos ist. Erst seine Stellungnahme vor laufender Kamera scheint Erfolg zu zeigen, doch da reagieren die Jugendlichen und ihr reicher Vater mit Gewalt und zwingen den alten Mann zum Äußersten
Hier in Deutschland wurde Jack Ketchum bekannt mit seinen Romanen "Evil" (The Girl Next Door) und "Beutezeit" (Off Season) und steht für harten, realistischen Horror mit drastischen Gewaltdarstellungen. Obwohl "Blutrot" (Red) ebenfalls in der Reihe "Heyne Hardcore" erschienen ist, unterscheidet sich das Buch sowohl im Plot als auch in der Umsetzung deutlich von Ketchums früheren Werken. Die Spannung ist weitaus subtiler, obwohl das Buch bereits unerträglich spannend beginnt und mit dem kaltschnäuzigen Mord an Ludlows Hund auch recht brutal ausgefallen ist. Was folgt, ist eine logisch nachvollziehbare Kette von Interventionen seitens Ludlow, der nichts anderes möchte, als dass die jugendlichen Straftäter einer gerechten Strafe zugeführt werden und einsehen, dass ihr Handeln falsch war. Eindrucksvoll beschreibt Ketchum, wie verbohrt und eingefahren die bürokratischen Konstrukte zivilisierter Rechtsprechung bisweilen sind, vor allem wenn es um das Recht von Tieren geht. Avery Allan Ludlow ist kein alter Sonderling, der mit roher Gewalt das Gesetz in seine eigenen Hände nimmt. Er ist ein friedliebender Mensch, der zuvorkommend und höflich seine Anliegen an allen möglichen Stellen vorträgt, nur um festzustellen, dass der Einfluss von Geld schwerer wiegt als ein Tierleben. Der reißerische Titel, der mit dem Originaltitel "Red" nicht das Mindeste zu tun hat, impliziert einen blutigen Rachefeldzug, den man nach den Romanen "Beutezeit" und "Amokjagd" auch durchaus erwarten darf. Doch wirklich blutig oder brutal geht es lediglich auf den letzten Seiten zu und da auch nur im angemessenen und nachvollziehbaren Stil. "Blutrot" entpuppt sich als temporeicher, brillant geschriebener und anspruchsvoller Pageturner, den man in einem Rutsch lesen kann. Die Handlung weist keinerlei Längen auf, sieht man einmal von der Szene ab, in der Ludlow der Reporterin Carrie von seinem ersten Sohn erzählt, der im Affekt seine Mutter und seinen kleinen Bruder tötete. Die Geschichte mutet im ersten Augenblick sehr melodramatisch an und man ist gewillt, entnervt die Augen zu verdrehen, weil der Protagonist mal wieder ein äußerst tragisches Erlebnis hat, über das er eigentlich nie spricht. Doch bei genauerer Betrachtung ist diese Geschichte sehr wichtig für die Charakterdarstellung Ludlows, denn dadurch werden seine Handlungen glaubwürdiger und wirken nicht so belehrend. Ludlow konnte seinen eigenen Sohn nicht davor bewahren, auf die schiefe Bahn zu geraten, womit der Besuch bei dem Vater des Jungen, der seinen Hund getötet hat, den vorwurfsvollen Charakter verliert. Worauf es Ludlow ankommt ist, dass der Junge sich zu seinen Taten bekennt, die Verantwortung übernimmt und sein einflussreicher Vater ihm eine angemessene Bestrafung zukommen lässt. Ketchum hat es wieder einmal verstanden, einen allzu realistischen Alptraum zu entwerfen, der nicht an den Haaren herbeigezogen ist und sich fast wie ein Erfahrungsbericht liest. Nur weshalb die deutsche Ausgabe in der Reihe "Heyne Hardcore" herausgekommen ist, bleibt unverständlich.
Die Aufmachung ist schlicht reißerisch und unangemessen. Der plakative Titel und die einfache, aber wirkungsvolle Covergestaltung werden sicherlich viele Leser abschrecken, denen dadurch ein exzellent geschriebener, authentischer Thriller entgeht, wie man ihn selten findet. Die Papierqualität und der Satzspiegel sind dagegen von allererster Güte.
Fazit:
Wieder einmal ein Volltreffer von Ketchum! "Blutrot" ist ein anspruchsvoller und dennoch kurzweiliger Thriller mit einer mitreißenden Handlung. Gewaltdarstellungen wurden weitaus dosierter eingesetzt, so dass die Vermarktung unter dem Label "Heyne Hardcore" nicht gerechtfertigt erscheint.