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Ein Junge erwacht und spürt einen dumpfen Schmerz in allen Gliedern. Er liegt an einem fremden Strand, in Lumpen gehüllt und ist mehr tot als lebendig. Kaum hat er die Augen geöffnet, wird ihm bewusst, dass er sich nicht einmal mehr an seinen eigenen Namen erinnert. Nur wenige Meter entfernt findet er eine Frau im Sand liegend. Gemeinsam beginnen der Junge und die Frau ein neues Leben. Sie wird die Heilerin des kleinen Dorfes, das sie unweit ihrer ersten Begegnung finden. Doch der Junge glaubt der Frau nicht, dass er ihr Sohn sei. Sie nennt ihn Emrys und sich Brangwen. Ansonsten aber gibt sie nichts preis, was in ihrer oder seiner Vergangenheit liegt. Fünf Jahre verbringen sie in dem Dorf, gleichzeitig angefeindet und ausgenutzt ob der heilenden Kräfte Brangwens. Da kommt es zu einem tragischen Zwischenfall. Dinatius, ein übler Raufbold und Quälgeist, versucht erst Emrys zu schlagen und dann, verblendet vor Hass und Angst, Brangwen auf einem Scheiterhaufen zu verbrennen. Emrys spürt eine gewaltige Kraft in sich und lässt den Angreifer in die Flammen stürzen. Doch kaum hört Emrys die qualvollen Schreie von Dinatius, stürzt er sich auch schon in die Flammen, um ihn zu retten.
Als er aufwacht, hört er die Gesänge von Ordensschwestern und spürt die Anwesenheit Brangwens. Er ist blind, von den Flammen für immer in die Dunkelheit gestoßen. Dennoch beschließt Emrys, Brangwen zu verlassen und seine Vergangenheit, seine Heimat zu suchen. Er ahnt nicht, dass er in einer Zwischenwelt, dem heiligen Fincaira, geboren wurde.
T. A. Barron wagte 1996 mit "The Lost Years of Merlin" einiges. Denn die Saga um Merlin könnte man als abgegriffen und viel zu oft zitiert einreihen. Doch Barron konzentriert sich nicht, wie zahlreiche seiner Vorgänger, auf die bedeutende Rolle, die Merlin am Hofe König Arthurs spielte, sondern beginnt mit Merlin als siebenjährigem Knaben, der ohne Gedächtnis am Strand des Keltenreiches liegt. Als Emrys lässt er die ersten fünf Jahre seiner Kindheit Gegenstand seiner Erzählung sein. Dabei legt er besonderen Wert auf den des Zauberns unkundigen Getriebenen, der Heimat, Erinnerung und Familie verloren hat und verzweifelt danach zu suchen beginnt.
Barron gelingt es, den Menschen hinter der übermächtigen, sagenumwobenen Gestalt sichtbar zu machen. Er lässt der Entwicklung dieses Charakters sehr viel Zeit und verhüllt lange Zeit die wichtigsten Bausteine seiner Persönlichkeit. Erst ganz allmählich kommt dem Leser oder Hörer die Figur, um die es da geht, bekannt vor, sehr zögerlich beginnt man sich anzufreunden mit dieser unzufriedenen, zaudernden, getriebenen Gestalt.
Auch die Emrys umgebenden Personen werden auf das Genaueste beschrieben und in all ihren Handlungen zu echten Charakteren ausgebaut. Seine Rhiannon, kurz "Rhia" genannt, entsteht so deutlich vor dem inneren Auge des Zuhörers, dass man sie zu kennen glaubt. Auch der kleine Riese Shim und sogar König Stangmar werden fast zu wirklichen Personen.
Doch vor allem gelingt es ihm in diesem ersten Band, den Grundstein zu legen für eine wirklich im positiven Sinn ausufernde Auseinandersetzung mit Merlin. Denn wer "Merlin - Wie alles begann" gelesen oder gehört hat, wird zwingend auch die Fortsetzung erwerben wollen, die unter dem Titel "Merlin und die sieben Schritte zur Weisheit" erhältlich ist.
An der Hörbuchumsetzung sind zwei Dinge bemerkenswert. Erstens sind die Textpassagen, die aus der Sicht von Emrys/Merlin erzählt werden, von Stefan Wilkening in perfekter Art und Weise vorgetragen. Sein Merlin, seine Rhia, sein Shim oder die vielen anderen Rollen sind grandios. Unterscheidbar, eigenständig und voller Leben erhalten die Personen eine solch spannende Aura, dass man sich kaum mehr von dem mehr als sechsstündigen Hörbuch trennen will.
Weniger erfreulich ist die zweite Tatsache. Denn die von Kai Taschner vorgelesenen Zwischentexte, die die Handlung vorantreiben und gekürzte Textpassagen zusammenfassen, wirken wie ein Fremdkörper. Hastig, viel zu schnell gelesen und wenig interessant sind sie nur akzeptabel, weil es ohne Kürzungen und Anpassungen zweier zusätzlicher CDs bedurft hätte - dies wäre zwar dem Hörbuch und der Qualität der Umsetzung zu Gute gekommen, hätte aber den Preis in unzumutbare Höhen getrieben. Auch dieses Hörbuch ist mit fast zwanzig Euro nicht günstig zu nennen. Doch wer die Saga komplett hören will - was bei der großen Mehrzahl der Hörer garantiert der Fall ist - kann aufatmen. Es gibt seit November 2008 eine Neu-Edition aller fünf Folgen zu einem absoluten Sensationspreis von knapp dreißig Euro!