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Die Erde hat gravierende Veränderungen durchgemacht. Nach der großen Konvergenz, die um das Jahr 1900 stattfand, ist die Welt der Menschen mit der der Feien verschmolzen, nun leben Menschen und Elfen, Alben, Druiden, Zwerge und Pixies nebeneinander, wenn auch nicht immer friedlich. Rassismus, Vorurteile und Streitigkeiten sind keine Seltenheit, doch irgendwie gelingt den Rassen die Koexistenz. Connor Grey ist ebenfalls ein Fei, ein Druide. Vor Jahren besaß er große Macht, doch nach einem Unfall wurde diese blockiert. Er arbeitet nun nicht mehr im Auftrag der Gilde der Feien, wo er eine lukrative, angesehene Position inne hatte, sondern als etwas abgehalfteter Berater für die Bostoner Polizei. Diese wird mit einer Serie von Morden an Elfen konfrontiert. Die Opfer waren männliche, hellblonde Prostituierte aus dem Elendsviertel Weird, ihnen wurde buchstäblich das Herz aus der Brust gerissen. Connor und sein menschlicher Kollege Murdock stehen vor einem Rätsel.
Nachdem sie immer mehr Zeugenaussagen und Hinweise zusammengetragen haben und Connor sich der Lösung des Falls schon viel näher fühlt, wird er gefeuert. Sein alter Feind Lorcan MacDuin, ein hohes Tier in der Gilde, entzieht der Polizei den Fall. Connor mutmaßt, dass Lorcan etwas vertuschen will. Er ahnt allerdings immer noch nicht, was wirklich hinter den Morden steckt. Und dass von der Lösung des Falls nicht nur das Schicksal einiger Elfen abhängt, sondern das der ganzen Welt ...
Urban Fantasy ist ein Trend, der seit einiger Zeit auch Deutschland erobert. Ob nun Vampire, die die Schulbank drücken, oder Werwölfe, die den Großstadtwald unsicher machen, immer mehr Romane dieser Art schaffen es auf den deutschen Markt. Dabei sind viele Bücher austauschbar, es mangelt ihnen an Individualität, Tiefgang und oft ist nicht mal der Stil der Autoren bemerkenswert. Was unterscheidet "Unschöne Dinge, das Debüt von Mark Del Franco, von den zahlreichen anderen Fantasy-Romanen, in denen ein Ermittler paranormalen Verbrechen im urbanen Setting auf die Spur kommt? Die Antwort ist einfach: nichts.
Hier liegt kein schlechtes Buch vor, aber auch keines, das man unbedingt gelesen haben muss. Del Franco bedient sich bei der keltischen Mythologie und transferiert bestimmte Wesen daraus in die reale Welt. Ob in Boston, London, Frankreich oder Deutschland - überall findet man Alben, Elfen, Zwerge und andere Wesen aus Faerie, die auch wesentlichen Einfluss auf die Geschichte genommen haben. Der Autor lässt sich viel Zeit damit, das Zusammenleben der verschiedenen Rassen zu beschreiben, welche Konflikte es gibt, welche politischen Gesinnungen sie haben und ihre Eigenarten zu schildern. So wird das Konstrukt von Del Francos Welt plastisch und gut nachvollziehbar, aber das Erzähltempo bleibt oft auf der Strecke, zumindest im ersten Drittel des Buchs, in dem die Ermittlungen auch kaum voran gehen. Danach zieht das Tempo stetig an, immer wieder gibt es spannungsgeladene Szenen und neue Hinweise zur Lösung des Falls, die den Leser bei der Stange halten, der unmöglich seine Lektüre beenden kann, ohne den Mörder zu kennen.
Connor Grey unterscheidet sich marginal von seinen erfolgreichen Genre-Kollegen wie Harry Dresden. Nicht ganz so sympathisch und humorvoll wie dieser ist Connor vor allem dadurch ein interessanter Charakter, dass er so tief gefallen ist und immer wieder mit seinem alten, arroganten Ich hadert. Er muss sich daran gewöhnen, dass er Befehle nun befolgen statt erteilen und mit anderen Leuten zusammenarbeiten muss.
Stilistisch kommt "Unschöne Dinge oft holprig daher, hier kann Del Franco nicht mit erfolgreicheren Autoren mithalten. Unangenehm fällt auch auf, dass nicht nur bei der Ausgestaltung diverser Fantasyvölker einige Klischees bemüht wurden, sondern auch bei der Rolle deutscher Akteure, die natürlich unsympathische Nazis sind.
Sieht man über diverse kleine Schwächen und den Mangel an frischen Ideen und Eigenständigkeit hinweg, ist "Unschöne Dinge zwar immer noch keine Genreperle, aber ein durchaus lesenswerter, solider Roman. Mit Spannung und ein wenig Humor kann Del Franco punkten, aber es bleibt zu hoffen, dass der zweite Roman um den Druidenermittler Connor Grey den ersten Teil übertrifft.