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Es stimmt was nicht in Gotham City. Und diesmal ist es nicht nur die übliche Korruption, die die Stadt von innen her zu zerfressen droht. Bei dem Gastspiel eines Zirkus werden zwei Akrobaten erschossen. Nur ihr Sohn, der zwölfjährige Dick Grayson, überlebt die Tat - um gleich darauf von zwei Polizisten der Stadt eingesammelt zu werden, die dem traumatisierten Jungen einreden wollen, seine Eltern wären bei einem Unfall gestorben. Glück für den Jungen, das unter den Gästen des Abends auch Bruce Wayne und Viki Vale waren. Während Viki, Kolumnistin und Date von Milliardär Wayne, die Verfolgung des Jungen aufnimmt, um Beweise für eine mögliche Misshandlung zu sammeln und später zu veröffentlichen, macht sich Bruce Wayne als sein Alter Ego Batman an die Arbeit. Das heißt, er schlägt erst den Killer zusammen und macht sich dann daran, Dick als seinen Schüler zu rekrutieren. Ohne Rücksicht auf Verluste: Bei seiner Rettungsaktion werden die beiden Cops, die Dick entführten, ausgeschaltet - vermutlich für immer - und Viki schwer verletzt.
Die Entführung von Dick Grayson und Batmans Einsatz soll noch weite Wellen schlagen. Die Justice Leage überlegt, wie man dem Irren im Fledermauskostüm beikommen kann, bevor sie selbst alle als verbrecherische Monster gebrandmarkt werden. Zudem zieht Batman aber auch Fans nach sich. Darunter die junge blonde Barkeeperin aus dem Black Canary in Gotham und die Tochter von Gothams einzig ehrlichem Polizisten James Gordon. Und auch Dick wird immer weiter in Batmans Strudel aus Rache und Gewalt gezogen.
All Star Batman gehört zu den erfolgreichsten Titel im DC Comicverlag, in einer Reihe außerhalb der normalen Comic-Kontinuität erlaubte sie Frank Miller, die Hintergründe von Batman und Robin völlig neu zu erzählen. Und wer auch nur einen flüchtigen Blick in den ersten Sammelband geworfen hat, wird die Faszination hinter dem Titel verstehen.
Die Zeichnungen von Jim Lee sind schlichtweg genial und ziehen einen sofort in die Story. Auch wenn den Damen die Kleider von der üppigen Oberweite zu rutschen drohen, versteht es Lee, die Stadt und ihre Gestalten einzufangen und ansprechend zu zeichnen. Zudem ist Lee kein Unbekannter im DC-Universum, so dass seine Zeichnungen einen großen Wiedererkennungswert haben. Hier muss man nicht lange überlegen, ob der Mann mit der Brille aus Metropolis Clark Kent sein könnte. Die Handlung allerdings ... die Handlung ist etwas ganz anderes.
Wer im Kino in "The Dark Knight" Angst vor dem Joker hatte, der sollte erst mal abwarten, bis er diesen Batman begegnet. Brutal, unfreundlich, rücksichtslos hetzt er ohne Rücksicht auf Verluste durch Gotham. Dick Grayson entführt er einfach so und zwingt ihm damit praktisch ein Leben an seiner Seite auf. Natürlich zu seinen Bedingungen - und das heißt, Dick wird in der riesigen Bathöhle allein gelassen und soll sich selbst versorgen - schließlich kann er ja Ratten oder Fledermäuse fangen.
Als Alfred, Bruce Waynes und damit auch Batmans Diener dem Jungen saubere Kleidung und etwas zu Essen zukommen lässt, zeigt sich die düstere Seite von Batman. Sowohl Alfred als auch Dick werden im Laufe dieses Sammelbandes von Batman geschlagen, Viki Vale verliert durch sein rücksichtloses Vorgehen beinahe ihr Leben. Was aus all den Polizisten und Verbrechern wird, die Batman bekämpft, möchte man sich lieber nicht vorstellen. Im besten Fall wohl Krüppel.
Auch die restliche Handlung erinnert eher an "Sin City" als an ein Abenteuer aus dem DC-Universum. Hier werden so viele Leute zusammengeschlagen, verkrüppelt und ermordet - gerade auch von den Guten -, dass man sich teilweise fragt, ob Tarantino-Filme die Inspiration dazu waren.
Neben der Gewaltorgie gibt es leider nicht viel Handlung. Dick Graysons Eltern werden ermordet, keiner weiß warum, alle wollen es aber herausfinden. Und sie werden wohl noch die restlichen der insgesamt zwanzig Episoden brauchen, um Licht ins Dunkel zu bringen. Wenn überhaupt. So langsam, wie sich die Ereignisse entwickeln, scheint die Gefahr groß, dass der Leser auch am Ende der letzten Episode noch jede Menge unbeantwortete Fragen haben wird.
Ausgedehnt wird diese Handlungsarmut durch ständige Sprünge in Zeit und Raum. Mal wird sechs Monate zurückgespult, mal wird die Handlung kurz nach Metropolis verlagert. Diese ständigen Sprünge sind leider notwendig, wollte man nicht komplette Titel der Serie ohne Batman erscheinen lassen. Im Endeffekt wird die Handlung dadurch leider noch wirrer, als sie eh schon ist.
All Star Batman ist ein brutaler Augenschmaus mit einer wirren, dafür aber dünn gesäten Handlung. Fans von Frank Miller dürfte trotzdem ihre Freude haben. Allen anderen, besonders Batman-Neulingen seien als Einstieg eher Titel wie "Hush" (auch bei Panini erschienen und ebenfalls mit den Zeichnungen von Jim Lee) zu empfehlen.