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Der Leipziger Bohmeier Verlag hat sich auf Sach- und Fachbücher spezialisiert, die die Themen Esoterik, Magie und alternative Weltsichten behandeln. Das vorliegende Softcoverheft "Der Werwolf - Über die Werwolfsverwandlung, Verwundbarkeit & Entzauberung" erschien erstmals 1862 unter dem Titel "Der Werwolf - Beitrag zur Sagengeschichte" im A. Kröner Verlag und wurde nun als Reprint in das Sortiment des Bohmeier Verlags aufgenommen.
Der Stuttgarter Autor Wilhelm Ritter von Hertz war seinerzeit ein bekannter Dichter und Germanist, jedoch konnten nur wenige seiner Arbeiten in die heutige Zeit gerettet werden. "Der Werwolf" gehört zu diesen Werken. In sechs Kapiteln und einem Schlusswort befasst sich Hertz mit einem der populärsten mythischen Wesen neben dem Vampir und versucht, die Herkunft des Mythos, seine Ursprünge und seine Entwicklung aufzudecken.
In dem 120 Seiten umfassenden kleinformatigen Heft steht zunächst die Wortherkunft von
Werwolf im Vordergrund. Es folgt eine Aufzählung der wichtigsten Quellen zur Erforschung des Mythos, ehe mit ersten Theorieansätzen der wissenschaftliche Aspekt des Heftes stärker hervorgehoben wird. Anschließend befasst sich Hertz mit den Werwolfsagen der verschiedenen Völker. Ob Geschichten aus Indien, Ägypten, Norwegen und Deutschland, ob alte Sagen der Griechen, Römer und Etrusker, Hertz sammelt die Bruchstücke und fügt sie zu einem bunten Sammelsurium zusammen. Es folgt ein Kapitel mit dem Namen
Die Werwolfsverwandlung, Verwundbarkeit und Entzauberung. Hier wird geklärt, was der Werwolf mit dem Teufel zu tun hat, welche magischen Gegenstände auf den Werwolf wirken, wie der Werwolf zurückverwandelt werden kann und wie sich die besondere Art der pathologischen Lykanthropie auf den Erkrankten auswirkt. Diesem Kapitel schließt sich ein eng verwandtes an, in dem es um die Verwandlung und Erlösung des Werwolfs bei verschiedenen Völkern geht. Dieses Kapitel bildet mit der Betrachtung der Sagen aus Polen, Serbien und Bulgarien, von Indianern und Germanen auch den Abschluss des Hauptteils. Zuletzt fasst ein kurzes Schlusswort die Erkenntnisse noch einmal zusammen.
Wer sich für den Werwolfmythos interessiert, aber noch nicht viel darüber weiß, wird mit "Der Werwolf" viele neue Dinge über dieses Fabelwesen erfahren. Trotz des Alters dieses Buches lesen sich die meisten Passagen über Sagen und Legenden unterhaltsam und flüssig. Hin und wieder jedoch überwiegen zahlreiche Fußnoten die Seiten und machen aus dem spannenden Stoff eine recht trockene und anspruchsvolle wissenschaftliche Abhandlung. Hinzu kommt, dass den zahlreichen einzelnen Sagen, die zusammengetragen wurden, jeweils wenig Platz eingeräumt wird und so zwar ein reicher Fundus entsteht, dieser aber auch nur oberflächlich angerissen werden kann. Für wissenschaftlich und literarisch Interessierte wird diese Form der Darstellung durchaus genügen; für Hobby-Mythologen eignet sich dieses Heft allerdings weniger.
Mit "Der Werwolf - Über die Werwolfsverwandlung, Verwundbarkeit & Entzauberung" liegt dem Leser ein anspruchsvolles Werk über den Werwolfmythos vor, der sich in erster Linie an Wissenschaftler und Theoretiker richtet. Die Texte über Sagen lesen sich spannend und unterhaltsam und eröffnen den Blick auf einen reichen Fundus an zusammengetragenem Wissen über das Thema. Jedoch machen die zahlreichen Fußnoten und Literaturangaben den nicht sehr detailreichen Fließtext zu einer eher trockenen, anspruchsvollen Angelegenheit.