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Betsy Taylor schlägt wieder zu und erlebt ihr mittlerweile fünftes Abenteuer. Da es schwer ist, die Handlung zu verstehen, ohne die anderen Romane zu kennen, folgt eine kleine Zusammenfassung, die möglicherweise Spoiler enthält, sollte man noch nicht alle Bücher um Betsy kennen.
Inzwischen ist es ein Jahr her, dass Betsy Taylor an ihrem Geburtstag starb und als Vampirkönig wieder auferstand. Und in so einem Jahr kann viel passieren: Betsy musste sich ihren Titel verdienen, lernte den gut aussehenden Vampir Eric Sinclair kennen und verlobte sich nach viel Hin und Her mit ihm. Sie zog mit einem schwulen Arzt zusammen und später mit ihrem Mitbewohner in eine riesige Villa, die ihre beste Freundin und reichste Frau des Staates, Jessica, kaufte. Eric und seine Mentorin/Assistentin Tina zogen bald zu ihnen und Jessica. Betsys böse Stiefmutter bekam ein Baby, das nur Betsy leiden kann, und Betsy lernte ihre Halbschwester Laura kennen, die Tochter des Teufels. Zu guter Letzt konnte Betsy noch einen Vampirclub übernehmen, nachdem ein Streit mit der Vorbesitzerin tödlich endete.
Ähnlich konfus geht es auch in Betsys Leben weiter. Während sie damit beschäftigt ist, ihren kleinen Bruder zu hüten und ihre Überraschungs-Geburtstagsparty zu planen, rauscht eine Delegation europäischer Vampire an - und gerät prompt in Streit mit einer Vampirfreundin von Betsy. Sophie wurde von einem der Gäste, Alonzo, ermordet und so zu einem Vampir gemacht. Die Frage, wie nun zu verfahren sei, führt Betsy in ein moralisches Dilemma, denn Sophie besteht auf Rache und Alonzo betont, dass alles lange vor Betsys Geburt und ihrer Regentschaft stattfand und er schließlich Sophie ewiges Leben schenkte.
Zudem hat Betsys beste Freundin Jessica ein dunkles Geheimnis, Betsy versucht sich mit einer Blut-Null-Diät, es muss immer noch die Hochzeit geplant werden, die liebe Familie bringt auch nur Probleme mit sich und auf dem Dachboden gibt es seit Neuestem einen Zombie.
Mary Janice Davidson hat mit Betsy Taylor eine erstaunliche Wandlung vollzogen. Nach einem Roman hatte sie praktisch nichts mehr zu erzählen, füllt damit aber weiterhin die Bücher. So kann man Betsy in ihrem turbulenten Alltag erleben - allerdings ohne großen Handlungsrahmen. Ein Ereignis reiht sich an das nächste, ohne dass wirklich viel passiert. Wie schon im letzten Roman wird die unheimliche Note, damals was es ein Serienmörder, jetzt ist es ein Zombie, zwar brav alle paar Kapitel mal erwähnt - es folgt aber nicht wirklich etwas. Irgendwann darf Betsy über den Zombie stolpern und damit wäre auch dieser Punkt abgehakt.
Immerhin gibt es diesmal eine durchgehende, logische Nebenhandlung - die Frage, was aus der Auseinandersetzung zwischen Sophie und Alonzo werden soll. Und teilweise wird daran auch die Problematik um das Sterben und Vampirwerden angesprochen. Aber eben nur in Ansätzen. Dass das, was Sophie ihrem Freund antun möchte, im Grunde genommen auch nichts anderes ist als das, was ihr widerfahren ist, wird nicht erwähnt und auch nicht in die Argumentation mit einbezogen.
All dies könnte daran liegen, dass die Geschichte aus Betsys Sicht erzählt wird. Zwar ist sie ein nettes Mädchen, aber so tiefsinnig wie ein weißes Blatt Papier und mit der Konzentrationsspanne eines Goldfisches gesegnet. Stimmungsschwankungen und Themenwechsel sind an der Tagesordnung und sorgen dafür, dass nicht zu viel Sinn in die Handlung kommt. Dafür weiß man aber immer ganz genau, wie die Charaktere aussehen und was sie tragen.
Auch die anderen Personen bleiben flach und dürfen sich noch nicht mal ein kleines bisschen entwickeln.
Hinzu kommt die Länge der Geschichte. Mit 197 Seiten ist sie recht kurz geraten - aber dafür, dass praktisch nichts passiert, immer noch etwas lang. Um trotzdem noch auf einen Roman von 256 Seiten zu kommen, wurde eine Kurzgeschichte am Ende eingefügt, die zwischen diesem und dem letzten Roman spielt und unter anderem erklärt, wie Betsy und Jessica noch zu einem Werwolf als Mitbewohnerin kamen. Im Gegensatz zu den anderen Romanen um Betsy wird dieser nicht aus ihrer Ich-Perspektive erzählt, was zumindest für Abwechslung sorgt.
Dass sich der Roman trotz all seiner Mängel noch einigermaßen nett und flüssig liest, ist ein kleines Wunder für sich. Trotzdem wünscht man sich, das Lektorat ihres Verlages würde Frau Davidson endlich einmal helfen, für Betsy eine richtige Handlung zu entwickeln.