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 Ochs & Esel


Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie


Wer will schon gern der Esel sein? Im Spiel "Ochs & Esel" von Wolfgang Kramer ist man genau das, wenn man am Ende einer Runde die Esel-Karte noch auf der Hand hat. Nicht nur, dass man damit "der Dumme" ist, man bekommt auch noch eine heftige Strafe in Form von Punkten notiert. Und wenn in einer komplexeren Variante auch noch der Ochse mitspielt, gilt man auch noch als Ochse, wenn man die Karte nicht rechtzeitig an einen der Mitspieler weiter gibt.

Betrachtet man die Metalldose, in der die einhundertzehn Spielkarten untergebracht sind, kann man nur den Hut ziehen. Sie ist von außergewöhnlicher Qualität, wiegt mit Inhalt erstaunlich viel und kann auch im Design überzeugen. Zumindest aus dem Verkaufsregal wird dieses Spiel schnell gesehen und gekauft, der erste Eindruck ist exzellent.

Entblättert man die Spielregel, ist der erste Eindruck verschwunden. Sie wirkt sehr kompliziert, ist erklecklich lang und wartet auch noch mit verschiedenen Spielvarianten auf, die im Kopf zunächst für Konfusion sorgen. Leicht und eingängig ist diese Regel nicht. Zumindest Druckqualität und Layout sind aber auch hier zu loben. Ebenso wie auf den vier Jokern, der Ochs- und der Eselkarte sind die Bilder sehr schön anzusehen und wirklich witzig gestaltet. Hier hat das Studio Mattigatti, das für Grafikdesign zuständig ist, ganze Arbeit geleistet. Nur die einhundertvier Zahlenkarten, die in der Packung bereit liegen, sind wenig auffällig oder gefällig geraten - hier hat man ganz die Funktion in den Vordergrund gestellt.

Ziel des Spiels ist es, keine oder möglichst wenige viele Punkte zählende Karten auf der Hand zu haben, wenn ein Durchgang zu Ende ist. Wer nach fünf Durchgängen die meisten Minuspunkte gesammelt hat, gilt als Esel (oder Ochse) und hat verloren.

Wie aber vermeidet man, die Zahlenkarten zwischen Eins und Dreizehn, den Joker - er zählt am Ende vierzehn Punkte - oder gar den Ochsen (fünfzehn Punkte) und den Esel (zwanzig Punkte) auf der Hand zu haben, wenn einer der Mitspieler keine Karten mehr hat?

Das gestaltet sich längst nicht so einfach. Denn das Spiel spaltet sich in zwei taktische Varianten, die es zu beachten gilt. In einer normalen Runde spielt man eine oder mehrere Karten gleichen Wertes aus und die Mitspieler legen ebenso viele Karten eines höheren Wertes aus - genau einmal, dann ist diese Runde zu Ende und der Spieler, der die höchsten Karten auf den Tisch gelegt hat, ist an der Reihe. Ausgelegte Karten werden weggelegt, man hat also immer weniger Karten auf der Hand. Nur ein Joker kann hier eine Zahl ersetzen und mit ausgelegt werden. Immerhin ist er am Ende vierzehn Strafpunkte wert, sollte also nicht allzu lange auf der Hand bleiben. Das aber wäre zu einfach. Nur die hohen Karten abgeben und gewinnen ist nicht. Denn es gibt eine zweite Spielvariante, die dieser Taktik diametral gegenübersteht. Spielt nämlich der Besitzer der Eselkarte dieselbe aus, gilt es einen möglichst niedrigen Wert dazu zu legen, denn nun bekommt der Spieler, der die höchste Karte legt, den Stich und hat die Eselkarte selbst auf der Hand. Erst in der übernächsten Runde, so er denn Startspieler ist, kann er die Eselkarte selbst ausspielen. Es entsteht also ein Zwiespalt, möglichst kleine Karten zu halten, die Eselkarte loszuwerden oder nicht zu bekommen und möglichst hohe Karten loszuwerden und zu halten. Loszuwerden, weil man die Punkte am Ende nicht auf der Hand haben will, zu halten, weil man sonst nicht mehr Startspieler werden kann.

Das klingt sehr viel schwieriger als es im Spielverlauf ist. Nach wenigen Minuten hat man nicht nur die Regeln verstanden, sondern sich auch eine Taktik zurecht gelegt, wie man zu spielen hat. Doch dann folgt eine langweilige Partie. Zumindest mit drei Spielern ist ein fast mechanisches Reagieren die Folge. Es kommt weder zur Häme, wie bei "UNO", oder zu witzigen Momenten, wie bei dem artverwandten "Biberbande", noch zu einem abwechslungsreichen Spielverlauf wie bei "Lobo77".

Ein wenig mehr Spaß macht "Ochs & Esel" zwar mit vier Spielern, doch mehr als eine gelegentliche Spielrunde wird es kaum, denn nach einer erfolgreichen Spielrunde mit fünf Durchgängen ist die Lust auf eine weitere halbe Stunde dieses Kartenspiels eher gering. Auch die Ochs-Variante bessert die Lage kaum - ganz im Gegenteil. Sie ist sogar überaus unsinnig und wird nach einem Versuch kaum mehr als Variante genutzt.

Nein, "Ochs & Esel" ist kein Spielehit. Allenfalls ein nett designtes Spiel für zwischendurch, das vor allem jüngeren Spielern ab acht Jahren Spaß macht. Doch eine Ausnahme muss man hervorheben: Wenn man mit sehr vielen Spielern eine Runde "Ochs & Esel" beginnt, merkt man schnell, dass ein völlig anderes Verhalten nötig ist, um nicht furchtbar auf die Nase zu fallen. Zwar herrscht nun der blanke Zufall, doch witzig und abwechslungsreich ist das Spiel in großer Runde allemal. Mit acht oder mehr Spielern kommt richtig Stimmung auf und es spielt sich sehr kurzweilig. Doch die Spieldauer ist nun mit mindestens einer Stunde auch recht lang.

Stefan Erlemann



Kartenspiel | Erschienen: 01. November 2008 | Preis: 6,89 Euro

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