Wie keine andere Stadt Marokkos ist Marrakesch von einer Aura des Zaubers, der Macht und des Geheimnisvollen umgeben. Die legendäre Stadt, die am Fuße des Atlas liegt, beherbergt eine der größten und schönsten Medinas des Landes und ihre chaotischen Souks sind berühmt für ihre Vielfalt und ihre Fremdartigkeit. Tag und Nacht kann man sich durch das unüberschaubare Gewirre von Gässchen, Torbögen und Plätzen treiben lassen, von immer neuen Eindrücken magisch angezogen. Entspannen von der ganzen Aufregung kann man dann bei einem Gläschen Minztee oder einem Fleischspieß oder indem man in einem der schattigen Gärten oder Innenhöfe verweilt.

Ein weiteres Stück in dem Mosaik der schönsten Länder, Städte und Regionen der Erde präsentiert die edition panorama mit "Marrrakesh Panorama". Auf über einhundertzwanzig Seiten werden in dem gebundenen Hardcoverbuch doppelseitig Panorama-Fotografien von Ernst Steiner gezeigt. Dem gewohnten Format entsprechend, führt ein mehrseitiger Text in das Thema ein. Es fehlen nicht eine Übersicht samt Karte und Informationen über Text- und Bildautoren am Ende des Buches.

Erste Informationen über die Stadt im Landesinneren Marokkos bekommt man in dem Text von Iris Lemanczyk in deutscher, englischer, französischer, italienischer und spanischer Sprache. Anschaulich schildert sie die Stimmung in der Stadt und beschreibt das dortige Leben und Treiben. Warum sie Marrakesch allerdings Paris der Sahara nennt, wird nicht so ganz deutlich, beginnt doch die Sahara erst viel weiter südlich und ist von Marrakesch sogar noch durch den Anti-Atlas getrennt.

Zum Fototeil leitet eine nummerierte Übersicht der abgebildeten Orte über, leider hat man jedoch vergessen, die Nummern auf der gegenüberliegenden Karte einzutragen. Auch zeugen die englischen Bezeichnungen, die den Bildunterschriften entsprechen, nicht von sehr viel Fantasie. So sind einige einfach nur mit "In the medina quarter" oder "In the souk" unterschrieben.

Die Aufnahmen selbst sind alle bei Tage aufgenommen, dem Licht nach zu urteilen in den Mittagsstunden, dabei leuchtet gerade der berühmte Platz Djemaa el-Fna erst in den Abendstunden in seiner ganzen Pracht und Glut und läuft spät zur Hochform auf. Überhaupt wirken die Aufnahmen sehr distanziert und kühl und spiegeln wenig von der Aufregung, dem Handel und Wandel in der Medina und den Souks wider. Bei einigen hat man geradezu den Eindruck, man bewege sich in einem Vorort und nicht im pulsierenden Herzen, den Eingeweiden der Stadt.

Es gelingt dem Fotografen nicht überzeugend, den Zauber und die Vielfältigkeit, das Bunte und das Exotische dieses Ortes zu vermitteln. Die Aufnahmen sind wenig verlockend und verweilen an der Oberfläche, es fehlt, bis auf Ausnahmen, die Tiefe, die Brillanz, der Kontrast. Auch einige der Dachaufnahmen hätte man sich durchaus sparen können und stattdessen Restaurants, die berühmten Hotels, Hamams oder die Teezeremonie zeigen können, die Innenhöfe oder die Riads. Zu bieten hat Marrakesch ja so einiges an Motiven. Selbst der Gewürzstand wirkt seltsam fade. Schön dagegen sind die Aufnahmen der Gärten und der Mosaike, überhaupt sind die Innenaufnahme der Medersa Ben Youssef sehr gelungen. Auch das Bild des Saadian Pavilion, hinter dem der Atlas zu schweben scheint, und die Landschaften am Ende des Buches sind bemerkenswert.

Der Bildband bietet einige nette Aufnahmen, die aber an Fotos von Cécile Tréal, Jean-Michel Ruiz oder gar Bruno Barbey nicht herankommen. Dafür bekommt man für knapp fünfzehn Euro ein gebundenes, qualitativ hochwertiges Buch und einen ersten Eindruck von der Stadt im Herzen Marokkos.