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 Jedem das Seine

Autoren: Leonardo Sciascia
Übersetzer: Arianna Giachi
Verlag: Wagenbach

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Preis - Leistungs - Verhältnis


Ein ruhiger und bei vielen beliebter Apotheker hat einen Drohberief erhalten. Zumindest wirkt dieser Brief für alle so, denen er gezeigt wird. Für den Apotheker jedoch ist es ein Scherz. Zwei Tage später werden der Apotheker und der Arzt Doktor Roscio erschossen im Wald aufgefunden.
Nun beginnen im Ort die Ermittlungen, doch schon bald stehen die Carabinieri im Regen. Die anfänglichen heißen Spuren erweisen sich zunehmend als heiße Luft. Lediglich der unscheinbare Lehrer Laurana schafft es, etwas Licht ins Dunkel und damit sich selbst in Gefahr zu bringen.

Dieser sizilianische Kriminalroman ist ein besonderes Kleinod. Er ist nicht dick, die Geschichte wird auf knapp 140 Seiten erzählt und schafft es, trotz fehlender Spannung zu faszinieren.
Die Faszination übt allerdings nicht der Fall aus, sondern, wie in anderen Krimis auch, die handelnden Personen.
Der Autor vermag es, die Personen sehr plastisch zu beschreiben. Ihre Handlungsweise, ihre Mimik und Gestik, ihre Denkweisen sind oft erschreckend realistisch und nachvollziehbar beschrieben.
Zugleich gibt Sciascia Einblicke in die 1960er Jahre und die Gesellschaft in Sizilien, wobei er auch aufzeigt, wie dort mit dem Tod von zwei bekannten Dorfbewohnern umgegangen wird.

Ebenso wie die Charaktere ist auch die Schreibweise des Autors ungewöhnlich und auffallend. Sehr oft wird der Leser mit schier endlosen Schachtelsätzen konfrontiert, sodass man mehrmals ansetzen muss, um den Sinn zu verstehen.
Das sorgt leider nicht für das entspannteste Lesevergnügen, aber zumindest für genaueres Lesen der Lektüre. Beim zunehmenden Voranschreiten der Geschichte schwingt nebenbei einiges an Gesellschaftskritik mit. Leise, ganz dezent ist sie wahrzunehmen, das Anprangern des Schweigens, die Käuflichkeit der Politik und das Wegsehen.
Sciascia ist dafür bekannt, mit seinem Mafia-Geschichten im Kreuzfeuer zu stehen und sich unbeliebt zu machen. Wer allerdings auf actionreiche, spannungsgeladene Krimis aus ist, sollte dieses Buch lieber liegen lassen. Es ist nicht nervenaufreibend, es ist vielmehr wie man sich Sizilien im Spätsommer vorstellt: Noch warm, trocken, flirrende Luft, und wartend auf das Gewitter.

Insgesamt ist das Buch interessant zu lesen. Vor allem lebt die Geschichte von den Charakteren, der Kriminalfall selbst ist mittelmäßig. Die Lektüre eignet sich nicht so sehr, um ein Actionfeuerwerk zu erleben.

Christoph Heibutzki



Taschenbuch | Erschienen: 1. August 2008 | ISBN: 9783803125972 | Originaltitel: A ciascuno il suo | Preis: 9, 90 Euro | 140 Seiten | Sprache: Deutsch

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