Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Seit Jahrzehnten gehört der dtv-Atlas Musik zu den Standard-Nachschlagwerken. Nun liegt er in neuem Gewand vor: als einbändiges, elegantes Hardcover.
Das Innenleben mutet vertraut an, auch wenn der Inhalt natürlich ergänzt und aktualisiert wurde. Gegliedert ist das Werk in einen systematischen und einen historischen Teil. Der historische Teil besteht aus Abschnitten zu Musikwissenschaft und Musiklehre. In den Ausführungen zur Musikwissenschaft geht es um Physik und Biologie der Musik, also Akustik und den Hörvorgang, um die Psychologie des Hörens und um Instrumentenkunde. Der Abschnitt zur Musiklehre stellt Notenschrift, Tonsysteme, den Kontrapunkt, die Harmonielehre, die Zwölftonmusik, die Gliederung musikalischer Werke und vieles mehr vor. Detailliert werden Gattungen und Formen wie Arie, Choral, Fuge, Lied, Messe, Oper, Programmmusik, Sonate und Sinfonie behandelt.
Gut zwei Drittel des Buchs sind der Musikgeschichte vorbehalten, die den Zeitraum von der Vor- und Frühgeschichte bis zum späten 20. Jahrhunderts beinhaltet. Bereits das Kapitel über die antiken Hochkulturen geht differenziert auf einzelne Entwicklungen ein. Über die ausgehende Antike und das frühe Mittelalter, das Hochmittelalter mit der aufkommenden Mehrstimmigkeit, die Renaissance und das Barock, die Klassik und das 19. Jahrhundert bis, wie erwähnt, zum 20. Jahrhundert spannt sich der Bogen. Es erstaunt nicht, dass die Kapitel zunehmend komplexer werden. Mit "Postserielle Musik, Minimal Music. Postmoderne" schließt das Buch.
Wenngleich das Äußere zunächst so gar nicht an den lange vertrauten Musikatlas im Taschenbuchformat erinnert - an das schicke Hardcover mit dem Foto eines Steinway-Flügels wird man sich rasch gewöhnen -, präsentiert sich schon beim ersten Blättern die bewährte Aufmachung: Links auf jeder Doppelseite findet man Abbildungen, vielfach Notenbeispiele, rechts den Text, ebenfalls in vertrauter Form.
Die Texte eignen sich sowohl zum systematischen Erarbeiten von Wissen als auch zum Nachschlagen. Sie sind knapp und präzise, ohne überflüssige Fakten, doch ausführlich genug gestaltet, um gut verständlich zu sein; auch für interessierte Laien oder Schüler.
Eine ausgewogene Wissensbasis vermitteln die Abschnitte zu Musikwissenschaft und -lehre, und die hochkomplexe, verästelte Musikgeschichte wird anhand eines gut konzipierten roten Fadens dargeboten. Die Biografien repräsentativer Komponisten, Instrumentalisten und Dirigenten sind in ihre Epochen eingebettet; diese wurden wiederum auch nach den Instrumenten gegliedert, für die in jener Zeit schwerpunktmäßig komponiert wurde.
Entwicklungen lassen sich problemlos nachvollziehen. Im Übrigen wird auch der so genannten U-Musik ausreichend Bedeutung zugemessen, nicht nur der "E-Musik".
Es sind nicht zuletzt die Abbildungen und Notenbeispiele, die, häufig als Gegenüberstellungen verschiedener Glieder einer Entwicklungskette, Abläufe veranschaulichen und Wesentliches wie Besonderes hervorheben. All diese Beispiele wurden sorgfältig ausgewählt. Als sehr hilfreich erweist sich zum Beispiel auch der Zeitstrahl mit Angaben zu wichtigen Komponisten musikhistorischer Epochen, der den jeweiligen Kapiteln vorangeht.
Die sehr kleine Schrift gestaltet das Lesen längerer Passagen natürlich nicht sehr komfortabel, andererseits liegt das umfangreiche Werk nun in einem kompakten Band vor. Dass einige wenige Seiten "verwischt" gedruckt und daher wirklich schwer leserlich sind, ist etwas bedauerlich.
Zusammenfassend sei festgestellt, dass dieses Werk auch und gerade in der Neuauflage einen sehr breiten Leserkreis anspricht. Es ist handlich, anspruchsvoll, ohne die für Laien notwendige Allgemeinverständlichkeit einzubüßen, detailliert ohne Verzettelung und sehr anschaulich gestaltet. Vielleicht wird man in Bezug auf das persönliche Steckenpferd hier und da Tiefe vermissen, sich andererseits jedoch zunächst fremde Themen rasch aneignen können.
Ein empfehlenswertes Buch für Laien, Schüler, Studierende und Professionelle, die sorgfältig ausgearbeitete Informationen zur Musik immer in Griffweite haben möchten.