Tarik al-Jamal ist ein Mann in der Blüte seiner Jahre und dennoch hat er sich und sein Leben schon längst aufgegeben. Für ihn zählen nur noch die Geschwindigkeit und die Aufregung der verbotenen Teppichrennen durch Samarkand und danach der besänftigende, beruhigende Rausch, den er sich durch seine hohen Preisgelder erkaufen kann. Selbst zu seinem jüngeren Bruder Junis hat er keinen Kontakt mehr. Erst bei einem Rennen, an dem sie beide teilnehmen, treffen sie sich wieder.

Hier erzählt Junis davon, dass er sich aufmachen will und nach Bagdad reisen möchte. Er hat ein lohnendes Geschäft laufen, so dass er es wagt, den Schmuggel durch die Dschinnlande wieder aufzunehmen. Früher ist Tarik auf den Schmuggelpfaden seines Vaters durch die Wüste mit dem Teppich nach Bagdad geflogen und hat dabei Hitze, Durst und die grausamen Dschinne überstanden. Doch als er bei seiner letzten Reise Maryam, seine Geliebte, verloren hat, kam er als gebrochener Mann zurück.

Nun aber gibt es die wunderschöne Frau aus dem Palast, Sabatea, die Junis dafür bezahlt, dass er sie sicher bis nach Bagdad bringt. Eigentlich sollte sich Tarik einen Dreck darum scheren, doch sie hat ihn selbst eine Nacht zuvor versucht anzuheuern und dabei mit ihrem schönen Körper den Kopf verdreht. Allerdings ist es mehr die Sorge um Junis, die Tarik dazu bringt, seinen Teppich zu nehmen und den beiden in die Wüste zu folgen. Und dort warten mehr Gefahren und Abenteuer auf die drei Reisenden, als sie erwartet haben.

"Dschinnland" ist der erste Teil der neuen Trilogie "Die Sturmkönige" von Kai Meyer. Wer seine früheren Werke gelesen hat, wird überrascht sein, dass diese Geschichte so anders ist. Diesmal versetzt der Autor seine Welt in eine Erzählung für Erwachsene. Sowohl die Hauptfiguren als auch die Geschichte sind wesentlich reifer als seine früheren Werke. Dennoch enthält sie natürlich eine Menge Magie und Fantasie.

Die orientalische Welt mit ihren Machtstrukturen und ihrer einzigartigen Geschichte lehnt sich zwar ein wenig an die Realität an, bekommt aber dennoch eine eigene Identität, die sie glaubhaft und überzeugend macht. Besonders die Hauptfiguren sind sehr erfrischend, denn jeder Charakter scheint etwas zu verbergen, und auch wenn der Leser eifrig mit ihnen mitfiebert, bleiben sie für ihn dennoch etwas geheimnisvoll und distanziert. Dies liegt mitunter auch daran, dass besonders die Hauptfiguren Sabatea und Tarik eher Antihelden sind, die alle Gelegenheiten stets zu ihren eigenen Gunsten nutzen.

Zu der Stimmung und Authentizität trägt auch die Stimme von Andreas Fröhlich bei, der beschwingt und zauberhaft den Leser in diese orientalische, fantastische Geschichte entführt und den Figuren mit seiner Stimme eine eigene Persönlichkeit verleiht. Zur Atmosphäre passen auch die meist sehr leise eingespielten musikalischen Klänge, die bestimmte Ereignisse besonders unterstreichen.

"Dschinnland" ist ein erwachsenes und faszinierendes Hörbuch und man kann gespannt sein, wie die Geschichte um Sabatea und Tarik weitergeht.