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Mutter Natur ist bisweilen sehr launisch - Tornados, Erdbeben oder Flutwellen kosten zahlreiche Menschen das Leben. Kaum jemand weiß allerdings, dass es eine Gruppe von Personen gibt, die den schrecklichsten Naturkatastrophen Einhalt gebietet und damit regelmäßig die Welt rettet. Joanne Baldwin gehört zu diesen Personen, sie ist eine Wetterwächterin. Als solche hat sie unter anderem die Macht, Stürme zu besänftigen oder heraufzubeschwören. Ihre Geschicklichkeit und ihre Stärke haben ihr eine gute Stellung verschafft, Joanne arbeitet für "Bad Bob", einen unausstehlichen Mann, der unter den Wetterwächtern allerdings als lebende Legende angesehen wird. Bob verbirgt jedoch ein furchtbares Geheimnis: Er ist von einem Dämon besessen, der ihn langsam verzehrt und in den Wahnsinn treibt. Um seine eigene Haut zu retten, überträgt Bob diesen Dämon auf Joanne, stirbt aber kurz darauf.
Die Wetterwächterin hat nun eine ganze Reihe von Problemen am Hals. Ihr wird vorgeworfen, ihren Chef ermordet zu haben, weshalb der Wächterverband andere Wetter-, Erd- und Feuerwächter auf die Suche nach ihr ausgesandt hat. Auch ein gewaltiger Sturm, der ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat, verfolgt sie unerbittlich und das dämonische Mal breitet sich wie eine Zeitbombe in Joannes Körper aus. Es gibt nur eine Möglichkeit, ein solches Mal loszuwerden, und zwar indem man es auf einen Dschinn überträgt. Diese unsterblichen Wesen sind mächtige, aber seltene magische Ressourcen für Wächter; haben sie jedoch ein Mal übernommen, verfallen sie dem Wahnsinn, weshalb Joanne nicht darauf hofft, dass der Verband einen Dschinn für sie opfert. Sie hat allerdings die Hoffnung, bei einem geheimnisvollen alten Freund, der ebenfalls vor dem Verband auf der Flucht ist, Hilfe zu finden ...
Das Wetter gilt gemeinhin nicht als sonderlich spannendes Thema, weder für eine Konversation noch für einen Roman. Rachel Caine hat mit "Sturm der Dämonen" allerdings bewiesen, dass Meteorologie - verquickt mit einer ordentlichen Portion Magie und viel Action - alles andere als langweilig ist. Der Auftaktband zur "Weather Warden"-Reihe, der allerdings eine abgeschlossene Geschichte darstellt, die gut für sich allein stehen kann, ähnelt einem Roadmovie. Joanne hat eine Vorliebe für Autos, insbesondere für Oldtimer, ihr ständiger Begleiter ist "Delilah", ihr aufgemotzter Mustang, an dessen Sicherheit sie fast ebenso sehr hängt wie an ihrem eigenen Leben. Zusammen mit diesem extravaganten Flitzer durchquert sie Amerika, dabei ist der Schauplatz der Handlung selten ein anderer als die Straße. Lediglich die zahlreichen Rückblenden, in denen der Leser davon erfährt, wie Joanne ihre Kräfte entdeckte, diese schulte, wie sie in den Schlamassel geriet und wer die wenigen Freunde sind, auf die Joanne sich verlassen kann, verleihen der Handlung die nötige Abwechslung. Dabei beweist die Autorin, dass Urban Fantasy nicht zwangsläufig an sinnliche Vampire, Werwölfe und ähnliche Wesen der Nacht gebunden ist, die von Frauen in knapper Lederkleidung gejagt werden. Stattdessen dominieren Dschinn und Dämonen die von Caine geschaffene Welt, zusammen mit den Wetterwächern, die - zumeist in praktischer Kleidung - Naturkatastrophen jagen und bekämpfen. Trotz dieses erfrischend neuen Ansatzes driftet "Sturm der Dämonen" manchmal allerdings doch zu sehr in Klischees des Genres ab, insbesondere wenn Joanne, die natürlich unheimlich sexy, frech und tough ist wie ihre Kolleginnen aus dem Genre auch, einen ungewöhnlich gut aussehenden, mächtigen oder anziehenden Mann nach dem anderen trifft und sich alle heillos in sie verlieben. Sieht man von diesem Manko ab, kann man eine kurzweilige Geschichte genießen, die oft mit unvorhersehbaren Wendungen aufwartet. Nur allzu viel Tiefgang oder Komplexität darf man dem Roman nicht abverlangen, denn in dieser Hinsicht kann man "Sturm der Dämonen" doch nur als seicht bezeichnen.
"Sturm der Dämonen" ist unterhaltsame, spannende Urban Fantasy, die frischen Wind ins Genre bringt, auch wenn sie so manches Klischee aufgreift. Wer keinen Wert auf allzu anspruchsvolle Plotstrukturen oder tiefsinnige Dialoge legt, der sollte dieses rasante Abenteuer und seine sympathische Heldin nicht verpassen.