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 Der Kaiser von China


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Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Als Keith und seine Geschwister ihrem Großvater eine Reise schenken, und zwar "wohin er wolle", rechnen sie eigentlich mit einem netten kleinen Urlaub, nicht allzu weit weg. Das Reiseziel, das der ziemlich schwierige Großvater sich aber dann in den Kopf gesetzt hat, lautet China.
Ausgerechnet Keith wird ausgelost, mit dem Großvater zu verreisen, obwohl er gar keine Lust hat - denn der alte Herr ist starrköpfig, besserwisserisch und auch sonst ziemlich eigen. Aber Keith drückt sich um die Reise, wie um so vieles andere in seinem Leben auch, und der Großvater bricht voller Trotz allein auf, gen China - mit dem Auto.

Dann erhält Keith einen Anruf, nicht aus China, sondern aus dem Westerwald. Weiter ist sein Großvater nicht gekommen, bevor ihn der Tod ereilte. Nun soll Keith in den Westerwald fahren, um die Leiche zu identifizieren. Aber zunächst mal muss er seinen Geschwistern, die ihn als Reisebegleitung im fernen China wähnen, eine glaubhafte Geschichte erzählen. Keith erfindet sich sein eigenes China und erzählt in Briefen von der großartigen, spektakulären, anstrengenden und auch anrührenden Reise, die er gemeinsam mit seinem Großvater in China unternimmt …

"Der Kaiser von China" von Tilman Rammstedt ist eine außerordentlich witzige, teils bizarre und immer sehr unterhaltsame kleine Geschichte. Die originellen Lügengeschichten, die Keith seinen Geschwistern und nicht zuletzt sich selbst erzählt, während er in seiner Wohnung unter dem Schreibtisch kampiert - damit niemand merkt, dass er gar nicht verreist ist - sind im Hörverlag als Lesung auf vier CDs erschienen.
Der Autor liest selbst, und - was keine Selbstverständlichkeit ist - er macht es sehr gut. Häufig hebt er am Satzende die Stimme, statt sie zu senken, so dass die vielen Aufzählungen, Keiths Empörung über die Marotten seines Opas und die vielen Erinnerungen aus dessen Leben lebendig und atemlos geraten; man fühlt sich ein wenig an Sven Regeners Art zu lesen erinnert (Herr Lehmann, Neue Vahr Süd, Der kleine Bruder), aber ohne dessen ausufernde Sätze ohne Punkt und Komma.
Die fiktive Reise von Keith und dem schrulligen, aber dennoch geliebten Großvater ist herrlich abenteuerlich, sehr witzig, ohne dabei platt zu sein - bisweilen aber auch anrührend und sogar ein wenig traurig. Sie spiegelt das bewegte Leben von Keiths Großvater wider; eigentlich wird Keith sich erst im Laufe seiner Geschichte darüber klar, was für ein Mensch sein Großvater für ihn war. Dass es sich dabei um eine erfundene Geschichte handelt, macht dem Hörer nicht das Geringste aus, denn nur zu gerne kauft man Keith die liebenswerten Flunkereien ab. So entwickelt sich aus der Reise in das Reich der Mitte bald eine abenteuerliche Liebes- und Lebensgeschichte, die spannend bis zuletzt ist und die durch die locker-leichte Lesung von Rammstedt immer wieder zum Lachen reizt.

Fazit: Kurzweilig, (wort)witzig, charmant - die erfundene Reise eines notorischen Lügners und seines Großvaters ins ferne China ist tolle Unterhaltung für einige Stunden, amüsant und lebendig gelesen vom Autor selbst.

Christina Liebeck



CD | CD-Anzahl: 4 | Erschienen: 01. November 2008 | ISBN: 9783867173711 | Laufzeit: 266 Minuten | Preis: 19,95 Euro

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