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 Coyote Ragtime Show, Folge 1: Coyote Ragtime Show - Gesamtausgabe

Piraten des Weltalls


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Das Crossover-Phänomen von Science Fiction und Freibeutergeschichten ist schon längst keines mehr - vor allem nicht im Land der aufgehenden Sonne. Während im Westen Disney seine freie SF-Interpretation von Robert Louis Stevensons "Die Schatzinsel" nicht gerade als finanziellen Erfolg verbuchen konnte, tummeln sich auf dem japanischen Manga- und Animemarkt mehrere Abenteuergeschichten um furchtlose Weltraumpiraten. Was den meisten japanischen Space Operas fehlt, in anderen Actionserien aber längst Einzug gehalten hat, soll mit "Coyote Ragtime Show" nun auch im SF-Anime-Sektor präsent sein: dicke Knarren, coole Sprüche und girls with guns - und das reichlich, bitte!

Seit Jahren schon jagt Angelica Burns, junge Privatermittlerin der Vereinten Regierungsallianz, einem gerissenen Weltraumpiraten hinterher, der mehr Aliasnamen besitzt als der Himmel Sterne und den die gesamte Galaxis als Mister kennt - doch bislang ohne Erfolg. So auch auf einem trostlosen Wüstenplaneten, wo Mister dank seiner Crew aus einem Gefängnis ausbrechen kann. Doch noch während des Ausbruches wird deutlich, dass Burns nicht die einzige ist, die hinter dem Coyoten, wie die Gesetzlosen genannt werden, her ist: Madame Marciano, skrupelloser Kopf der verbrecherischen Gilde, hat ihr persönliches Schwadron von Killercyborgs, die zwölf Schwestern, ausgesandt, um den raubeinigen Gesetzlosen in ihre Gewalt zu bringen, denn eine alte Feindschaft verbindet Marciano mit Mister. Vor drei Jahren ermordete sie Bruce, den "Piratenkönig", um an die sagenhafte Summe von 100 Milliarden gestohlenen Spacedollars - die Früchte eines genialen Coups - zu gelangen. Doch Bruce konnte den Schatz zuvor verstecken und das Geheimnis an seine kleine Tochter Franca weitergeben, die er seinem Kumpanen Mister anvertraute. Drei Jahre später führt die Spur Franca, Mister und dessen chaotische Crew auf den Planeten Graceland - was die Sache nicht einfach macht: Graceland liegt mit der Vereinten Regierungsallianz in einem Bürgerkrieg, der den Planeten samt Schatz zu vernichten droht. Und dann wären da auch noch Marciano und ihre zwölf "Töchter" sowie Angelica Burns und ihre ebenso blonde wie naive Partnerin Chelsea Moore …

Anime Virtual hat die Lizenz der vom Studio Ufotable ("Weiß Kreuz Glühen", "Sonic X") produzierten Anime-Serie "Coyote Ragtime Show" erworben und innerhalb eines halben Jahres sämtliche zwölf Episoden auf vier DVDs herausgebracht, seit September 2008 liegt nun auch eine Gesamtausgabe zum Schwindel erregenden Preis von 64,95 Euro vor. Was hier auf den deutschsprachigen Markt losgelassen wurde, kann sich jedoch sehen lassen.

Das Konzept hinter "Coyote Ragtime Show", nämlich die Produktion einer Anime-Serie, welche die klassische Geschichte einer Schatzsuche à la Stevenson mit Elementen knallharter Kultserien wie "Cowboy Bebop" und einem deftigen Schuss Comedy verbinden sollte, geht auf. Der Einstieg in die Serie fällt leicht, was mehrere Gründe hat. Einerseits ist die Story klar und vermeidet unnötigen Ballast, ohne jedoch flach und als bloßer Lückenfüller zwischen den einzelnen Actionszenen zu wirken. Auch wenn der Plot selbst - die Schatzsuche - nicht gerade preisverdächtig gestaltet ist, so macht schon die erste Folge deutlich Lust auf mehr. Auf der anderen Seite wird die Serie durch allerlei Action ordentlich aufgepeppt, Schießereien und Verfolgungsjagden auf festem Boden wie auch im luftleeren Raum des Weltalls lockern die Story angenehm auf, ohne zum Alles bestimmenden Mittel zu mutieren. Damit Hand in Hand geht die nicht unblutige Gewaltdarstellung, welche die Altersfreigabe von 16 Jahren rechtfertigt, im Vergleich zum Umfang der Animeserie aber einen gemäßigten Raum einnimmt; die Produzenten haben anscheinend sorgfältig darauf geachtet, eine möglichst große Zielgruppe anzusprechen, welche auch Gewaltabstinenzler umfasst, ohne aber gleich eine Serie rein für Liebhaber der "Gummibärenbande" zu produzieren. Unterstrichen wird der Anime von einem passenden Soundtrack.

Die wahren Träger der Atmosphäre von "Coyote Ragtime Show" aber sind eindeutig die unterschiedlichen Charaktere. Der Star ist ohne Zweifel der raubeinige und nicht selten laute, aber herzensgute Mister, dem in jeder noch so brenzligen Situation seine gute Laune nicht abhanden kommt und der stets für seine Crew und ganz besonders für die kleine Franca einsteht. Auch Misters Coyotencrew präsentiert sich humorvoll und chaotisch - vor allem Swamp, der Priester mit Zwicker und Afro-Look -, während der Zuschauer bis zur letzten Folge rätselt, wie der Vielfraß Angelica Burns trotz scheinbar übermenschlichem Heißhunger seine schlanke Figur behalten kann. Die Sprüche und Dialoge sprühen vor Witz, was man zu einem großen Teil auch auf die deutsche Synchronisation umlegen kann. Auch wenn diese nicht vollkommen zu 100 Prozent überzeugen kann - das Schicksal der deutschen Synchro japanischer Animes ist wohl die Verweigerung des Attributs der Perfektion -, so lässt sie viele andere ins Deutsche übertragene Animes doch alt aussehen: Mit Tilo Schmitz wurde einfach ein genialer Sprecher für Mister ausgewählt und auch Angelica Burns, Madame Marciano und Swamp haben eine gute Synchro spendiert bekommen. Die Stimmen des narzisstischen Bishop und des chaotischen Katana spiegeln zwar sehr gut den jeweiligen Charakter, wollen aber nicht so recht passen …

Um die - leider viel zu kurze - Serie angemessen genießen zu können, spielt Anime Virtual einmal mehr den Musterschüler und präsentiert die DVDs mit ansehnlicher Bild- und Tonqualität. Ebenfalls allseits bekannt, aber keineswegs mustergültig ist die spärliche Ausstattung an Extras: Mit Trailern zu diversen bei Anime Virtual vertriebenen Animeproduktionen, einer Handvoll Wallpaper für den PC und schmalen Booklets mit Infos zu den wichtigsten Charakteren geht der Gesamtausgabe allzu schnell die Luft aus.

Abseits der technischen Seite ist leider auch die Serie selbst nicht frei von Mankos, wobei das größte zweifelsohne die letzte Folge darstellt: Man hat den Eindruck, die Produzenten hätten den Inhalt mehrerer Episoden urplötzlich in einer einzigen unterbringen müssen. In der Folge kränkelt dadurch der Showdown und auch die Charakterentwicklung - auch wenn nicht unbedingt ein Grundpfeiler der Serie - wurde hier leider enorm beschnitten. Durch diese starke Kompression ist die Auflösung zu Ende, bevor sie überhaupt ihren Auftritt hat, und "Coyote Ragtime Show" lässt den Zuschauer mit einem etwas unbefriedigendem Gefühl zurück, das durch das gelungene Konzept der Serie an sich umso mehr wehtut.

Doch so sehr man auf diesem Manko auch herumzuhaken gedenkt, man kann "Coyote Ragtime Show" seinen Unterhaltungswert einfach nicht abstreiten, denn dafür hat Ufotable zu gute Arbeit geleistet. Mit dieser Serie hat die Ruhmeshalle der Kultanimes zwar keinen neuen Stern aufgenommen, aber das eigene DVD-Regal ist um einen gelungenen Mix aus Action, Witz, flotten Sprüchen und coolen Charakteren reicher - sofern der Preis stimmen würde …

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 4 | Erschienen: 01. September 2008 | FSK: 16 | Laufzeit: 300 Minuten | Originaltitel: Coyote Ragtime Show | Preis: 64,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Polnisch, Schwedisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Japanisch

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