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Wer kennt sie nicht - die perfekten Tage, die vielversprechend beginnen, indem man mit falschen Fuß aufsteht, und die das Wort
Pechsträhne neu definieren. Nintendo und die Softwareschmiede Monolith haben die Tragweite eines solchen Tages auf die Dimensionen eines Hollywood?schen Action-Blockbusters vergrößert und das Ganze mit einem kräftigen Schuss an Naturkatastrophen gewürzt und voilà: "Disaster: Day of Crisis" ist angerichtet!
Der Ex-Marine Raymond Bryce trägt eine schwere Bürde mit sich: Während eines Rettungseinsatzes des
International Rescue Teams, dem Ray angehörte, verlor er seinen besten Freund Steve Hewitt im feurigen Schlund eines ausbrechenden Vulkans. Er gibt sich selbst die Schuld an Steves Tod und hat seinen Dienst beim Rettungsteam quittiert, um einen eintönigen Schreibtischjob beim Katastrophenschutz von Blue Ridge City anzunehmen. Ein Jahr später muss sich Ray seinen Ängsten, zur Rettung von Menschenleben möglicherweise unfähig zu sein, schließlich stellen: Die ehemalige US-Spezialeinheit SURGE hat Nuklearwaffen in ihren Besitz gebracht, um die Regierung zu erpressen. Unter ihren Geiseln befindet sich auch Steves Schwester Lisa. Ray erinnert sich an sein Versprechen Steve gegenüber, für Lisa zu sorgen, doch die Ein-Mann-Rettungsaktion endet in einem Desaster: Die Millionenmetropole Blue Ridge City wird von einem verheerenden Erdbeben verwüstet - der Auftakt einer Serie schrecklicher Naturkatastrophen, welche die Vereinigten Staaten heimsuchen. Zwischen Tsunamis und Vulkanausbrüchen, Hurricanes und Feuerstürmen verfolgt Ray, üppig mit Waffen und Bizeps ausgestattet, zielstrebig SURGE, bevor es zur finalen Katastrophe kommen kann ?
Eine Ein-Mann-Armee mit Sixpack und mehr Waffen, als Rambo in seinen besten Zeiten mit sich führen konnte, erpresserische Terroristen mit Nuklearsprengsätzen, groß in Szene gesetzte Naturkatastrophen am laufenden Band - das klingt, als hätten sich Michael Bay und Roland Emmerich zu einem Ausflug in die Videospielindustrie entschieden, um mit ihrem Handwerk zu hausieren. So und nicht anders spielt sich auch "Disaster: Day of Crisis", das sich innerhalb eines einzigen Tages abspielt: Der Spieler steuert Ray durch von Erdbeben verwüstete Straßenschluchten, Flammenmeere in der Untergrundbahn oder ehemals prachtvolle Boulevards, die eine Springflut in reißende Ströme verwandelt hat. Dabei muss sich der Ex-Marine in Acht nehmen, denn nicht nur Mutter Natur will ihm anscheinend ans Leder, auch gegen die zahlreichen Häscher von SURGE muss er sich zur Wehr setzen. So bilden heftige Schusswechseln mit den Terroristen ein zentrales Spielelement. Freispielbare Waffen - das Arsenal reicht von simplen Pistolen bis zum Raketenwerfer - sollen die Sache einfacher und amüsanter gestalten, mit Upgrades können Feuerkraft, Treffsicherheit oder auch die Nachladezeit gesteigert beziehungsweise verringert werden.
Was das Game aus der Masse an Shootern und Action-Adventures der letzten Jahre hervortreten lässt, ist sein am Hollywood-Kino angelehntes Konzept: Wann kam ein Spieler schon in den Genuss, vor einem anrollenden Tsunami zu fliehen, in einem Fahrzeug dem Magmastrom eines ausbrechenden Vulkans um Haaresbreite zu entkommen oder vor Dächern, welche ein Hurrikan von den Häusern gelöst hat, in Deckung zu gehen? Die Katastrophenszenarios werden hierbei gelungen in Szene gesetzt - das gilt vor allem für die Videosequenzen - und auch das Leveldesign steht unter diesem Vorsatz. Ebenfalls unterhaltsam ist die Idee, dem Spieler die Kontrolle nicht nur über eine waffenstarrende Ein-Mann-Armee, sondern nebenbei auch noch über den Lebensretter der Nation (im doppelten Sinne) zu überlassen: Während Ray die bösen Buben mit den Plutoniumböllern verfolgt, muss er immer wieder Menschen aus eingestürzten Gebäuden, reißenden Flüssen oder brennenden Zügen retten und Erste Hilfe in unterschiedlicher Form leisten: Wunden reinigen, Personen mittels Herzdruckmassage retten oder ihnen Nahrung zur Verfügung stellen. Belohnt werden seine Einsätze mit Heldenpunkten, mit welchen die Fähigkeiten des Protagonisten gesteigert werden können.
Klingt doch nach einem richtig guten Action-Kracher für Nintendo Wii, und das ist "Disaster: Day of Crisis" im Grunde genommen auch. Hardcore-Zocker sollten aber weiterlesen, bevor sie mit gezücktem Portemonnaie aufspringen, denn das Game zielt vorwiegend auf die Gruppe der Gelegenheitsspieler ab. Dies haben die Entwickler wohl auch als hinreichende Begründung verstanden, um die 23 Levels ausgesprochen linear aufzubauen; man kann sich in den einzelnen Levels nicht verirren, es gibt zwangsläufig immer nur einen einzigen Weg von einem Areal zum nächsten. Die stets nach demselben Muster konzipierten Konfrontationen mit den SURGE-Kämpfern mögen anfangs noch unterhaltsam sein, doch der Mangel an Abwechslung im Kampfverlauf verwandelt das Ganze schon bald in belanglose Ballereien - zumindest für "echte" Spieler, die mit Controller und Joystick groß geworden sind.
Legt Nintendo die Programmierung eines Spiels in die Hände einer externen Softwareschmiede, kann nicht immer für dieselbe technische Qualität gebürgt werden, wie sie bei Big N Alltag ist. Dies trifft auch auf "Disaster: Day of Crisis" zu: Optisch gibt sich das Spiel solide, bleibt aber weit hinter den Möglichkeiten des Wii zurück. Während sich die Videosequenzen sehen (und dank der perfekten englischen Synchronisation auch hören) lassen können, lautet das oberste Gebot des Leveldesigns: verwaschene Texturen und grafisch unspektakuläre Kulissen; weit davon entfernt, wirklich schlecht zu sein, aber selbst auf Nintendo Gamecube waren eindrucksvollere Grafikspielereien zu bewundern. Der Soundtrack passt sehr gut zu den einzelnen Levels, ohne aber erinnerungswürdig zu wirken. An der Steuerung gibt es keine großen Kritikpunkte, die Tastenbelegung ist durchdacht und funktioniert. Besonders die Fuchteleinlagen zu diversen plötzlich eintretenden Krisensituationen ist vielfältig, das Gameplay nutzt jede nur erdenkliche Einsatzmöglichkeit von Wiimote und Nunchuk. Gerade Spieler, die nicht 25 Stunden täglich vor dem Wii verbringen, haben hier viel zu entdecken.
Ein Spiel wie ein Film! Mit "Disaster: Day of Crisis" liefert Nintendo einen unterhaltsamen Mix aus "The Day After Tomorrow" und "The Rock - Fels der Entscheidung" ab, der sich vor allem an Gelegenheitsspieler richtet und diese richtig zu motivieren weiß. Profizockern wird die Wii-Krisensitzung nur eingeschränkt Spaß bereiten.