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Dass viele gute Absichten und viele gute Ideen noch lange kein wirklich gutes Spiel ergeben, beweist Atari mit dem Horror-Titel "Legendary", in dem mal wieder die Büchse der Pandora geöffnet und das Unheil über die Menschheit beschworen wird.
Alles beginnt in einem New Yorker Museum, in dem sich Charles Deckard, seines Zeichens Dieb, der Entwendung besagter Büchse widmet. Doch statt sich klauen zu lassen, brandmarkt die Büchse den Protagonisten, verleiht ihm damit übermenschliche Kräfte und spuckt gleichzeitig das ganze Übel aus, das all die Jahre über in ihr schlummerte: Legendäre Kreaturen wie Greife, Werwölfe, Minotauren und allerlei andere Monster fallen einer Naturkatastrophe gleich über New York her und beginnen damit, die Stadt systematisch in Schutt und Asche zu legen, eines gigantischen Golems, der einfach mitten durch die Wolkenkratzerkulisse stapft, gleich inklusive. Nun ist es an Deckard, sich einen Weg aus dem zerfallenden, brennenden Museum zu suchen und mittels seiner neu erworbenen Kräfte dem Unheil Einhalt zu gebieten, das drauf und dran ist, das Ende des Kapitels Menschheit einzuläuten.
Zur Selbstverteidigung stehen Deckard neben gewöhnlichen Waffen wie einer Feueraxt, Pistolen, Gewehren, Flammen- und Granatwerfern, Handgranaten und Molotowcocktails vor allem die Fähigkeiten zur Verfügung, die ihm durch die Büchse verliehen wurden. Mittels einer fremden Form der Energie kann er sich nicht nur selbst heilen, solange genügend von dieser Energie vorhanden ist, sondern auch Monster zurückdrängen und sich so seinen Weg zwischen all den Ungeheuern bahnen. Mehr von dieser mysteriösen Energie gibt?s glücklicherweise gratis von jeder bösartigen Mythenkreatur, sobald man ihr das Leben aus dem Leib gepustet hat.
"Legendary" lebt in erster Linie von der aktiven Umgebung, in der es ständig rund geht: Während man versucht, aus dem brennenden Museum zu entkommen, stürzt das Gemäuer um einen herum immer weiter ein, Menschen laufen ziellos und verwirrt herum und sterben auf grausame Weise, kurzum, es gibt was zu sehen, während man sich durch das Spiel arbeitet. Schön ist in dieser Hinsicht, dass die Kreaturen es ganz und gar nicht nur auf Deckard abgesehen haben, im Gegenteil, sie sind eher an der Zerstörung als solches interessiert, und so bilden viele Passagen eine Art Überlebenskampf, in dem es in erster Linie nicht darauf ankommt, möglichst alle Viecher abzuknallen, sondern einfach durch das Chaos zu laufen, um irgendwie zu überleben, während um einen herum die Welt aus den Fugen gerät. Ob das nun Autokolonnen sind, die auf den Straßen des Big Apples von Druckwellen in die Luft geschleudert werden, um wie ein tödlicher Stahlregen herab zu prasseln, oder einfach nur Greife, die sich jeden Menschen schnappen, der ihnen vor den Schnabel läuft - alles ähnelt einem Film, in dem man nicht die Hauptrolle spielt, sondern lediglich die Rolle des zufällig Hineingeratenen, der jetzt zusehen muss, wie er mit der skurrilen und schaurigen Situation fertig wird.
Nach kurzer Zeit gesellen sich zu den gegnerischen Kreaturen auch menschliche Feinde, denn der Auftraggeber, für den Deckard die Büchse klauen sollte, ist nunmehr an dessen baldigem Ableben interessiert, da er die unheilvolle Schatulle gern für seine eigenen Machenschaften missbrauchen will, und schickt darum wieder und wieder Soldaten, die Deckard das Leben schwer machen. Da die Monster sich allerdings wenig darum scheren, welcher Mensch hier gegen welchen kämpft, darf man sich oft daran ergötzen, wie die Soldaten von den mythischen Kreaturen zerrissen oder aufgefressen werden, während man selbst die Gunst des Augenblicks nutzt, um unbehelligt an ihnen vorbei zu rennen.
Diese Fülle an Dingen, die ständig um einen herum passieren und dafür sorgen, dass der Adrenalin-Ausstoß nie ganz verebbt, ist einer der Gründe, warum "Legendary" zumindest teilweise richtig gut funktioniert und über weite Strecken durchaus Spielspaß entstehen lässt. Die ständig treibende Musik und die Geräuschkulisse tun ihr Übriges, können aber leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Titel über eine mäßige Bewertung nicht hinauskommt.
Denn so liebevoll auch mit der zerfallenden Umgebung, den überall herumwuselnden Monstern und dem Momentum der Katastrophe, in der man steckt, gearbeitet wird - es ist nichts Halbes und nichts Ganzes dabei herausgekommen.
Die Grafik stellt in Sachen "negative Aspekte" den größten Schwachpunkt dar: Vor allem in engen Gemäuern wie Fabrikhallen oder Tunnelgewölben wurden die Möglichkeiten der PS3 nicht einmal annähernd ausgeschöpft, das Spiel präsentiert sich manchmal regelrecht auf PS2-Niveau, was Texturen, Kanten und Schattierungen angeht. Auch die Zwischensequenzen liegen nicht am Puls der Zeit und ruckeln vor sich hin, während die gewählten Locations, durch die man gescheucht wird, innovativer hätten ausfallen können. Vor allem beengte Räume, Hallen und Gewölbe sehen in jedem Shooter nahezu gleich aus, und New York, die Kanalisation, London oder U-Bahn-Tunnels sind nicht gerade dazu geeignet, dem Spieler etwas Neues, Einzigartiges zu bieten. Irgendwie wird man während des gesamten Spiels den Verdacht nicht los, dass der Titel das Zeug zum Kultklassiker gehabt hätte - wäre er vor drei Jahren auf den Markt gekommen.
Zudem wird das Gameplay zwar konsequent durchgezogen - will heißen, es gibt keine Endgegner in diesem Sinne, nur gelegentliche Kämpfe gegen größere Biester wie Greife oder Minotauren -, was aber auch mit einer gewissen Eintönigkeit einhergeht, denn außer Laufen, Schießen, Handgranaten werfen und Laufen gibt es bei "Legendary" nicht viel zu tun. Ein wenig Strategie, ausgeklügelte Szenarien oder, einfacher ausgedrückt, Abwechslung, vermisst man komplett.
Wer volljährig ist (denn mit Blut und deftigen Szenen wird wirklich nicht gegeizt) und ein Spiel sucht, bei man sich tatsächlich fühlt wie mittendrin statt nur dabei, für den könnte "Legendary" eine lohnende Anschaffung sein. Wer von einem Shooter ein bisschen mehr erwartet als Rennen und Ballern, sollte sich eher anderen aktuellen Titeln zuwenden und das mythische Gemetzel links liegen lassen, zumal der Preis mit knapp fünfzig Euro schon heftig zu Buche schlägt.