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Mortimer traut seinen Augen nicht. Seit neun Jahren stöbert er in jedem Antiquariat, jedem alten Buchladen nach einem ganz bestimmten Buch. Und hier, versteckt zwischen Neuheiten und verschiedensten Büchern, steht es. "Tintenherz", das Buch, mit dem das Unglück von Mortimer, seiner Tochter Meggie und seiner Frau Reza begann. Denn Mortimer ist nicht nur Buchbinder, sondern auch ein so begnadeter Vorleser, dass er Figuren aus einem Roman herauslesen kann - und in dem Falle von Reza auch hinein. Meggie ahnt nicht, wie sehr sich Mo nach diesem Buch und der Chance sehnt, Reza wieder aus diesem Buch, dieser Geschichte herauszulesen. Doch nicht nur er, auch ein Unbekannter wartet auf diesen Moment. Denn Staubfinger ist aus der Geschichte herausgekommen, gemeinsam mit dem Verbrecher Capricorn.
Plötzlich steht Mo nicht nur Staubfinger, sondern auch Capricorn gegenüber. Doch Mo soll keineswegs alle wieder in die Tintenwelt hinein lesen, sondern etwas herauslesen, dessen Hilfe Capricorn dringend bedarf. Und so nimmt Capricorn Meggie und Mo gefangen, denn er will seinen gefährlichsten Diener, den gnadenlosen und alles verzehrenden Schatten, wieder haben. Zwischen ihm und der absoluten Macht stehen nur noch ein zwölfjähriges Mädchen, ein Buchhändler und ein feiger Feuerbezwinger.
Der sensationelle weltweite Erfolg von "Tintenherz", dem ersten Band der Trilogie aus der Feder von Cornelia Funke, konnte Hollywood nicht lange verborgen bleiben. So machte sich die Traumfabrik auf, den wundervollen Stoff zu verfilmen. Auf ausdrücklichen Wunsch der Autorin spielt Brendan Fraser, eher abonniert auf Rollen des Action- und Horrorfaches wie "Die Mumie", den begnadeten Vorleser und Büchernarren. Doch die Vermarktungsmaschinerie macht nicht vor der Verfilmung halt. Obwohl es bereits ein glänzend gemachtes Hörbuch des Buches gibt, kann man nun die Umsetzung des Romans Tintenherz als Original-Hörspiel zum Kinofilm erwerben.
Einhundertfünfunddreißig Minuten dauert dieser Versuch, einen Kinofilm als Tondokument umzusetzen. Dabei verwendet man einfach die Tonspur des Films und lässt einen Erzähler Dinge kundtun, die man nun mal nicht sehen kann.
Zunächst überzeugen die Hintergrundgeräusche, der Erzähler Fred Maire und die einzelnen Sprecher durch die Bank. Die Geschichte gewinnt schnell an Fahrt, wird überaus spannend und kann am Ende sogar überzeugen.
Doch wer das Buch gelesen hat, wird vor Entsetzen mit den Ohren wackeln. Das hat dieses traumhaft schöne Buch nicht verdient. Im Schnelldurchgang wird abgehandelt, was lange aufgebaut, gut vorbereitet und stimmig inszeniert wurde. Sind es im Buch vor allem die Charaktere, die begeistern und Jugendliche wie Erwachsene in dieser Geschichte versinken lassen, kann das Hörspiel nur durch seine Action, die kurzweilige Handlung und die gute Auswahl der Stimmen punkten.
Kennt man das Buch nicht, wird man relativ gut unterhalten, kommt aber immer wieder ins Grübeln, ob das alles gewesen ist, was da vor den Ohren abgehandelt wird. Es bleibt nur ein flaches, mäßig überzeugendes und vor allem ohne jeden interessanten Charakter versehenes Hörspiel übrig. Wäre nicht der gelungene spannende Schluss, man könnte nur abraten, dieses Hörspiel zu kaufen. Besser man sieht sich den Film an oder, noch besser, man kauft sich direkt das Buch und beginnt zu lesen - intensiver kann man die Tintenwelt nicht erleben.