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Die kosmische Flut steigt schnell an und die göttliche Macht der unsterblichen Gezeitenfürsten kehrt mit ihr zurück. Noch sind sie nicht stark genug, um die Herrschaft über den Kontinent an sich zu reißen, aber die Gezeitenfürsten wissen, wie sie sich durch List und Intrige in machtvolle Positionen bringen können. Arkady, die schöne Fürstin von Lebec, ist eine der wenigen Personen, die die Gefahr kennt. Wie alle anderen Menschen in Glaeba glaubte sie bis vor kurzem nicht an die Existenz der Gezeitenfürsten - bis sie einige von ihnen kennen lernte und sich sogar in einen von ihnen, und zwar in Cayal, den unsterblichen Prinzen, der unbedingt sterben will, verliebte.
Auch Declan Hawkes, Arkadys Jugendfreund und der Erste Spion des glaebischen Königs, weiß von den Unsterblichen. Beide wollen im Dienste der geheimen Bruderschaft des Tarot, einer Organisation, die seit Jahrhhunderten einen Weg sucht, um die Gezeitenfürsten zu vernichten, verhindern, dass der grausame Jaxyn und die verschlagene Diala - beide Unsterbliche, die eine andere Identität angenommen haben - den Thron von Glaeba an sich reißen. Allerdings ist dies gar nicht so leicht, vor allem da Arkady mit ihrem Gemahl eine diplomatische Reise nach Torlenien unternehmen muss und so keinen Einfluss mehr auf die Geschehnisse in ihrer Heimat hat. Declan wird ebenfalls eine Zeitlang von seinen Pflichten abgehalten: Sein Großvater Shalimar, ein Gezeitenwächter, der ebenfalls der Bruderschaft angehört, ist verschwunden und Declan macht sich auf die Suche nach ihm. Währenddessen kommen immer mehr Gezeitenfürsten aus ihren Verstecken und schleichen sich in die Machtzentren Amyranthas ein.
Jennifer Fallon zählt in ihrer Heimat Australien zu den erfolgreichsten Fantasy-Autoren, die "Gezeitenstern-Saga" gehört zweifellos zu den besten Romanen, die sie veröffentlicht hat. Wer den ersten Teil dieser Reihe gelesen hat, wird an "Die Götter von Amyrantha" hohe Erwartungen gestellt haben, die glücklicherweise nicht enttäuscht werden. Die Handlung nimmt in gleichem Maße an Fahrt auf wie die Unsterblichen ihre Macht zurück erlangen. Der Spannungsbogen wird nicht mehr so oft unterbrochen wie im ersten Band, der zu großen Teilen aus Monologen Cayals bestand, die die Vergangenheit der Götter beleuchteten. Solche Rückblenden gibt es zwar auch hier, aber sie sind seltener und kürzer, zudem fungieren hier andere Figuren als Erzähler, sodass man einen neuen Blickwinkel auf die Motive des einen oder anderen Unsterblichen bekommt.
Auch neue interessante Charaktere werden eingeführt, beispielsweise die vorlaute Tiji, eine Chamäleon-Crasii, die für den Ersten Spion arbeitet, oder die Gezeitenfürsten Kinta und Brynden, die zusammen mit Cayal für das letzte Weltende verantwortlich waren. Wieder zeigt sich Fallons Talent, plastische und unglaublich lebendige Figuren zu schaffen, die man einfach lieben oder hassen muss und deren Weg, der keineswegs immer geradlinig verläuft, man mit Spannung verfolgt. Es sind diese facettenreichen Charaktere und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen, ihre Hoffnungen und Ängste, ihre Pläne und Intrigen, die die Geschichte tragen. Rasante Action findet man in "Die Götter von Amyrantha" selten, dafür gibt es reichlich amüsante Wortgefechte und unvorhersehbare Plottwists sowie eine überzeugend ausgestaltete Fantasy-Welt.
Einziges Manko an diesem ansonsten rundum gelungenen Roman ist die Übersetzung, die nicht ganz den Erzählduktus des Originals einzufangen vermag und in die sich auch einige kleine Fehler eingeschlichen haben. Immerhin kann sich der Leser der deutschen Ausgabe aber an einer sehr gelungenen Aufmachung erfreuen, die auch zwei liebevoll gestaltete Weltkarten von Amyrantha beinhaltet.
Der zweite Band der "Gezeitenstern-Saga" steht seinem Vorgänger in nichts nach. Spannung auf jeder Seite, hervorragende Dialoge, lebendige Figuren und eine intelligente Geschichte voller höfischer und göttlicher Intrigen warten hier auf den Leser.