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 Sid Meier’s Civilization IV: Colonization

Verlag: 2K Games

Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Strategie
Ton


Aus Pixeln mach Polygone - der aktuelle Trend, alte, aber beliebte Spiele grafisch und inhaltlich auf den neuesten Stand zu bringen und neu zu veröffentlichen, hält weiterhin an. Jetzt hat es auch den Strategiespiel-Uropa "Colonization" von Starentwickler Sid Meier aus dem Jahre 1994 "erwischt". Auf Basis der Engine von "Civilization IV" erscheint der Titel nun unter dem ein wenig aufgeblaseneren Namen "Sid Meier’s Civilization IV: Colonization" als völlig eigenständiges Spiel, für das man Civ 4 weder kennen noch besitzen muss, wobei dies für die Bedienung von "Colonization" jedoch von Vorteil ist.

Doch worum geht es zunächst? Wo man in "Civilization" nur mit einem mickrigen Siedler und einem Soldaten irgendwo in der Pampa startete, findet man sich hier zu Beginn mit einem kleinen Schiff und ein paar Kolonisten an Bord irgendwo auf hoher See wieder. Doch es vergehen nicht viele Spielzüge, bis man Land entdeckt und im Namen des europäischen Heimatlands eine Kolonie errichtet, die es gilt durch Aufbau, Handel und Krieg zu Ruhm und Wohlstand zu bringen. Da einem das glorreiche Heimatland jedoch fast nur Ärger beschert, ist das oberste Ziel in "Colonization", die Unabhängigkeit für seine Kolonie zu erreichen - doch von einer mickrigen Siedlung bis zum unabhängigen Staat ist es ein weiter Weg …

"Colonization" spielt sich, genau wie das Original von Anno Dazumal, rundenbasiert. Dreihundert Züge Zeit hat man in einem normalen Spiel, um das große Ziel zu erreichen - damit ist eine Partie hier wesentlich kürzer als in "Civilization". Wer den jüngsten Ableger dieses großen Bruders von "Colonization" gespielt hat, wird sich in der Aufmachung des Spiels sofort vertraut fühlen - Grafik und Bedienung des Spiels sind sehr ähnlich, einige Elemente wie das Diplomatiemenü sogar völlig identisch. Dennoch spielt sich "Colonization" völlig anders als das berühmte Vorbild. Dies wird spätestens dann ersichtlich, wenn man den Stadtbildschirm einer Siedlung aufruft. Das Gewinnen von Ressourcen verläuft nämlich anders als in Civ4 - so verteilt man die verschiedenen Kolonisten, die man hat, auf die Gebäude und umliegenden Felder einer Stadt, wo sie entweder Ressourcen wie Holz, Erz, Tabak oder Zucker abbauen oder diese Rohstoffe zu veredelten Gütern wie Zigarren, Werkzeugen oder Rum verarbeiten. Spätestens hier zeigt sich, dass das alte "Colonization" das definitive Vorbild für eine der erfolgreichsten deutschen Strategiespielserien, "Anno 1602" und Nachfolger, gewesen ist. Ferner kann man die Kolonisten an neuen Gebäuden bauen oder sie in Kirche und Rathaus arbeiten lassen, wo sie Einwanderer in die Neue Welt locken oder sich für die Unabhängigkeit der eigenen Kolonie einsetzen. Letzteres geschieht vor allem über die Produktion der so genannten Freiheitsglocken - einer abstrakten Ressource, die die rebellische Stimmung in der Kolonie hebt, bis man ab einem bestimmten Wert die Unabhängigkeit ausrufen kann. Waren kann man in Europa für viel Geld verkaufen, wo auch meist schon neue Einwanderer und auch Spezialisten auf einen warten, die beim Abbau von Ressourcen oder beim Umwandeln von Waren wesentlich effektiver arbeiten. Der eigene König fordert dabei jedoch immer wieder Geld und erhöht andauernd den Steuersatz auf die Handelstrips, was einen fast schon zwangsläufig in die Unabhängigkeit treibt.

Das alles funktioniert fast genau so wie im Original. Dennoch wurden einige Spielelemente verändert. So nehmen nun vor allem die Gründerväter eine wichtige Rolle ein, die man nicht mehr einfach so nach einer gewissen Zeit erhält, sondern nur dann, wenn man Punkte in verschiedenen Bereichen wie Handel oder Religion sammelt. Hat man genug Punkte, kann man diese für die verschiedenen Gründerväter "ausgeben", was Vorteile gibt, die sich in jedem Fall lohnen. Des Weiteren wurde das Beförderungssystem für Einheiten aus "Civilization IV" übernommen und lässt sich nun mit den Ureinwohnern der neuen Welt wesentlich mehr anfangen als noch 1994.
In einer Partie läuft aber weiterhin alles auf die große, finale Schlacht gegen das Heimatland hinaus, wenn man die Unabhängigkeit erklärt und mit Soldaten, Dragonern, Kanonen und Schiffen gegen Welle um Welle von Soldaten aus Europa ankämpfen und überleben muss.

Das ist jedoch leider alles andere als einfach. Selbst auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad kommt der König mit einer Streitmacht angefahren, die die eigene sowohl quantitativ als auch qualitativ bei weitem in den Schatten stellt. Einsteiger werden zwar dank des in eine Partie eingebauten Tutorials keine großen Probleme haben, sich in das eigentlich sehr friedlich ablaufende Spiel reinzufinden. Doch die Zeit ist recht knapp, eine funktionierende Wirtschaft anzukurbeln, 50 Prozent der Bevölkerung von der Rebellion zu überzeugen, eine große Militärmacht auf die Beine zu stellen und dann auch noch die Heerscharen anrückender Gegner zu besiegen. Anfänger werden die ersten Partien über mit Rückschlägen rechnen müssen, bis sie einen Weg finden, die eigene Kolonie zur Unabhängigkeit zu führen. Da war "Civilization IV" wesentlich zugänglicher und wegen der verschiedenen Siegbedingungen auch vielseitiger - in "Colonization" zählen lediglich die Unabhängigkeit und vielleicht noch ein Punktsieg. Nichtsdestotrotz gibt es auch hier viele verschiedene Wege und Strategien auszuprobieren. Man kann vor allem auf Kirchen setzen und so möglichst viele Immigranten in die Neue Welt spülen oder bei den Indianern missionieren und mit ihnen Handel treiben. Man kann andere Kolonien in Ruhe lassen oder mit ihnen Krieg führen, wozu es allerdings kaum Anreiz gibt, da im Regelfall genug Land für alle vorhanden ist. Man kann Rohstoffe selbst produzieren oder in Europa kaufen und so weiter. Die strategische Tiefe ist da, jedoch bedarf es viel Mikromanagements, um die eigene Kolonie optimal zu führen.

Fans des alten Klassikers sollten unbedingt zugreifen, denn von der Grafik abgesehen werden sie ihr altes Spiel sofort wiedererkennen und an den richtigen Stellen verbessert wissen. Ansonsten werden sich vor allem Fans der "Anno"-Reihe in "Colonization" sofort wohl fühlen, da es sich hierbei in erster Linie um ein forderndes Wirtschafts- und Aufbauspiel handelt. Um den Militäraspekt kommt man jedoch freilich nicht herum.
Seinem großen Bruder, dem superben "Civilization IV", kann "Colonization" also nicht das Wasser reichen. Dank der kürzeren Spieldauer ist eine Partie für einen verregneten Sonntagnachmittag jedoch ideal geeignet.

Julius Kündiger



CD | Erschienen: 01. September 2008 | FSK: 6 | Preis: 30 Euro

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